Das bewiesen schließlich die nicht überzeugenden Episoden Castlevania 64 (N64, 1999) sowie Castlevania: Legacy of Darkness (N64, 1999). Doch bei Lords of Shadow ging der japanische Spielehersteller trotz 3D kein Risiko ein, um vor allem Spieler in der westlichen Welt zu überzeugen: Entwickelt wurde die neueste Ausgabe von dem spanischen Studio MercurySteam, das Unterstützung von Hideo Kojima (Metal Gear Solid) höchstpersönlich erhielt.
Eine neue Geschichte
Auch bezogen auf die Geschichte werden bei Castlevania: Lords of Shadow nicht nur Kenner des Franchises angesprochen, da diese zwar das grundsätzliche Thema aufgreift, aber kein Vorwissen abverlangt. Angesiedelt ist die Handlung in einem finsteren Kapitel des europäischen Mittelalters. Gabriel Belmont muss miterleben, wie seine Frau Marie ermordet wird. Logisch, dass er Rache schwört und all diejenigen brutal vernichtet will, die ihm dieses Leid angetan haben. Von seinem Freund Zobek erfährt er schnell die Wurzel allen Übels: Die mysteriösen Lords of Shadow müssen zur Verantwortung gezogen werden, außerdem besitzen sie Teile der „The God Mask“. Mit dieser kann man nicht nur die Welt beherrschen, sondern auch die Toten zum Leben erwecken. Vielleicht also auch Gabriels Frau?
Die Story wird dramatisch und fesselnd inszeniert. Natürlich steht dennoch die eigentliche Action im Vordergrund. In über 50 Abschnitten macht sich Gabriel auf die Suche nach den Lords of Shadow, zahlreiche widerliche Kreaturen stellen sich ihm allerdings in den Weg. Glücklicherweise wurden ihm allerlei Talente in die Wiege gelegt, die er nun an den Gegnern anwenden kann. Mit dem so genannten Combat Cross hangelt er sich nicht nur über Abgründe, er darf dieses ebenfalls als effektives Metzelwerkzeug einsetzen.
Zusammen mit seinen Sekundärwaffen, darunter silbernen Dolchen oder Weihwasser, kann er mehr als 40 Kombo-Attacken ausführen und für eine wahre Zerstörung sorgen. Abgerundet wird das Repertoire durch das Anwenden von weißer und schwarzer Magie, mit der man sogar Geister beschwören kann. Ja, das erinnert sicher nicht zufällig an ein God of War, und schaut man sich die Geschicklichkeitspassagen an, riecht Castlevania: Lords of Shadow ein wenig nach Prince of Persia oder Uncharted 2.
Mehr als nur Action
Allerdings ist Castlevania: Lords of Shadow eigenständig genug, was nicht nur an den finsteren und erstaunlich fulminant dargestellten Schauplätze liegt. Nach wie vor stehen nämlich gut gemachte Rätsel auf der Tagesordnung, die nicht selten auch mal die grauen Zellen beanspruchen und eine gewisse Auffassungsgabe voraussetzen. Unter anderem schaltet man durch erfolgreiche Puzzles Boni frei, die man an den Feindeshorden ausprobiert.
Da die Denksportaufgaben nie nicht zu knifflig sind und sich gut mit den Kämpfen und dem Erkunden der Gebiete die Waage halten, wird hier niemand überfordert. Anders sieht es beim Abschlachten der Gegner und toll designten Endbosse aus, die häufig nur mit Geduld, Ausdauer und Taktik zu bezwingen sind. Der Schwierigkeitsgrad ist, typisch für die Serie, recht hoch angesetzt und könnte dadurch so manchen Spieler erschrecken.
3D-Wucht
Castlevania: Lords of Shadow sieht grafisch sehr hochwertig aus und gefällt durch schaurig schöne Szenarien und hervorragend animierte Figuren - sogar in den fulminanten Zwischensequenzen. Sicher, ein wenig Gothic-Kitsch ist mit von der Partie, was wohl einfach zu einem Castlevania gehört. Störend ist das keinesfalls, was übrigens auch für das neue 3D-Gewand gilt. Tatsächlich haben es die Entwickler geschafft, das Franchise erfolgreich in die dritte Dimension zu hieven, durch einen einfachen Trick: Die Kamera kann nicht selbst nachjustiert werden, sie gibt immer die Sichtweise auf die Dinge vor - wie schon bei God of War. Das klappt wunderbar und stellt Spieler nicht vor neue Schwierigkeiten.
Mit Castlevania: Lords of Shadow hat Konami einen ebenwürdigen Nachfolger der Belmont-Saga erschaffen, der trotz des neuen Gewands und der anderen Storyline absolut überzeugt. Die Technik ist auf der Höhe der Zeit, die Akustik wie gewohnt erste Sahne und das Spielkonzept sehr abwechslungsreich. Castlevania-Experten kommen ohnehin nicht um den Kauf herum! Und all diejenigen, die sich grundsätzlich für Action-Adventures begeistern können, sollten Lords of Shadow unbedingt eine Chance geben - sonst verpassen sie ein richtig gutes Stück Software. Einzig wirklich relevanter Kritikpunkt ist der zu hoch angesetzte Schwierigkeitsgrad.
Übrigens lohnt es sich, Castlevania: Lords of Shadow nicht gleich sofort am 7. Oktober 2010 zu kaufen. Denn mit etwas Verzögerung kommt am 28. Oktober für PS3 und Xbox 360 eine limitierte Samler-Box in den Handel, die eine Soundtrack-CD mit 20 Stücken aus dem Spiel, eine metallene Nachbildung der God Mask und etliche Artworks enthält. Verhüllt sind die reizvollen Boni samt Spiel in einer schicken Packung.