Dass hochkarätig besetzte Komödien nicht zwangsläufig gute Unterhaltung versprechen, ist nicht erst seit Aushilfsgangster bekannt. Wenn es sich zudem noch um die mittlerweile weit verbreitete Gattung der Gaunerkomödie handelt, und noch dazu um eine direkte DVD-Veröffentlichung ohne Kino-Umweg, dann sinken die Chancen auf hochwertige Kost noch weiter. Erstaunlicherweise kann Flypaper: Wer überfällt hier wen? den Filmfan eines Besseren belehren.
Doppel-Überfall
Der Frauenheld Tripp (Patrick Dempsey) will in der nahegelegenen Bank eigentlich nur einen Hundert-Dollar-Schein bei der hübschen Angestellten Kaitlin (Ashley Judd) wechseln lassen und gleichzeitig ein bisschen flirten. Während seines Besuchs wird besagtes Kreditinstitut aber überfallen – von zwei Gangs gleichzeitig. Die eine, bestehend aus Kartoffel (Tim Blake Nelson) und Puffer (Pruitt Taylor Vince) hat nur das schnelle Geld im Auge. Die andere Ganoven-Gruppe mit Weinstein (John Ventimiglia), Gates (Matt Ryan) und Darrien (Mekhi Phifer) jedoch hat einen weit größeren Coup im Sinn. Sie wollen den kompletten Tresorinhalt stehlen. Die Folge: Die Gangs gehen aufeinander los und eine handfeste Schießerei bricht aus. Als das Sicherheitssystem anschließend den kompletten Laden abriegelt, kommt niemand mehr rein, geschweige denn raus. Blöd für den medikamentenabhängigen Tripp, der aber so zumindest genug Zeit findet, Kaitlin etwas näher kennenzulernen – und gleichzeitig zwischen den rivalisierenden Gruppen zu vermitteln.
Low-Budget, trotzdem cool
Zugegeben, die Story ist nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Trotzdem hat das Skript immer wieder Krimi-Elemente und gut platzierte Gags, die Regisseur Rob Minkoff (Stuart Little 2) gekonnt einstreut und den Verlauf der Geschichte so ungemein auflockert. Es gelingt Flypaper so, sich vom sonst so schnöden Sonntagsfilm-Einheitsbrei abzuheben und den Zuschauer gut zu unterhalten. Nicht zuletzt dank der soliden Besetzung, im Speziellen Judd und Dempsey. Bei letzterem kommen fast ungeahnte Talente zum Vorschein, die während seiner vergangenen Projekte wohl nur nicht richtig gefördert wurden.
Unterm Strich bleibt zu sagen, dass die Gattung der Gaunerkomödie nach langer Flaute endlich wieder einen Vertreter erhält, der das Genre in besserem Licht erstrahlen lässt. Klar, wer anspruchsvolle Kost sucht, wird hier enttäuscht. Wer sich mit leicht verdaulicher Handlung, coolen Sprüchen und guten Gags zufrieden gibt, kann getrost einen Blick riskieren.