entertainweb: John Carter verbindet Live Action mit Animation – was ist interessanter?
Andrew Stanton: Gute Frage. Live Action war ein bisschen interessanter weil es neu für mich war. Tatsächlich habe ich aber länger an der Animation gearbeitet. Ich war wirklich schockiert, als ich bemerkt habe, welchen Aufwand es darstellt, Animation in Live Action einfließen zu lassen. Gleichzeitig war es aber eine tolle Herausforderung und eine ganz neue Art, schließlich habe ich bereits 20 Jahre Erfahrung in Sachen Animation. Es ist wirklich viel Fummelarbeit aber trotzdem sehr erfrischend.
entertainweb: John Carter führt viele verschiedene Einflüsse zusammen. War es ein Problem, die Richtung zu halten?
Andrew Stanton: Ich finde man muss bei den Arbeiten an einem Film den richtigen Ton, die Stimmung finden. Sobald ich eben diese gefunden habe, wird das Ganze sehr instinktiv. Manchmal kann ich das gar nicht in Worte fassen, es geht eher um ein Feeling, das ich rüberbringen will. Sobald ich dieses Feeling gefunden habe, mache ich es zu meinem Maßstab. Genre-Einflüsse sind dabei gar nicht mehr so wichtig.
entertainweb: John Carter hat Größen wie Avatar oder Star Wars beeinflusst. Wie wollen Sie den Leuten erklären, dass John Carter der Ursprung ist?
Andrew Stanton: Das kann ich nicht, ich hoffe du wirst das machen (lacht). Es ist ja nicht so, dass die genannten Filme irgendetwas stehlen. Es sind nicht dieselben Stories wie John Carter, sie wurden lediglich davon beeinflusst. Diese Filme beinhalten ja weit mehr große Einflüsse, John Carter ist lediglich einer davon. Mit Bands ist es ähnlich. Es gibt viele, die im vermeintlich gleichen Bereich anzusiedeln sind. Trotzdem hat jede ihre eigene Note. Es gibt also viel Raum für Interpretation.
entertainweb: Die Story von John Carter ist fast 100 Jahre alt und trotzdem hat sie bislang niemand verfilmt. Was könnten die Gründe dafür sein – abgesehen vom technischen Aspekt?
Andrew Stanton: Ich glaube tatsächlich, dass das der Hauptgrund war. Die Welt ist einfach unglaublich groß und fantasievoll. Einiges davon lässt sich einfach nicht ohne die Animationskomponente darstellen. Die Marsbewohner, die Umgebung – all das ließ sich nicht verwirklichen. Wobei... vielleicht wäre es doch möglich gewesen aber ich bin froh, dass sich bislang niemand der Sache angenommen hat. Denn dann hätte das Ergebnis vielleicht kindlich ausgesehen. Ich wollte das Ganze aber authentisch haben, so wie ich mir die Filmversion immer vorgestellt hatte.
entertainweb: Denken Sie, die Menschen werden Ihre Adaption lieber mögen als das Buchvorbild?
Andrew Stanton: Das ist eine taffe Angelegenheit. Ich hoffe sie mögen beides. Es gibt ja einige John Carter-Bücher. Man kann diese nicht in einem Film oder gar einer Serie von Filmen vereinen. Wir leben natürlich in einer anderen Zeit, als zur Erstveröffentlichung der Bücher. Heute sehen sich die Leute eher Filme an. Mein größtes Anliegen besteht daher darin, den Menschen die Bücher durch meine Filmadaption wieder näher zu bringen.