Adrenalin im Minutentakt
Sebastian findet sich in einem völlig verdreckten Keller wieder, angehängt an ein Seil. Um ihn herum liegen Leichenteile und am schlimmsten: ein riesiger Typ mit Ledermaske malträtiert einen leblosen Körper mit einem Beil. Nach einigen Mühen kappt Sebastian schließlich das Seil. Soll er sich aber jetzt mit dem Horror-Hünen anlegen? Lieber nicht. Stattdessen wird in den Schleichmodus gewechselt und die Biege gemacht. Beim Gang durch die Ausgangstür wird jedoch Alarm ausgelöst und der Maskierte rennt plötzlich mit einer Kettensäge wie ein Wahnsinniger hinter Sebastian her – und erwischt ihn! Wer dann zu langsam handelt, wird vom Widersacher in einer kurzen Sequenz einen Kopf kürzer gemacht.
Nichts für schwache Nerven. Und derartige Situationen sind tatsächlich die Regel bei The Evil Within. Ständig hat man das Gefühl, gleich von Irren, Monstern, Zombies oder sonstwelchen Widersachern angegriffen zu werden. Mit ständigem Kloß im Hals navigiert man Sebastian also aus der Third-Person-Ansicht durch die verschiedensten Gebiete. Etwa Herrenhäuser, Fabriken oder verlassene Dörfer. Dabei wechseln sich die eingangs erwähnten Horror-Abschnitte mit einer Vielzahl an verstörenden Kreaturen mit wenigen, etwas actionlastigeren und optisch leichter verdaulichen Abschnitten ab. Dazwischen: Kleinere Logik- und Schalterrätsel, die keinen überfordern, jedoch zur Auflockerung reichen. Doch auch wenn sich der Horrorgehalt unterscheidet: Das Team um Mikami schafft es, das Spannungslevel konstant hoch zu halten.
Oldschool-Horror
Spielerisch wirkt das in etwa wie bei Resident Evil 4 – übrigens der letzte Teil, bei dem Mikami an Bord war. Mit dem Unterschied, dass Munition und Medikits – hier in Form von Spritzen – derart knapp bemessen sind, dass Kämpfe oft den sicheren Tod bedeuten. Besser: Schleichen. Und die untote Gegnerschaft hinterrücks mit dem Messer oder Fackeln niederstrecken. Aber Obacht: Letztgenannte lassen sich nur einmalig nutzen. Auch ist die Spielwelt gespickt von Fallen, Bomben und sonstigen Stolpersteinen, die Sebastian bei Unachtsamkeit schnell das Leben kosten – aber bei Entschärfung wertvolle Komponenten beherbergen, die sich anschließend zum Fallenbau oder als Munition für die Armbrust nutzen lassen. Aber auch sonst schlummern in der Welt von The Evil Within Items, die es zu sammeln lohnt. Etwa Notizen, die die Hintergründe der zwar spannenden aber etwas vorhersehbaren Story erläutern. Oder grünes Gel, mit dem sich Fähigkeiten wie maximale Gesundheit, Magazingröße oder Ausdauer verbessern lassen.
Grafik und Sound
Entwickler Tango Gameworks setzt für The Evil Within bewusst auf klassische Horror-Spiel-Mechaniken. Allerdings kommt der Oldschool-Ansatz nicht nur in Sachen Gameplay durch, sondern auch optisch. Während das Design mit coolen Ideen und allerhand Verstörendem gefällt, wirkt die Grafik wie aus der letzten Konsolengeneration. Das passt zwar zum Ansatz, The Evil Within auch optisch wie ein traditionelles Horrorspiel wirken zu lassen. Dennoch hätten wir uns weniger matschige Texturen und geschmeidigere Animationen gewünscht.Die deutschen Sprecher gehen zwar in Ordnung, allerdings hat man auch schon Besseres gehört. Eine englische Sprachausgabe fehlt komplett, dafür liefert The Evil Within ansonsten die perfekte Sounduntermalung zum Spielgeschehen inklusive nervenaufreibender Sounds.