Ein Gangster-Film mit Tiefgrund
Doch während Oceans 8 clever und unterhaltsam ist, darüber hinaus aber wenig Substanz hat, hatten die Widows-Macher keine Scheu, die ganz schwierigen Themen anzugreifen: Rassismus, korrupte Politik und das Patriarchat. Weiß man, wer für die Regie von Widows verantwortlich ist, verwundert dieser inhaltliche Tiefgang wiederum kaum. Das war nämlich kein geringerer als Steve McQueen, zentrale Figur hinter 12 Years a Slave, für den er 2014 sogar mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Umgesetzt hat McQueen seine Idee zu Widows mit der Hilfe der renommierten Drehbuchautorin Gillian Flynn, die in der Vergangenheit bereits an Gone Girl mitgewirkt hat.Der Film Widows – Tödliche Witwen basiert auf der britischen Miniserie Widows von Lynda La Plantes, die in den Achtziger Jahren im Fernsehen lief und die auch der damals 13-Jährige McQueen gebannt verfolgte: „Die Show versetzte mich augenblicklich tief hinein in eine kriminelle Welt, in der die Frauen die verletzlichsten, am meisten übersehenen Figuren waren. Sie schienen dazu verdammt zu sein, nur nach ihrem Aussehen beurteilt zu werden. Dennoch nahmen sie die Herausforderung an, stemmten sich gegen ihre stereotype Beurteilung. Sie veränderten sich, wuchsen über sich hinaus, nahmen ihr Schicksal in die eigenen Hände. In jenen Jahren fühlte ich mich jenen Frauen gleich, auch ich wurde ähnlich wie sie beurteilt. Ihre Gegner glauben, dass diese Witwen zu nichts in der Lage sind – und dann beweisen sie das Gegenteil. Das hatte einen nachhaltigen Einfluss auf mich.“
Eine Story starker Frauen
Widows – Tödliche Witwen ist anders als das Original im heutigen, (gesellschafts-)politisch turbulenten Chicago angesiedelt. Als vier bewaffnete Einbrecher bei einem Raubüberfall durch eine Explosion ums Leben kommen, haben ihre Witwen keine andere Wahl, als ihr Schicksal in die eigenen Hände zu legen und fortan selbstbestimmt zu leben. Die Frauen eint ein einziger Umstand: Ihre Männer haben ihnen durch ihre kriminellen Aktivitäten eine Schuld hinterlassen, die es nun für sie zu begleichen gilt.Glaubt man Drehbuchautorin Flynn, unterscheidet sich die Story über einen folgenschweren Raubzug von anderen Filmen des Genres dadurch, dass jeder der Charaktere einen anderen ethnischen, finanziellen und sozialen Hintergrund besitzt. „Am besten gefällt mir bei den sogenannten ‚heist movies’, dass sich da verschiedene Menschen zu einem Team zusammentun müssen”, sagt sie. „Das liebe ich. Das wollte ich auch bei meinem Skript beibehalten. Die Frauen kommen hier nur wegen der Taten ihrer Ehemänner zusammen, sie haben keine kriminelle Vergangenheit. Es ist nicht so, als wäre die eine Juwelendiebin oder die andere Safeknackerin.“
Die Hauptrollen der unfreiwilligen Gangster-Witwen spielen Viola Davis als Veronica Rawlis, Anführerin der weiblichen Kriminellen-Bande, Michelle Rodriguez als die gutgläubige, alleinerziehende Mutter Linda und Elizabeth Debicki als die von ihrem Mann unterdrückte Alice. Cynthia Erivo, Colin Farrell, Brian Tyree Henry, Daniel Kaluuya, Garrett Dillahunt, Carrie Coon, Jacki Weaver, Jon Bernthal, Manuel Garcia-Rulfo, Robert Duvall und Liam Neeson sind in weiteren Rollen zu sehen.
Wie die Schauspielerinnen die Arbeit mit Regisseur McQueen erlebten, erzählen sie im Videoclip weiter unten, den es exklusiv nur auf entertainweb zu sehen gibt...