Doch was genau stellt Golden Abyss eigentlich dar? Nun, es entstand zumindest nicht in den heiligen Hallen von Entwickler Naughty Dog, die für die Ableger für die PlayStation 3 verantwortlich waren. Die treibende Kraft dieses Mal: Bend Studio. Wer jetzt schon Ausverkauf und mindere Qualität wittert, muss sich eines Besseren belehren lassen.
Doch zunächst zu den Story-Eckdaten: Angesiedelt noch vor den Geschehnissen des Erstlings Drakes Schicksal nimmt Golden Abyss die Spieler mit nach Zentralamerika. Protagonist Nate will dort seinem Kumpel Dante helfen, Hinweise zu einem uralten Schatz zu entschlüsseln, der in den Tiefen des Dschungels verschollen ist. Dantes Auftraggeber ist Ex-General und Oberbösewicht Guerro, der natürlich nichts Gutes im Schilde führt und mit dem Schatz seine fragwürdigen Machenschaften finanzieren will. Schon bald befindet sich somit auch der Protagonist in einem Gestrüpp aus Lügen und Gier. Die einzige Konstante: Marisa Chase, eine junge Archäologin, mit der Nate zusammenarbeitet.
Alles beim Alten?
Ihr seht, auf den ersten Blick wirkt Golden Abyss wie die Ableger für die PlayStation 3. Als Nathan Drake schießt, klettert und rätselt sich der Spieler durch wuchernde Wälder, finstere Höhlen und Gräber. Dank der beiden Analogsticks der Vita gleicht das Spielgefühl tatsächlich dem der ersten drei Teile für PS3. Der Unterschied: Um die Vita-Eigenheiten hervorzuheben, garniert Sony das bewährte Prinzip mit einigen Touchfunktionen. Mittels Nachziehen der auf dem Bildschirm angezeigten Pfeile kann man beispielsweise wegversperrendes Gestrüpp zersäbeln, Granaten werfen oder Puzzle zusammensetzen. Teils recht logisch platziert, wirken die Anfass-Funktionen zwar die meiste Zeit innovativ, fühlen sich allerdings teils auch aufgezwungen an. Warum lässt sich beispielsweise ausschließlich per Touchscreen durchs Menü navigieren, nicht aber mittels Steuerkreuz? Die Antwort kennen wohl nur die Entwickler von Bend Studio. Der Ansatz, mittels Bewegungssensoren der Vita Gegner aufs Korn nehmen zu können, gefällt hingegen sehr gut - kann aber auch abgeschaltet werden.
Pflichtkauf?
Wenig zu meckern gibt’s auch bei der Präsentation. Heftige Feuergefechte, Rätselpassagen und spannende Zwischensequenzen in gewohnt cineastischer Manier halten sich die Waage. Wenngleich die PS3-Ableger etwas kinoreifer daherkommen. Insgesamt kommt Uncharted im Hosentaschenformat seinen großen Geschwistern auf PS3 aber schon sehr nahe, was durch die traditionell tolle Synchronisation sowie passenden Abenteurer-Soundtrack noch unterstrichen wird.
Was am Ende bleibt, ist die Gewissheit, dass Sony eben keinen lieblosen, wenn auch nicht fehlerfreien Ableger einer großen Serie für die kleine Konsole liefert. Viel mehr fühlt sich Golden Abyss wie ein vollwertiges Uncharted an, das obendrein die Power des neuen Sony-Handhelds demonstriert wie kaum ein anderer Starttitel. Wer eine PS Vita sein Eigen nennt, kommt hieran nicht vorbei.