Oscar-Ehren für den Debut-Film
Mit Jordan Peeles Debut-Film Get Out, ein wildes Crossover aus Horror, Comedy und Gesellschaftssatire, gelang ihm etwas, wovon die meisten anderen Jung-Regisseure nur träumen können: Get Out wurde ein riesiger kommerzieller Erfolg (der weltweit mehr als 250 Millionen Dollar einspielte und das bei einem Mini-Budget von nur 4,5 Millionen Dollar) und überzeugte auch die großen Kritiker des Filmfachs. Jordan Peele durfte schlussendlich sogar einen Oscar für das Beste Drehbuch mit nach Hause nehmen.
Peele kostete den Erfolg von Get Out nicht lange aus und begann sofort mit der Arbeit an seinem zweiten Film, Wir, der laut Produktionsfirma Universal in Sachen Spannung und Grausamkeit noch einen draufsetzen und dem Publikum das Blut in den Adern gefrieren lassen soll. Während sich Get Out der Frage widmete, wie subtil rassistisch Amerika immer noch ist, sektiert Peele in Wir den amerikanischen Traum. Für die Hauptrollen konnte Peele große Namen gewinnen, darunter Oscar-Gewinnerin Lupita Nyong’o (12 Years a Slave), Winston Duke (Black Panther) und Golden Globe- und Emmy-Gewinnerin Elisabeth Moss (The Handmaid’s Tale). Horror-Experte Jason Blum übernahm wie bereits in Get Out die Produktion.
Wenn der Urlaub zum Alptraum wird
Wir erzählt die Geschichte einer scheinbar normalen amerikanischen Familie, die einen wohlverdienten Urlaub am Strand genießen will. Adelaide Wilson (Lupita Nyong’o), ihr Mann Gabe (Winston Duke) und ihre Kinder machen sich auf an die nordkalifornische Küste, wo sie mit ihren Freunden (u.a. Elisabeth Moss) ein paar unbeschwerte Sommertage verbringen wollen. Abends macht es sich die Familie in ihrem schicken Ferienhaus gemütlich, als in der Einfahrt plötzlich vier unheimliche Gestalten erscheinen, die die Idylle empfindlich stören. Die vier furchteinflößenden Fremden sind den Familienmitgliedern wie aus dem Gesicht geschnitten. Die unheimlichen Doppelgänger, die im Film Die Verketteten genannt werden, machen sich sofort daran, sich gewaltsam Zugang zum Haus der Wilsons zu verschaffen und beginnen schließlich, auf die rechtmäßigen Bewohner loszugehen. Es kommt fortan zu einem abscheulichen Katz- und Maus-Spiel zwischen den Familienmitgliedern und den Doppelgängern, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt – denn der furchtbare Kampf ums Überleben wird begleitet von einer gnadenlosen Jagd auf sich selbst.Anders als in Get Out nimmt Jordan Peele in Wir keinen direkten Bezug auf die Rasse der Familie, sondern unterwandert subtil die typische Darstellung von Schwarzen im Horrorfilmgenre. „Der Film handelt von einer amerikanischen Familie, die versucht, den perfekten amerikanischen Traum zu leben, und dann erkennt, dass der amerikanische Traum gefährlich, unsicher und unhaltbar ist“ sagt Gabe Wilson-Darsteller Winston Duke über den roten Faden des Films. Die Thematik von Doppelgängern hat Regisseur Jordan Peele laut eigener Aussage schon immer fasziniert: „Ich war von dieser Idee fasziniert, dass wir unser eigener schlimmster Feind sind. Das ist etwas, das wir alle wissen. Aber es ist eine Wahrheit, der wir nicht gerne ins Auge sehen. Wir geben dem Außenstehenden die Schuld, wir geben dem anderen die Schuld. In diesem Film hat das Monster unsere Gesichter.“
Wer am Ende überlebt, die Wilson-Familie oder doch ihre unheimlichen Doppelgänger, können wir ab heute in den deutschen Kinos erfahren.