WM- Songs – Fluch oder Segen Bild: www.tresdecorazon.com.co

Melanie Müller, Stefan Raab & Co.

WM- Songs – Fluch oder Segen

Wollen wir einmal über Musik-Geschmack streiten? Ich hoffe nicht, denn was deutsche Barden und solche, die es sein wollen, in diesem Jahr zur WM beitragen, geht zu großen Teilen als Anschlag auf den Gehörgang durch. Ein Beispiel aus Kolumbien zeigt, dass es auch anders geht.
An WM-Songs früherer Zeiten waren jeweils die Nationalmannschaft und so bekannte Sänger wie Udo Jürgens oder Peter Alexander beteiligt. Zugegeben, diese Art Musik traf auch nicht jedermanns Geschmack, allerdings verlieh die Beteiligung singender Kicker dem Ganzen doch ein gewisses Flair. Heute hingegen versucht sich beinahe jeder, der ein Mikrofon halten kann, darunter vor allem zahlreiche Sternchen der B- und C-Kategorie an einem Song, der die deutsche Nationalmannschaft zum Titel tragen soll. Oder wenigstens im Zuge der WM ein wenig Geld in die eigenen Taschen spülen.

Den Sportfreunden Stiller und Xavier Naidoo gelang im Zuge des Sommermärchens 2006 noch, was in diesem Jahr nicht so recht funktionieren will: einen ordentlichen WM-Song zu komponieren, mit dem sich Mannschaft und Fan identifizieren können. „54 – 74 – 90 – 2006“ war gewissermaßen der Startschuss für die heutigen Versuche der Interpreten, krampfhaft bare Münze zu machen und so ebenfalls vom Produkt Fußball zu profitieren. Am besten versteht das natürlich der Großmeister der aller kommerziellen Ausschlachtung, Stefan Raab. Er produziert gleich drei Versionen seines Songs und bietet allesamt zum Verkauf an. Ob ihm der einfache Rhythmus von „Wir kommen, um ihn zu holen“ unter seinem Duschkopf eingefallen ist, ist dabei nicht bekannt. Aber auch Dschungel-Königin Melanie Müller fühlte sich in diesem Jahr bemüßigt – sagen wir wie es ist – Fußball-musikalisch ins Klo zu greifen. Belohnt wurde sie dafür mit einem ordentlichen Shitstorm, wie ihn unter anderem auch Fritz aus Thüringen für sein „Lied“ „Haut ihn rein“ wohl verdient hätte. Bei ntv.de kann man übrigens unter allen Machwerken zur WM 2014 abstimmen.


Der kolumbianische Beitrag zur Fußball WM in Brasilien

Dass es auch anders geht, zeigen in diesem Jahr die Kolumbianer. Zwar existiert die Band Tres de Corazon aus Medellín schon relativ lange und ist der dortigen Musikszene ein Begriff, ihren endgültigen Durchbruch schaffte sie nun aber mit ihrer Hommage an die kolumbianische Nationalmannschaft. Der Song  „Dame una aleria“ (Mach mir eine Freude) wird im WM-Teilnehmer-Land Kolumbien derzeit rauf- und runtergespielt. Etwas überraschend ist dabei, dass es, im vom Salsa geprägten Kolumbien, eine Punkband wie Tres de Corazon geschafft hat, den WM-Hit schlechthin zu landen.  Gut so, finden wir, denn das Lied “Dame una alegría” geht richtig nach vorne und vermittelt auch ohne Salsa das kolumbianische Lebensgefühl.

Nach 16 Jahren ohne Teilnahme an einer WM ist die Sehnsucht nach fußballerischen Erfolgen groß in Kolumbien. Und so ließen es sich zahlreiche kolumbianische Fußball-Legenden auch nicht nehmen, im zugehörigen Video der Punks mitzuwirken: Carlos „El Pibe“ Valderrama, Chicho Serna, René Higuita und Faustino Asprilla Maturana (u.a.) machen mit. Für die Rocker von Tres de Corazon ist damit ein absoluter Traum in Erfüllung gegangen, wie der Schlagzeuger der Band, Andres Felipe Munoz, verrät: „Gemeinsam mit unseren Jugendidolen ein Video zu drehen, war schon herausragend. Dass wir damit nun einen solchen Erfolg haben und in einem Zug mit diesen Persönlichkeiten genannt werden, damit geht ein absoluter Traum in Erfüllung.“
Herausgekommen ist ein wirklich sehenswertes Video, das wir Euch – mit dem kleinen Seitenhieb auf Melanie Müller und Co: Seht ihr Kollegen, so wird das gemacht! – nicht vorenthalten wollen:



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