Es hat sich einiges verändert seit dem Serienstart. Wir erinnern uns: Anfangs eher unbeholfen in die Drogenszene gerutscht, haben sich Walt (Bryan Cranston) und Jesse (Aaron Paul) zu fiesen Typen wider Willen entwickelt. Ursprünglich noch recht naiv in ihrer Herangehensweise, haben die Beiden mittlerweile die zweifelhafte Entwicklung zu professionellen Gangstern vollzogen. Sie arbeiten bedachter, haben sich mit dem Restaurant-Betreiber Gustavo Fring (Giancarlo Esposito), auch Gus genannt, einem echten, wenn auch eher untypischen Drogenboss angeschlossen und machen selbst vor Mord keinen Halt mehr.
Keine Gnade
Man könnte sagen, dass sich Walter und Jesse über die drei vorhergegangenen Staffeln ein organisiertes Verbrechens-Netzwerk aufgebaut haben. Wer die dritte Staffel gesehen hat, weiß: Eben dieses Geflecht droht sich nun aufzulösen. Der Grund: Der „Arbeitgeber“ Gustavo traut seinen beiden Untergebenen nicht mehr. Als er mit dem überdurchschnittlich begabten Chemiker Gale Boetticher (David Costabile) auch noch einen Ersatz für die beiden Meth-Köche Jesse und Walt findet, sehen diese ihr Leben in Gefahr. Walt fasst daraufhin einen Plan: Gale muss sterben, damit sein Leben und das von Jesse gesichert sind.
Nach dem Tod Boettichers tastet sich Walts Schwager und DEA-Agent Hank (Dean Norris) langsam aber sicher zurück ins Leben. Obwohl sein Alltag weiterhin von Spannungen zwischen ihm und seiner Frau geprägt ist, und ihm obendrein seine invaliden Beine zu schaffen machen, wagt sich der Cop an neue Ermittlungen. Ganz oben auf seiner Liste: Heisenberg, das Pseudonym seines Crystal-Meth-kochenden Schwagers Walter. Während der Zuschauer in vergangenen Folgen stets mit der Angst zu kämpfen hatte, Walts Frau Skyler (Anna Gunn) würde Wind von den kriminellen Machenschaften ihres Mannes bekommen, schlägt sich diese nun sogar auf die Seite ihres Gatten – und kümmert sich mittels der neu erworbenen Waschanlage um die Geldwäsche –wie passend. Schließlich ist Walt mit einem steuerfreien Jahreseinkommen von ungefähr sieben Millionen US-Dollar mittlerweile Großverdiener. Doch genau diese Tatsache lässt den Protagonisten immer unvorsichtiger werden. Er kauft seinem Sohn ein sündteures Auto, trinkt Champagner und scheint nach und nach den Blick für die Realität zu verlieren. Er sinkt immer noch tiefer in den Sumpf der Kriminalität. Daraus schöpft die Darbietung immer wieder neue Spannung.
Den Vorgänger übertroffen
Serien-Schöpfer Vince Gilligan zeichnet den Niedergang und letztlich die Wertlosigkeit der einzelnen Charaktere und deren Leben in Staffel Vier so schonungslos wie nie zuvor. Der ohnehin zum Schneiden dichten Atmosphäre verleiht er mit fesselnden Konversationen und unvorhersehbaren Twists noch mehr Authentizität. Die durch die Bank authentischen Schauspieler erledigen den Rest.
Längen? Vielleicht ein paar, letztlich entpuppt sich aber nahezu jede gesprochene Zeile als wichtig für spätere Geschehnisse. Ja, Breaking Bad hat sich die Bezeichnung „Unberechenbar“ groß auf die Fahne geschrieben und mit Staffel Vier wird dieses Attribut deutlicher als je zuvor. Bleibt nur zu hoffen, dass die finale fünfte Staffel an die Qualität der aktuellen anknüpfen kann. Wirft man einen Blick auf die bisherige konstante Steigerung von Staffel zu Staffel, so stehen die Chancen darauf schon mal nicht schlecht.