Michael Bay serviert mit Pain and Gain aufgepumpte Action mit Mark Wahlberg und Dwayne Johnson. Nun ist der Film auch fürs Heimkino zu haben - leider ohne Bonusmaterial
Für
Michael Bay-Verhältnisse herrscht bei Pain and Gain zugegebenermaßen ein fast gewagter Ansatz. Keine Roboter, kein richtiges Action-Spektakel. Stattdessen: 90er-Jahre-Flair in Miami und ein Haufen hirnloser Bodybuilder, die mehr vom Leben wollen. Zu diesem Zweck wird ein gewagter Coup gestartet. Initiator des Verbrechens ist der Fitnesstrainer Lugo (
Mark Wahlberg). Er hat die Nase voll von seinem durchschnittlichen Dasein, vom akuten Geldmangel und vom ausbleibenden Ansehen. Schließlich ist er ein Doer, ein Macher, und kein Don’t-er. So hat er es ja auch im Motivationstraining gelernt. Also beschließt er, mit seinen nicht weniger gestählten Freunden Paul Doyle (
Dwayne Johnson) und Adrian Doorbal (
Anthony Mackie) den stinkreichen Victor Kershaw (
Tony Shalhoub), einer Lugos Klienten, zu entführen und ihm seine Kohle herauszuleiern. Kaum ist der Plan gefasst, beginnt er schon zu scheitern. Nicht nur, dass sich der Mucki-Dreier schon beim Entführen der Zielperson selten dämlich anstellt. Als Kershaw schließlich doch geschnappt wird, freundet sich der naive Doyle mit der Geisel an, während Lugo erkannt wird und langsam die Kontrolle über die Extremsituation verliert. Klingt schräg, basiert aber auf einer wahren Begebenheit. Auch wenn es Bay mit dem Details nicht so genau nimmt.
Mark Wahlberg als pumpender Macker
Auch ohne großen Krawall und Multimillionen-Budget macht
Pain and Gain schnell klar: Das ist ein echter
Bay. Auf die Augen gibt’s scharfe Sportwägen, pralle Brüste und Muskeln in Großaufnahme. Auf die Ohren Lugos Stimme aus dem Off, die großspurige Geschichten über Macher-Mentalität erzählt, die nur so vor Selbstüberschätzung und übertriebenem Patriotismus strotzen. Richtig identifizieren vermag man sich als Zuschauer mit so einem „Helden“ natürlich nicht, was auch für seinen testosterongeladenen und teilweise impotenten Anhang gilt. Da wird schnell mal ein schwuler Priester vermöbelt, Frauen als „Pussys“ tituliert und auch sonst kein Stammtisch-Klischee ausgelassen.
Dazu fehlt es
Pain and Gain eindeutig an einem roten Faden. Erst Klamauk, dann irgendwie Thriller, Krimi und dazwischen richtig brutal, ohne an eine Überstilisierung, wie sie beispielsweise
Tarantino innehat, hinzukriegen. Ob das Satire sein soll? Gut möglich. Die Zutaten sind schließlich – trotz wahrer Begebenheit – vorhanden. Was
Bay allerdings nicht schafft, ist, den richtigen Ton zu treffen, wenn sich die Schlinge um die Hälse der Protagonisten zuzieht und die Handlung derber wird. Statt schönen schwarzen Humors serviert der Regisseur einfach nur krasse Szenen, bei denen sich der Zuschauer der Emotionen, die die Bilder hervorrufen sollen, einfach nicht sicher ist und diese folglich nicht aufkommen. Es gehört eben doch ein gewisses Feingefühl dazu, wenn vermeintlich harte Handlungspunkte zum Lachen veranlassen sollen. Aber vielleicht ist manches ja doch ernstgemeint. Ist
Bay doch für seine Pro-USA/Hirn-aus-Stilmittel bekannt.
Bombast ohne Maschinen
Die Bilder stimmen wiederum, das 90er-Jahre-Flair fängt
Michael Bay mit seinen überproportionalen Kameraeinstellungen, dem Bombast, den allein die Körper der Protagonisten ausstrahlen, super ein. Bauchtäschchen, weiße Turnschuhe und die zugehörige Musik geben den Rahmenbedingungen den letzten Schliff. Die passende Charakterzeichnung fehlt aber. Während es sonst möglich ist,
Bays prägende Stilmittel einfach als Fiktion abzutun, schwebt hier das „Basierend auf wahren Begebenheiten“ über der Handlung. Und deshalb wäre etwas mehr Feingefühl angebracht gewesen – auch wenn die Story-Vorlage zu
Pain and Gain zugegebenermaßen recht bizarr daherkommt.