Man könnte sagen, die Redmonder haben es mitunter Halo: Combat Evolved zu verdanken, dass sich die Ur-Xbox – und somit Microsofts Konsolen-Debüt – so gut auf dem Markt geschlagen hat. Damals kam kein Shooter an einem direkten Vergleich mit der Entwicklung aus dem Hause Bungie vorbei. Zurecht, schließlich schien das erste Halo zum damaligen Zeitpunkt doch das Maß aller Dinge in Sachen Ego-Shooter zu sein. Keine leichte Aufgabe also, der sich das Entwicklerstudio 343 Industries mit ihrer Neuauflage da annimmt.
Glücklicherweise beziehen sich die Neuerungen des Remakes lediglich auf die technische Seite, nicht aber den Plot. Wir schreiben das Jahr 2552 und die Menschheit kämpft seit Jahrzehnten einen erbitterten Krieg gegen die Allianz, ein Zusammenschluss verschiedener Alien-Völker – mithilfe genetisch veränderter Supersoldaten, aus dem SPARTAN-II-Projekt. Als sich die Menschen im Kampf um den Planeten Reach geschlagen geben mussten, gelang nur einem einzigen beteiligten Raumschiff die Flucht - der Pillar of Autumn. An Bord: der letzte verbliebene SPARTAN, genannt Master Chief. Als auch die Autumn von den Widersachern verfolgt wird, wird der Protagonist aus dem Kälteschlaf geweckt und mit der Aufgabe betraut, Cortana – die künstliche Intelligenz der Autumn – zu evakuieren. Was folgt, ist eine Notlandung auf der Ringwelt Halo.
Noch immer ganz weit vorn
Sofort fällt auf: Hier hat sich ordentlich was getan, zumindest rein optisch. Die Texturen sind schärfer, die Partikeleffekte authentischer und die Ausleuchtung weiß ebenfalls zu gefallen. Zudem hat 343 die Charaktere eine ganze Ecke schöner werden lassen, wenngleich die Animationen noch bei Zeiten hölzern wirken. Die Option, auf den klassischen Modus zurückschalten zu können, unterstreicht die Verbesserungen zusätzlich. Insgesamt also wirklich super, was die Jungs und Mädels von 343 aus dem zehn Jahre alten Original gezaubert haben. Zumindest wenn man von einigen Rucklern und fehlender Kantenglättung absieht. Ebenfalls ärgerlich: der Verzicht eines Tonmenüs, zumal die Stimmen der Protagonisten im Kugelhagel schnell mal untergehen. Davon abgesehen gibt’s allerdings ordentlich was auf die Ohren, was sicher auch an der Tatsache liegen dürfte, dass sich die Entwickler für die akustische Anpassung die Experten von Skywalker Sound ins Boot geholt haben. Nett: Neben der deutschen Tonspur schlummert auch die englische, wesentlich authentischere Originalsynchro auf der Disk. Ansonsten ist rein spielerisch alles beim Alten geblieben. Noch immer trägt der Master Chief zwei Waffen plus Granaten mit sich herum, marschiert und fährt durch wundervoll gestaltete Außen- und weniger schöne Innenlevels und mäht alles an außerirdischem Leben nieder, das ihm vor die Flinte rennt. Auf Wahl auch zusammen mit einem Kumpel im Koop-Modus. Neu: Erstmals lässt sich die Kampagne nicht nur im Splitscreen bestreiten, sondern auch online über Xbox Live. Neben besagten In-Game-Erweiterungen enthält Anniversary natürlich auch einige Zusätze zum Download. So erhält der Käufer neben dem Spiel plus verbessertem Mehrspielermodus auch Download-Codes für ein optionales Kartenpaket mit sechs Maps, die sich auch in Halo: Reach verwenden lassen sowie einige Avatarbilder.
Muss das sein?
Doch braucht man als Halo-Veteran nun wirklich auch noch die Neuauflage? Nun ja, wenn man bedenkt, dass das Remake lediglich ein einziges Spiel beinhaltet, dann eher nein. Zumal wirklich besondere Goodies wie beispielsweise eine Making-of-DVD oder ähnliches fehlen. Da gibt's beim direkten Konkurrenten Sony etwas mehr für das hart erarbeitete Geld. Beinharte Halo-Fans schlagen trotzdem zu und freuen sich über die gelungene Neuauflage dieses wirklich ganz besonderen Spiels - und über 1000 Achievement-Punkte.