Die Reise zur neuen Erde
Die Reise, auf die sich Cooper begibt, ist in vielerlei Hinsicht eine ungewisse. Falls die Mannschaft – bestehend aus den Astronauten und Wissenschaftlern Doyle (Wes Bentley), Romily (David Gyasi) und Brands Tochter Amelie (Anne Hathaway) – einen bewohnbaren Planeten findet: Wer darf mit? Ist es logistisch überhaupt möglich, einen Teil der Erdbevölkerung zur Erde 2.0 zu transportieren? Sieht die Mission überhaupt vor, dass Menschen nachkommen? Falls nicht, hätte Cooper seine Tochter eiskalt im Stich gelassen. Schließlich hat er ihr versprochen, eines Tages zurückzukehren. Und dieses Versprechen schimmert als Handlungsbasis immer wieder unter der Science-Fiction-Oberfläche hindurch. Ein für Nolan ungewöhnlicher Ansatz, dessen vergangenen Filmen oft eine gewisse emotionale Kälte vorgeworfen wurde.Im ersten Filmdrittel widmet sich das Drehbuch, welches Nolan mit seinem Bruder Jonathan ausgeheckt hat, ausgiebig den Figuren. Interstellar erhält dadurch einen gewissen Familiendrama- und Katastrophenfilm-Anstrich, der erst mit zunehmender Spieldauer immer stärker mit Science-Fiction-Grundlagen verschmilzt. Mit dem Handlungsverlauf erhalten zudem die Wurmloch-Theorie von Kip Thorne oder die Relativität der Zeit mehr und mehr Gewicht. Während Cooper und sein Team zum Beispiel eine Stunde lang Station auf Planet A machen, gehen auf Planet B Jahrzehnte ins Land. Das Ausmaß derartiger Phänomene versteht die 1A-Darstellerriege schauspielerisch grandios auf den Punkt zu bringen. Bei fünf Oscar-Preisträgern ist das auch kein Wunder. Nolan drückt zu Gunsten der Schauspielerei und Handlung etwas auf die Bombast-Bremse. Statt überbordenden Effektorgien verlässt sich der Regisseur bei Interstellar mehr denn je auf authentische Setdesigns und Hans Zimmers Soundtrack. Gedreht wurde übrigens auf klassischem 35- und 70-Millimeter-Material, was Interstellar zum passenden IMAX-Streifen macht. Auf 3D verzichtet der Regisseur komplett.