Dabei existiert die Idee einer Konsolen-Fassung nicht erst seit gestern. Bereits zur Veröffentlichung des Erstlings aus dem Jahre 2007 liebäugelte der Entwickler CD Projekt Red mit dem Gedanken, The Witcher auf Konsolen zu portieren. Daraus wurde bekanntlich nichts, das erste vollwertige Game des polnischen Entwicklers blieb der PC-Gemeinde vorbehalten. Mit dem zweiten Teil der Rollenspielreihe wurde das Vorhaben genau ein Jahr nach der Erstveröffentlichung im Mai 2011 nun umgesetzt und zumindest die Xbox-360-Gemeinde kommt in den Genuss des Open-World-Rollenspiels.
Gelungene Portierung
Ob das verspätete Werk auch auf der Microsoft-Konsole ein Grund zur Freude ist? Und ob, nicht zuletzt weil das Konsolendebüt neben allen DLCs weitere Spielszenen enthält, die das Geschehen vor allem gegen Ende um einiges runder und erklärter wirken lassen. So haben sich die Entwickler die Kritik der Fans zu Herzen genommen und dem Spiel ein ausführliches Tutorial spendiert. Abgesehen von Kampfsystem, Steuerung und Menüführung erklärt die Einführung das Führen von Gesprächen, das Herstellen von Tränken und das Benutzen der verschiedenen Waffentypen und Zaubersprüchen. Eben alle Mechaniken, die der Neuling zum Start beherrschen muss. Aus der im Tutorial gebrachten Leistung generiert das Spiel den passenden Schwierigkeitsgrad. Erwähnenswert: Selbst auf der mittleren Stufe ist The Witcher 2 nichts für ungeübte Spieler.
Ist diese erste Hürde genommen, geht’s rein in die rund 40 Stunden andauernde und drei Akte umfassende Einzelspieler-Kampagne. Als Hexer Geralt von Riva findet sich der Spieler inmitten einer politischen Intrige, geprägt von Rassismus und Gewalt, wieder. Geralt sitzt im Kerker. Der Vorwurf: Er soll dem König den Garaus gemacht haben. Also befreit er sich, um den wahren Königsmörder zu finden. Viel mehr als die Konkurrenz setzt CD Projekt bei der Fortführung der Handlung auf Authentizität. Mord und Gier sind genauso Inhalte des Spiels wie Machtmissbrauch und Verrat – stets verpackt in schön gestaltete Neben- und Hauptaufträge. Die interessanten, überdurchschnittlich gut eingedeutschten, Charaktere unterstreichen die dichte Atmosphäre und sorgen dafür, dass der Spieler stets am Ball bleibt.
Und die Technik?
Technisch kann The Witcher 2 natürlich nicht ganz mit dem PC-Vorbild mithalten. Dafür wirkt die Grafik zu abgespeckt, oft hat das Bild mit Zeilenversatz zu kämpfen und auch die ein oder andere Textur hätte etwas mehr Schärfe vertragen. Trotzdem: Was die Entwickler hier abliefern, wirkt alles andere als halbgar. Die Grafik präsentiert sich, von ein paar Schnitzern abgesehen, erstaunlich detailreich, die Animationen laufen flüssig und die Umgebungen erscheinen detailliert. In jedem Fall lohnt sich jedoch eine Installation auf die Festplatte, der Performance-Optimierung wegen. Wer eine Surround-Anlage sein Eigen nennt, fühlt sich dank glasklarer Effekte und gelungener Sprachausgabe noch mehr ins Spielgeschehen versetzt.
Darüber hinaus spielt sich The Witcher 2 durchaus angenehm mit dem Xbox-360-Pad. Die Menüführung wurde nahezu ideal an die Konsolen-Eingabeperipherie angepasst. Nach kurzer Eingewöhnung hat man sich auch vollends mit der Kampf-Steuerung angefreundet, wenngleich die Zielfunktion ab und an ein wenig bockig daherkommt.