Gut, dass Rey (Daisy Ridley) Luke Skywalker (Mark Hamill) endlich aufgespürt hat. Sie tritt näher, überreicht ihm sein Lichtschwert und dann… wirft er es weg. Herrlich, wie Johnson schon in dieser ersten Schlüsselszene mit der Erwartungshaltung bricht, was exemplarisch für die gesamte Handlung steht.
Der Neue auf dem Stuhl
Rian Johnson löst J.J. Abrams auf dem Regiestuhl ab und man fragt sich: Ist er der Aufgabe gewachsen? Wir haben es schließlich mit Star Wars zu tun – der vielleicht wichtigsten Marke im Filmbusiness. Da liefert man besser ab. Aber irgendwas muss der Herr ja richtig gemacht haben, sonst hätte ihn Disney ja nicht für die komplette kommende Trilogie eingespannt. Allerdings wärmt er nicht einfach die Arbeit seiner Vorgänger auf. Klar, Episode 8 ist ein typischer Star Wars-Film mit Trickblenden, coolen Kämpfen und dem besten Spezialeffekten, die die Branche gerade zu bieten hat. Aber er traut in gewissem Maß sich auch was und bleibt so zwar frei von Innovation, aber nicht von Evolution.Tatsächlich entpuppen sich vermeintliche Logiklücken in Die letzten Jedi bisweilen als Twists. Ob das gewollt ist oder ein Versehen? Egal, die Geschichte funktioniert! Trotzdem: Johnsons Drehbuch ist nicht perfekt. Gerade im Mittelteil hat Star Wars 8 ein paar Längen und konzentriert sich auf zu viele Figuren, ohne ihnen wirklich Tiefe zu verleihen. Kelly Marie Tarn beispielsweise hat nicht genug Screentime, um ihre eigentlich interessante Figur Rose adäquat zu präsentieren. Und auch von Benicio del Toro als Code-Knacker hätten wir uns noch ein paar mehr denkwürdige Momente gewünscht. Selbiges gilt für Chewie (Peter Mayhew). Dennoch: Das Skript fordert die typische Gut-gegen-Böse-Mechanik heraus und bringt damit eine Dynamik in den Film, die es bei den bisherigen Star Wars-Teilen in der Form nicht gab.
Wir spielen da auf eine bestimmte Szene an, die Rey auf ihrem Selbstfindungstrip erlebt, auf die wir aus Spoilergründen aber nicht näher eingehen. Allerdings ist das Phänomen auch bei Kylo Ren (Adam Driver) zu beobachten, über dessen Beweggründe wir endlich mehr erfahren und die aus ihm einen komplexeren Charakter machen als nur einen eindimensionalen Bösewicht. Daneben stärkt Episode 8 zum Beispiel Finns und Damerons Verhältnis und beschert Leia und Luke eine herzerwärmende Reunion, die auch ein wenig Humor inklusive nostalgischer Reminiszenzen zulässt. Nicht der einzige starke Moment, der auf der Seite der erwähnten Star Wars-Veteranen geht, sind die Beiden doch die absoluten Stars des Films. Während Fisher ihre Leia als hartherzliche Anführerin auf den Punkt spielt, bringt Hamill seinen im Exil lebenden Jedi-Opa mit der perfekten Mischung aus desillusionierter Haltung, angemessener Jedi-Weisheit und der richtigen Portion Zynismus rüber.