Nun ja – nein. Stattdessen kommt der dritte Ableger der Ego-Shooter-Serie für PlayStation 3 und Xbox 360 altbacken und so gar nicht 2011 daher. Die Ausgangssituation ist schnell erklärt. Ein Drogenkartell übt einen Bombenanschlag auf ein amerikanisches Strafverfolgungsgebäude aus. Prompt stellt die US-Regierung ein Spezial-Team zusammen, welches die Sache aufklären soll. Die Mitglieder: Kim Evans (FBI-Agenten mit Straßenvergangenheit), Eddie Guerra (DEA-Agent mit Spielleidenschaft), Ray McCall (LAPD-Cop und Protagonist des ersten Call of Juarez). Die Jagd durch Hinterhöfe, Rotlichtbezirke, Docks und Wälder in New Mexico, L.A. und Arizona beginnt.
Wo bleibt die Innovation?
Nun wählt der schießwütige Käufer des dritten Call of Juarez einen der drei genannten Charaktere, packt drei Waffen ein und schon geht’s rein ins Spielgeschehen – allein oder mit bis zu zwei Freunden im Koop-Modus. Das Spiel bietet übrigens kleine Story-bedingte Unterschiede, je nachdem mit wem man die Kampagne bestreitet. Dann: Ernüchterung. Die Grafik hat sich seit dem Vorgänger trotz neuer Engine kaum verbessert und auch sonst wirkt alles wie schon mal gesehen. Man fährt Auto, legt Bomben und schießt reihenweise Gegner über den Haufen. Nett: Mit jedem erlegtem Schergen füllt sich die Konzentrationsanzeige. Ist die Leiste voll, wechselt das Spiel auf Knopfdruck in den Zeitlupenmodus. Das ermöglicht präzisere Abschüsse und Ausweichmanöver. Und doch fehlt’s dem Gameplay an Innovation.
Die lieblos gestaltete Umgebung macht die Sache nicht besser. Darüber hinaus leidet vor allem die PS3-Version unter dermaßen heftigen Rucklern, die den Spielspaß tatsächlich entscheidend trüben. Zudem wirkt das Geschehen oft unübersichtlich, Gegner sind schlecht zu erkennen und Teamkameraden rennen blind ins Bild. Die Tatsache, dass die Entwickler von Techland auf Deckungsoptionen komplett verzichten, führt zudem frustrierend oft zum Tod. Wenigstens sind die Kontrollpunkte in den 15 Missionen fair gesetzt, sodass jede Schießerei bei Ableben des Helden direkt von vorn beginnt. Der Multiplayer-Modus präsentiert die Standard-Modi, setzt aber keine Akzente. Alles in allem aber solide – genauso wie der Koop-Modus.
Alles schlecht?
Insgesamt gewinnt The Cartel grafisch als auch spielerisch also schon mal keinen Blumentopf. Doch wie sieht’s mit der Soundkulisse aus? Wie auch der Spielfluss leidet auch der Sound unter gelegentlichen Aussetzern. Die deutschen Sprecher machen ihre Sache kaum überzeugend. Schade. Denn obwohl die drei Protagonisten recht starke Charaktere sien könnten und Potenzial hätten, dem Spieler ans Herz zu wachsen, schließt die schlechte Umsetzung jegliches Aufkommen von Stimmung aus. Konversationen zwischen den Charakteren hören sich darüber hinaus oft blechern und unnatürlich an. Dass die Sprecher nur selten Lippensynchron sind, setzt der Sache die Krone auf. Dabei ließe der Country-lastige Soundtrack im Hintergrund durchaus Stimmung aufkommen.
Am Ende bleibt ein altbackener Ego-Shooter, der viel versucht, allerdings nur wenig davon erreicht. Das dürfte wohl niemanden mehr vom Hocker hauen.