Es gibt allerdings einen, der so seine Probleme mit dem scharfen Lesestoff Jansens hat: Der wahre Urheber von Rorys Roman: ein gebrechlicher Zeitgenosse, schlicht als „Der alte Mann“ betitelt und gespielt von Jeremy Irons. Im unausweichlichen Treffen des wahren Autors und dem, der sich für eben diesen ausgibt, erzählt der alte Mann schließlich seine Lebensgeschichte.
Bradley gerät ins Hintertreffen
Mitgezählt? Genau, drei Handlungsebenen bietet Der Dieb der Worte. Der Wechsel zwischen den ersten Beiden funktioniert noch ganz gut. Die Lesungen Hammonds und Rorys Story greifen ineinander wie zwei Zahnräder. Als dann aber der alte Mann ins Spiel kommt und seine Lebensgeschichte in aller Vollständigkeit erzählt, wird’s unübersichtlich. Zu sehr gerät Rorys Geschichte durch des alten Mannes Schilderungen von Krieg und dem Zerbrechen seiner großen Liebe ins Hintertreffen. Über Clay erfährt der Zuschauer nahezu gar keine relevanten Infos, was ihn letztendlich zum profillosen Erzähler verkommen lässt. Um eine ordentliche Charakterentwicklung zu zeichnen, nehmen die Rückblenden des alten Mannes, die den Zuschauer in den zweiten Weltkrieg verfrachten, einfach zu viel Zeit in Anspruch. Das hätte man auch in weniger Screentime abhaken können.Immerhin: Trotz Zeitsprüngen und Ausschmückungen verstehen es Klugmann und Sternthal, mittels unterschiedlicher optischer Charakteristika die einzelnen Handlungen gut voneinander zu trennen. Auch auf emotionaler Ebene hat Der Dieb der Worte seine Glanzmomente. Zoe Saldana schneidet als verletzte und temperamentvolle Ehefrau, die ihre Zukunft mit ihrem unehrlichen Partner infrage stellt, bravourös ab. Jeremy Irons gibt den alten Mann, der sich eingestehen muss, seine Kunst seiner großen Liebe vorgezogen zu haben, mit so viel Leidenschaft, dass beim Zuschauer eine bittersüßes Gefühl der Unvollständigkeit zurückbleibt.