Los geht’s bereits am späten Nachmittag. Den Anfang machen die Kult-Spaßvögel Toy Dolls aus England. Bassist Tom Goober hat sich verletzt und lässt sich von Campino schon mal vorab für seine eingeschränkte Performance entschuldigen. Macht aber nichts, der Mann mit den Stachelhaaren hat auch im Sitzen sichtlich Spaß an seinem Viersaiter. Danach gibt’s Hamburger Schule mit Thees Uhlmann. Allerdings nicht mit seiner Hauptband Tomte, sondern seinem Soloprojekt. Läuft ganz gut rein, will allerdings nicht zu 100 Prozent ins eher Punkrock-angehauchte Konzept des Abends passen. Dafür starten anschließend Bad Religion und machen das Publikum endgültig heiß für die Hosen.
Als die Düsseldorfer dann schließlich die Bühne stürmen und „Drei Kreuze“ als Opener aus den Boxen schallt, ist das Eis längst gebrochen. „Ballast der Republik“ und „Altes Fieber“ folgen, bevor die rund 40.000 Fans im Stadion begrüßt werden. Was dann folgt, sind über zwei Stunden Party. Für die Sounduntermalung serviert der Fünfer um Sänger Campino ein Potpourri der gesamten Band-Karriere. Das reicht von der aktuellen Platte Ballast der Republik bis zurück ins Jahr 1983 als die Hosen mit der legendären Opel-Gang debütierten. Dazwischen: Klassiker wie „Hier kommt Alex“, „Paradies“ oder das wie die Faust aufs Auge passende „Auswärtsspiel“. Für „Steh auf, wenn du am Boden bist“ nimmt das Publikum dann am Boden Platz, um dann im richtigen Moment aufzuspringen und mit „Schrei nach Liebe“ werden die Kollegen aus Berlin gehuldigt. Bei „Wünsch dir Was“ grölt das ganze Stadion mit, bevor die Band mit „Tage wie diese“ den letzten Song vor den Zugaben zum Besten gibt.
Die Bühnenperformance von Breiti (Gitarre), Kuddel (auch Gitarre), Andi (Bass), Vom (Schlagzeug) und Campino (Gesang) lässt ihr Alter dabei, von den Falten in ihren Gesichtern abgesehen, zu keiner Zeit erahnen. Allen voran bei Campino wird klar: Der braucht sich auch jenseits der 50 nicht vor dem Rock-Nachwuchs zu verstecken. Und das weiß das Publikum zu schätzen – auch wenn die Eingeborenen ob zahlreicher Seitenhiebe gegen ihre Heimatstadt öfter mal Buh rufen müssen. Schade nur, dass sich die Band den auf „Kölner“ umgemünzten Grönemeyer-Song „Männer“ spart. Das ist angesichts der ordentlichen Setlist aber zu verschmerzen.
Am Ende dürfte wohl niemand das Stadion mit unerfüllten Erwartungen verlassen haben. Erst recht nicht die junge Dame, die Campino für „Paradies“ auf die Bühne holt und ihr das Mikro in die Hand drückt. Was am Ende bleibt, ist die Erkenntnis, dass Die Toten Hosen auch im Jahr 2013 noch zu den besten Live-Bands zählen – und das nicht nur national.
Am vergangenen Samstag luden Die Toten Hosen zum Rheinderby im Kölner Rheinenergiestadion – und hatten zu diesem Anlass auch drei weitere Bands eingeladen und rund 40.000 Konzerttickets verkauft.