Tom Hanks als Geisel
Das amerikanische Containerschiff Maersk Alabama erhält wenige Tage nachdem es in See sticht Hinweise auf mögliche Piratenangriffe. Captain Richard Phillips (Tom Hanks) nimmt seine Aufgabe ernst und lässt seine unbewaffnete 20-köpfige Crew eine Notfallübung absolvieren, aus der schnell ernst wird, als auf dem Radar zwei Schiffe auftauchen. Allen Abwehrmanövern zum Trotz, gelangen vier somalische Piraten auf die Alabama. Ihr Anführer: Muse (Barkhad Abdi). Seine Komparsen: Bilal (Barkhad Abdirahman), Najee (Faysal Ahmed) und Elmi (Mahat M. Ali). Die Piraten fordern einen Geldbetrag in Millionenhöhe, doch die Alabama hat lediglich 30.000 Dollar an Bargeld im Tresor. Das ist den Räubern zu wenig. Phillips versucht mit den Somaliern zu verhandeln, doch die Situation eskaliert. Die Piraten türmen mit dem winzigen Rettungsboot der Alabama und nehmen Phillips als Geisel mit.
Objektiv betrachtet
Völlig aus eigenem Willen handeln die Seeräuber nicht, sie werden viel mehr von wirtschaftlichen Zwängen und somalischen Warlords unter Druck gesetzt, was zu Beginn des Films auch gut erklärt wird. Regisseur Paul Greengrass streift die problematische Thematik, ohne auf Mission zu gehen, stellt die Täter nicht als bloße Fieslinge dar, sondern deutet auch ihre Beweggründe an. Ganz an das starke Profil des wieder mal auf Referenzebene agierenden Tom Hanks kommen die Piraten-Darsteller aber nicht heran. Greengrass’ Anspruch, Situationen objektiv und aufgeklärt darzustellen, gelingt ihm deshalb nicht vollends. In Anbetracht der starken Inszenierung, die hier neben sauber pointiertem Drehbuch durch wacklige Kameraeinstellungen und nervenaufreibende Cuts erzielt wird, fällt dieser Umstand aber nur minimal ins Gewicht. Hanks, der klar als Handlungsanker dient, verkörpert Phillips erst als einen mit allen Wassern gewaschenen Seefahrt-Profi. Nur, um den anfangs so selbstbewussten Charakter anschließend im klaustrophobisch engen Rettungsboot in eine gemarterte und verzweifelte, aber niemals resignierende Geisel münden zu lassen.In der finalen Szene, als die tagelange Tortur-Fahrt schließlich auf dramatische Weise zu Ende geht, brechen die Emotionen über den titelgebenden Protagonisten herein und lassen den Zuschauer gleichermaßen schockiert und ergriffen zurück.