Der ganzen Sache angenommen hat sich Jurassic-Park-III-Regisseur Joe Johnston. Seine Interpretation des Marvel-Vorbilds als Comic ist zeitgemäß, nicht zu aufgeblasen oder patriotisch. Doch erst mal ein kleiner Einblick in die Geschichte für all diejenigen, die den Sterne und Streifen als Outfit tragenden Captain bislang verpasst haben.
Steve Rogers wird zum Captain
Es ist das Jahr 1942, der zweite Weltkrieg tobt und der junge Amerikaner Steve Rogers will auch seinen Teil zum Kampf gegen die Nazis beitragen. Das Problem: Steve ist ein Loser, wird von Gleichaltrigen in Hinterhöfen verprügelt und ist kleiner und schmächtiger als andere Jugendliche. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, der Army beizutreten wird schließlich der übergelaufene deutsche Arzt Dr. Abraham Erskine (Stanley Tucci) auf Rogers aufmerksam. Er lässt Steve für den Dienst an der Waffe zu, dieser muss im Gegenzug an einem Experiment teilnehmen, das ihn anschließend zum Supersoldaten macht.
Ebenfalls beteiligt: Die Engländerin Peggy Carter (Hayley Atwell) und Colonel Chester Phillips (Tommy Lee Jones). Kurz danach wird Erskine von einem Handlanger des Nazis Johann Schmidt aka Redskull (Hugo Weaving) ermordet – und mit ihm die Formel, die Steve zum Muskelpaket gemacht hat. Etwa zur selben Zeit reißt sich Schmidt ein uraltes Artefakt unter den Nagel, das auch ihm besondere Kräfte verleiht. Nach einigem Geplänkel als Filmstar in Propagandafilmen (Die Regierung will, dass Rogers in Sicherheit bleibt, bis die Formel rekonstruiert wurde) erfährt der Captain, dass sein bester Kumpel Bucky (Sebastian Stan) im Kampf gegen Red Skull) verschwunden ist. Er macht sich im Alleingang auf die Suche.
Weniger Patriotismus, mehr Action!
Nun steht der Name Captain America an sich ja schon für ungebändigten, amerikanischen Patriotismus. Und eben dieser wird abseits der Landesgrenzen der USA eben gerne mal missverstanden oder als übertrieben ausgeprägt wahrgenommen. Wohl gerade deshalb präsentiert Joe Johnston mit The First Avenger eine gemäßigte, zeitgemäßere Version des ursprünglich Nazi-tötenden, Kommunisten-zerstörenden personifizierten Amerikas. Im Gegenteil: Das hier lässt sich eher als politisch gemäßigt einstufen. Klar, der Name steht für sich. Dennoch schaffen Johnston und Drehbuchautor Christopher Markus einen leicht zu konsumierenden und unterhaltsamen Kinofilm, der außer gestörten Hitler-Fans keinem auf den Schlips tritt und niemandem wehtut. Mehr noch: er erlaubt sich sogar einige Seitenhiebe auf die amerikanische Propaganda im TV. Dabei durchweg schön und unterhaltsam in Szene gesetzt, zumal die Akteure allesamt mit ihrer schauspielerischen Leistung glänzen.
Vor allem Hauptdarsteller Chris Evans sowie Tommy Lee Jones in der Rolle von Colonel Chester Phillips sorgen mehr als nur einmal für grinsende Gesichter und lockern das Geschehen damit ungemein auf. Doch leider hat der Film auch ein paar Schwächen. So hätte man sich als Fan des Superhelden-Genre schon ein paar emotionalere Momente gewünscht – vor allem zwischen dem Captain und seiner Herzdame Peggy. Auch für einen genaueren Blick auf die Freundschaft zwischen Steve und Bucky bleibt vor lauter Action kaum Zeit. Die kann sich dafür durchweg sehen lassen und sorgt mehr als nur ein Mal für offene Münder. Bei allzu heroischen Momenten verspürt der Fan im Kino sogar das Bedürfnis zu klatschen. Es ist eben einfach der Captain. Ein paar ruhigere Momente hätten den Spannungsbogen aber noch weit mehr spannen können.
Solide Leistung
Übrigens: Wer vorhat, sich The First Avenger in stereoskopischem 3D zu Gemüte zu führen, dem sei gesagt, dass die Darbietung mit Tiefeneffekt keine Berge versetzt. Zwar ist das Ganze in 3D schon schön anzuschauen, umhauen wird die Darbietung allerdings keinen. Liegt wieder mal daran, dass das Material in 2D aufgenommen, nachträglich aber in 3D konvertiert wurde. Am Ende bleibt ein Superhelden-Film, welcher der Comicvorlage absolut gerecht wird und trotz kleinerer Schwächen gut unterhält. Fans kommen daran sowieso nicht vorbei!