Alte und neue Helden
Aber wo sich die dunkle Seite der Macht regt, ist auch die helle nicht weit – wie eine alte Rebellen-Weisheit lauten könnte. In Das Erwachen der Macht liegt letztere neben dem Droiden BB8 in Form des desertierten Stormtroopers Finn, charmant planlos gespielt von John Boyega; Daisy Ridley als Einsiedlerin Rey, die es mit ihren Skills am Steuerknüppel gar mit Han Solo (Harrison Ford) aufnehmen kann – und für die das Universum noch mehr parat hält. Abrams setzt bei seinem Cast bekanntlich auf eine Mischung aus Frischlingen, die hier aber allesamt auf hohem Level agieren, und alten Helden. Hier stechen neben Chewbacca-Darsteller Peter Mayhew vor allem Carrie Fisher als Leia oder Harrison Ford als Han Solo hervor. Die Auftritte der gealterten Prinzessin sind zwar rarer als in der ursprünglichen Trilogie, ihre Screentime nutzt Abrams aber, um die Geschichte im richtigen Moment mit Emotionen aufzuladen, um sie dann zum richtigen Plotpoint zu zünden. Harrison Ford versprüht auch im Rentneralter noch den typischen Han Solo-Charme, unter dessen Fassade aber immer wieder die Wunden der Vergangenheit aus Reue und Bedauern hervorblitzen.
Star Wars-Veteranen
Aber Star Wars 7 ist natürlich keine Charakterstudie geworden. In erster Linie ist Das Erwachen der Macht ein Science-Fiction-Film alter Tradition in gewohnter Struktur. Was mit Sicherheit auch daran liegt, dass Drehbuchautor Lawrence Kasdan schon an Das Imperium schlägt zurück (Episode 5) und Die Rückkehr der Jedi-Ritter (Episode 6) beteiligt war. Das Skript erinnert aber – wohl durch George Lucas’ Beraterrolle – streckenweise eher an Episode 4: Eine neue Hoffnung. Das kann man als Reminiszenz verstehen, wofür auch die immer wieder auftauchenden Trickblenden sprechen. Kasdan lockert seine Geschichte immer wieder mit Gags auf, ohne die heroischen Momente damit herunterzuspielen. Aber wenn Han dem unerfahrenen Finn erklärt, was es mit der Macht auf sich hat, ist das einfach ähnlich erfrischend wie die klassisch neckischen Dialoge zwischen Han und Chewie.So oder so: Trotz der ein oder anderen Länge kriegt der Plot immer gerade noch rechtzeitig die Kurve, um als eigenständig genug durchzugehen. Abrams und Konsorten sind hier aber definitiv keine Risiken eingegangen und liefern Bombast und Krawall. Die Fans dürften dem wohlgesonnen gegenüberstehen. Die Action-Schippe, die J.J. Abrams im Vergleich mit der Ur-Trilogie drauflegt, kann sich vor allem in Sachen Effektgewalt sehen lassen. Set- und Kostümdesign, der geliebte Orchester-Soundtrack, Weltraumschlachten samt Special-Effects – all das spielt hier auf Referenz-Niveau und kommt visuell durch den meist unaufdringlichen, doch im richtigen Moment mit Pop-Outs arbeitenden 3D-Effekt besser als je zuvor.