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Homerecording: Auf dem Weg zum eigenen Song

Die Homerecording-Szene brummt – und das zu Recht. Niemals war es einfacher, eigene musikalische Ideen am Computer in die Realität umzusetzen.
Das ruft natürlich auch Neider auf den Plan, die hinter jedem Song oder Album, das zuhause arrangiert und produziert wurde, den Niedergang der musikalischen Kultur sehen. Dazu kommen von allen Seiten Aussagen, dass das ja “jeder kann, was der da gemacht hat“. Was bleibt zu sagen? Wenn es wirklich so einfach ist, sollten diejenigen es einfach auch machen und nicht negative Aussagen machen. Und was noch viel wichtiger ist: Diese Möglichkeiten machen die musikalische Kultur nicht kaputt, sie bereichern sie.

Durch die Vielzahl von Programmen – teilweise kostenlos – und die Vielzahl von Optionen, werden viele Menschen abgestoßen. Sie haben vielleicht die Idee des Jahrhunderts, aber wissen nicht, wie sie anfangen sollen. Glücklicherweise sind wir da, um zu helfen. Wir führen in unserem Special durch die Grundlagen (welche Technik brauche ich erst einmal), die Software (mit welchen Programmen kann ich Musik schreiben, arrangieren und produzieren) und wir geben einen Überblick über zusätzliche Hardware, die das Selbermachen von Musik vereinfachen. Außerdem gehen wir auf das allerwichtigste Element ein, das nicht vergessen werden darf: virtuelle Instrumente, die im Repertoire keines angehenden Top-Musikers fehlen dürfen.


Teil 1: Die Wahl des richtigen Computers und der Accessories

Wer heutzutage ein Video von Künstlern im Studio sieht, bekommt leicht den Eindruck, dass nur Apple Macs für professionelle Musikgestaltung funktionieren. Das ist nicht wahr – wie man an erfolgreichen Künstlern sieht. Ersteinmal ist die Wahl PC oder Mac eine Glaubensfrage. Fast alle wichtigen Programme zur Musikproduktion sind für beide Plattformen verfügbar (außer Logic Pro und FL Studio, dazu später mehr).

Als Eckdaten eines Computers, der für die Musikproduktion in einer so genannten DAW (Digital Audio Workstation) funktionieren soll, kann man erst einmal sagen: 64-bit ist besser als 32-bit, der Prozessor muss schnell sein und es sollte viel Hauptspeicher (RAM) verfügbar sein. Diese Dinge werden wichtig, je mehr virtuelle Instrumente in Echtzeit berechnet werden müssen bzw. welche Effekte auf den einzelnen Audiospuren vom Hauptprozessor berechnet werden müssen. Die Grafikkarte ist für Musikproduktion natürlich nur von untergeordneter Relevanz.

Warum diese Eckdaten so schwammig sind? Weil das wichtigere Element sowieso die Audiokarte ist. Sie nimmt dem Prozessor viel Last ab, hat normalerweise Eingänge für Mikrofone und andere Audioquellen und ist das Stück Hardware, das am sorgsamsten ausgewählt werden muss.


Soundkarten

Früher konnte man für dezidierte Audiokarten, die professionellen Ansprüchen genügen, mehrere tausend Euro ausgeben. Das kann man immer noch, muss man aber glücklicherweise nicht. Für 200 Euro bekommt man heutzutage Audiointerfaces, die Heimstudiostandards genügen und das Selberproduzieren von Musik in CD-Qualität sehr einfach machen.
Wir haben drei Soundkarten getestet und stellen sie hier vor.

M-Audio Fast Track MKII (ca. 90 Euro, Windows und Mac OS)
Diese Karte ist eine Einsteigerkarte, aber trotzdem weit über der Qualität, die eingebaute Soundkarten in gängigen Computern schaffen. Der Einstieg in die Welt des Homerecordings ist mit der M-Audio Fast Track MKII absolut kein Problem. Da die Karte einen Eingang für Instrumente (zum Beispiel Gitarre etc.) hat und der Mikrofon-Eingang Phantomspeisung mitbringt (mehr dazu im Abschnitt Mikrofone), kann man mit dieser Karte durchaus brauchbare Eigenaufnahmen machen. Es kann dennoch zu Verzögerungen zwischen Musik und Aufnahme kommen, da die Leistung dieser Audiokarte nicht ausreicht, wenn man viele Spuren gleichzeitig live bearbeiten und aufnehmen will. Unserer Meinung nach sollte die mitgelieferte Pro Tools-Studiosoftware nicht auf Windows-Systemen eingesetzt werden und nur auf Mac OSX überhaupt installiert werden, da viele Probleme mit dem System unter Windows entstehen.

NI Komplete Audio 6 (ca. 230 Euro, Windows und Mac OS)
Native Instruments ist seit 15 Jahren ein fester Bestandteil der Musikproduktion. Die Audio DJ-Reihe wurde jetzt durch neue externe Audiokarten ergänzt, die niedrige Latenz und absolute Zuverlässigkeit garantieren. Besonders fällt bei der Komplete Audio 6 auf, dass sie einen digitalen SPDIF-Ausgang hat. Das Gehäuse ist in Aluminium gehalten, die komplette Verarbeitung ist genial. Neben symetrischen und asymetrischen Ausgängen, sind beide Eingänge in XLR und Klinke gehalten und haben Phantomspeisung für Mikrofone. Zusätzlich kommt die Komplete Audio 6 mit dem umfangreichsten Software-Paket daher, man kann praktisch sofort anfangen. Nicht nur Cubase 6 LE ist enthalten, sondern auch eine Light-Version des Komplete Instrumentenpakets.


Monitorlautsprecher

Viele werden sich jetzt fragen, warum man nicht einfach die Lautsprecher der Lieblings-Stereoanlage nutzen kann. Schließlich sind Anschlüsse von den Karten für diese Art Lautsprecher fast immer vorhanden. Dazu muss man aber bedenken, dass Monitorlautsprecher einen anderen Zweck erfüllen, als einfaches Musikhören. In der Musikproduktion kommt es auf viele Details und Feinheiten an, die man bei einem fertigen Song schon gar nicht mehr hört, denn ein Song von CD ist bereits fertig gemischt, die Lautstärkepegel aller Instrumente sind perfekt abgestimmt. Wenn man beginnt, einen Song selbst zu komponieren, muss man sich deshalb darauf verlassen können, dass die Lautsprecher alle Details absolut perfekt wiedergeben. Nur dann ist es möglich, alle Instrumente und Stimmen so zusammenzustellen, dass sie am Ende auf jedem Lautsprechersystem homogen und gut klingen.

Wir haben drei verschiedene Monitorvarianten getestet und stellen sie hiermit vor. Wichtig: Monitorlautsprecher sollten immer aktiv sein, das heißt, sie haben eigene Stromquellen und verstärken nur das, was aus der Audiokarte kommt (wenn schon in der Audiokarte verstärkt wird, kommt es zu Verzerrungen des Klangbilds).

Behringer MS40 (ca. 130 Euro/Paar)
Aktive Nahfeldmonitore für 130 Euro im Paar? Kaum zu glauben, aber Behringer schafft es wieder, günstige und qualitative Technik bereitzustellen. Diese Monitorlautsprecher sind zwar etwas schwach auf der Brust, aber besonders auf Reisen und in kleinen Räumen ist das kein Problem. Wer gerade anfängt und keine Probleme mit Abstrichen im linearen Frequenzgang hat, ist mit diesen Boxen gut beraten.

ESI nEar08 (ca. 250 Euro/Paar)
Im mittleren Segment ist die ESI-Serie sehr beliebt und wer sie testet, weiß auch warum. Einziges Problem, das wir bei unseren Tests hatten, ist dass die Basswiedergabe ein wenig zu stark ist und deshalb ein etwas verfälschtes Klangbild im mittleren und hohen Frequenzbereich herauskam. Das ist für diesen Preis aber kein großes Problem – es sei denn, ein ganzes Orchester muss in Surround abgemischt werden.

KRK RP5 RoKit G2 (ca. 150 Euro/Stück)
Für den Preis sind die KRK RP5 RoKit Monitorlautsprecher schon im absoluten oberen Mittelfeld angesiedelt (es gibt auch größere Versionen). Ein absolut linearer Frequenzgang, der nichts beschönigt und eine Konstruktion, die dafür sorgt, dass sie sogar unterwegs perfekte Begleiter sind. Schon die kleine Version RP5 baut genügend Schalldruck auf, dass jedes Heimstudio perfekt beschallt werden kann. Wer die eigene Musikproduktion zuhause auf eine neue Stufe bringen will, ist mit den KRK RoKits absolut gut beraten. Das sieht man auch daran, dass immer mehr renomierte Künstler auf diese Monitorlautsprecher schwören (der charakteristische Gelbton der Tieftöner ist in vielen Studiovideos zu sehen).

Im nächsten Teil unseres Specials befassen wir uns mit Mikrofonen und der Aufnahme von Gesang/Stimmen. Außerdem lüften wir das Geheimnis, welches Programm zum Arrangieren denn nun das Beste ist und warum.
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