Die Avengers sind zurück. Age of Ultron vereint erneut die Speerspitze des Marvel-Universums, sorgt für ordentlich Krawall und lose Gags auf der Leinwand – typisches Popcorn-Kino. Alles beim Alten also? Unsere Kritik.
Es ist etwas Zeit vergangen, seit die Avengers in ihrem ersten Kinoauftritt (2012) die Welt vor Alien-Invasoren befreit haben. Nach der Auflösung von S.H.I.E.L.D. sind die Helden primär damit beschäftigt, die Terrororganisation H.Y.D.R.A. in Schach zu halten, was der Filmeinstieg bereits verdeutlicht. Ohne Umschweife leitet Regisseur Joss Whedon seine Fortsetzung mit einer ausufernden Actionszene ein und wirft mit Referenzen zu anderen Marvel-Filmen um sich: Die Avengers räuchern in Osteuropa eine Festung aus, wo sie es nicht nur mit den neuen Figuren und Gedankenmanipulatoren Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) und Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson) zu tun kriegen, sondern auch mit H.Y.D.R.A.-Chef Baron von Strucker (Thomas Kretschmann). Auch wenn der Sieg kein leichter ist, gehen die Avengers als Gewinner hervor und nehmen den Infinity Stone an sich – oder vielmehr: Tony Stark (
Robert Downey Jr.), der auf eigene Faust damit experimentiert, um sein lange geplantes Friedensprogramm Ultron zu erschaffen. Die frisch geschlüpfte K.I. gerät allerdings aus den Fugen, kategorisiert die Menschheit als Schwachpunkt, leitet deren Auslöschung ein und nimmt zusätzlich als Roboter (James Spader) Gestalt an.
Action statt Teambuilding
Marvel-Neulinge haben an diesem Punkt bereits Schwierigkeiten, die Zusammenhänge zu verstehen. Nun nahm der Erstling aus dem Jahr 2012 die Zuschauer noch bei der Hand und investierte einige Zeit in Teambuilding. Beim Ausmaß der Vorgeschichte, die die Marvel-Produktionen in den letzten Jahren erzählt haben, konnte Whedon aber gar nicht anders als
Age of Ultron als Film für Kenner auszulegen. Dabei dreht der Regisseur und Autor im Vergleich zum Vorgänger nochmal ordentlich an der Action-Schraube.
Age of Ultron gibt kaum Verschnaufpausen und lässt eine Krawall-Orgie auf die Nächste folgen.
In den seltenen Verschnaufpausen steigert Whedon die Dynamik bei der Fortsetzung aber. Wenn Thor (
Chris Hemsworth) seinen angetrunken Anhang bei einer Party in Tony Starks Penthouse auffordert, seinen Hammer Mjolnir zu halten, könnte man meinen, Iron Man, Black Widow (
Scarlett Johansson) und Konsorten seien früher zusammen auf Klassenfahrt gewesen. Die Ausnahme bleibt Bruce Banner aka Hulk (
Mark Ruffalo), der sich gegen seine romantischen Gefühle für Natasha Romanoff aka Black Widow zu wehren versucht, um ihr nicht zu schaden. Das verleiht dem Film eine ungewohnte aber nicht unangebrachte Tragik. Whedon demonstriert die akute von Banners Alter Ego ausgehende Gefahr anhand eines mächtigen Straßenkampfes zwischen Banner und Iron Man, der sogar Menschenleben aufs Spiel setzt. Aber auch für Black Widow nimmt sich das Drehbuch bei allem Krawall noch ausreichend Zeit für etwas genauere Figurenzeichnung. Genau wie für Hawkaye (
Jeremy Renner), der nun dank einiger privater Einblicke endlich aus seiner eher stiefmütterlichen Drehbuch-Behandlung des Erstlings entwächst und zur Schlüsselfigur wird.
Der Radau-Roboter
Ihr seht: Whedon gibt vor allem jenen Figuren Screentime, die keine eigenen Kinoableger haben, verliert dabei Thor, Iron Man und Captain America (
Chris Evans) aber nicht aus den Augen und bringt durch die typischen Reibereien zwischen den Helden einen schönen Gegenpol in den Film. Insgesamt sind die 140 Minuten Laufzeit aber mit etwas zu viel Action vollgepackt, was sich auf die Gagdichte und die Präsentation einzelner Figuren auswirkt. Aaron Taylor-Johnson (Quicksilver) beispielsweise bleibt relativ blass und auch von einer anderen neuen Figur, auf die wir aus Spoilergründen nicht weiter eingehen, hätte man gerne mehr gesehen. Der Bösewicht geht wiederum mehr als in Ordnung. James Spader verleiht seiner als Roboter manifestierten künstlichen Intelligenz schon allein durch sein Sprachgefühl eine Bedrohlichkeit, die verdeutlicht: So aussichtslos war die Lage für die Avengers selten. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich den Film deshalb in der Originalversion zu Gemüte führen.
Fazit
Avengers 2: Age of Ultron bringt einen Mix aus smarter Story, lockeren, aber etwas zu rar gesäten Witzen und hammerharter Action. Astreines Popcorn-Kino, das den Fokus stärker auf Action legt als der Erstling, ihn dadurch aber nicht übertrifft.