Dafür mit einer anderen kranken Idee. Im dritten Teil von WB Games’ F.E.A.R.-Reihe soll nun nämlich der Ursprung allen Übels ins Gras beißen: die Mutter Alma. Wir erinnern uns: Alma gebar als Ergebnis des Project Origin zwei Supersoldaten, ausgestattet mit telepathischen Fähigkeiten, wobei nur einer von beiden in der Lage ist, wirklich davon Gebrauch zu machen. Nun ist die genetisch veränderte Höllenbraut wieder schwanger – was ihren beiden Söhnen ein Dorn im Auge ist… oder doch nicht? Die Frage, die es in der rund sieben Stunden andauernden Kampagne zu beantworten gilt.
Weniger ist manchmal mehr
Das Spieler übernimmt dabei die Rolle von Pointman. Also dem Sohn, der mehr auf Feuerkraft setzt, denn auf Übermenschliches und schießt sich aus der Ego-Perspektive durch acht Kapitel, gespickt mit reihenweise Gegnern und verwirrenden Visionen. Dabei setzen die Jungs und Mädels vom Entwicklerstudio Day 1 auf die richtige Mischung aus beinharten Feuergefechten und beängstigenden Schockmomenten. Erstere haben’s vor allem im Koop-Modus in sich, den Freunde der Horror/Shooter-Kreuzung wahlweise über Netzwerk oder per Splitscreen zu zweit an einer Konsole antreten können. Super!
Wer schon mal einen Ego-Shooter gespielt hat, findet sich mit der eingängigen, nicht zu überladenen Steuerung übrigens sofort zurecht. Allgemein scheint sich der dritte F.E.A.R.-Teil mehr auf traditionelle Shooter-Komponenten zu besinnen, denn weiter auf den Genremix aus Shooter und Horror zu bauen. Eine Tatsache, die sich direkt im Hauptmenü bemerkbar macht, denn: ein zweiter Spieler kann jederzeit mit ins Geschehen einsteigen. Das Motto lautet also: mehr Multiplayer-Action, weniger Gruselstimmung. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern wurde der Horroranteil nämlich ein beträchtliches Stück zurück gefahren. Wer hier ein Silent Hill aus der Ego-Perspektive erwartet hat, liegt also eindeutig falsch. Das soll allerdings nicht heißen, dass F.E.A.R. 3 deshalb weniger spielenswert ist.
Es vermag neben den neuen Gameplay-spezifischen Aspekten lediglich mehr mit kranken Ideen, verwirrenden Sounds und der dadurch entstehenden Absurdität Stimmung aufzubauen, denn mit klassischen Horror-Effekten, wie sie beispielsweise die Dead-Space-Serie oder ältere Resident-Evil-Teile zelebrieren.
Ein Fest für die Ohren
Zum besagten, abgeschraubten Flair trägt der Sound einen nicht gerade unbeträchtlichen Teil bei. Verwirrende Schreie, undefinierbares Knarzen und peitschende Elektrosounds wechseln sich ständig ab und bilden so einen mehr als authentischen Klangteppich – sowohl für hitzige Schusswechsel, als auch für die selteneren, ruhigeren Passagen. Vor allem Besitzer hochwertiger Surround-Anlagen kommen hier voll auf ihre Kosten.
Horror ohne Blut?
Auf die Ohren gibt’s also schon mal ein ordentliches Brett. Doch wie sieht’s mit den Augen aus? Da verhält sich das dritte F.E.A.R. eher dezent. Zwar wissen Effekte, Charakter- und Umgebungsdesign Serien-typisch zu gefallen, echte Innovationen bringt das Ding allerdings nicht mit sich. Davon wird sich allerdings kaum jemand den Spaß an der düsteren Hetzjagd nehmen lassen. Die Tatsache, dass F.E.A.R. 3 für die Deutschland-Veröffentlichung erheblich gekürzt wurde, bereitet einem da schon eher Bauchschmerzen. Abgetrennte Gliedmaßen, Blut – das alles fiel der Schere zum Opfer. Sogar die Körper erledigter Gegner lösen sich nach einiger Zeit in Luft auf. Wer auf Splatter-Effekte nicht verzichten will, greift zum Import aus dem nahen Ausland. Ansonsten wirft WB Games hiermit eine mehr als runde Packung an Shooter-Kost, gepaart mit einer feinen Brise Horrorstimmung auf den Markt.