Wo bleibt die Charakterstudie?
The Walking Dead war nie eine Serie der großen Geschichten, der unvorhersehbaren Twists und der Aha-Momente. Vielmehr lag die Stärke immer in den glaubhaften Charakteren. Darin, deren persönliche Dämonen und Sehnsüchte glaubhaft zu machen. Und natürlich darin, bedrohliche Situationen zu schaffen, die einen ständig um die Figuren bangen ließen. Das Problem ist nur, dass sich dieses Konzept von Staffel zu Staffel abnutzt und das vor allem, weil die Macher mittlerweile nach Schema F vorgehen. Ja, es gibt immer wieder Lichtblicke zwischen den konstruierten Twists und die Figuren sind insgesamt auch in Staffel 7 noch stark. Aber sie haben jetzt oft die schlechte Angewohnheit, immer wieder abrupte und daher wenig nachvollziehbare Entwicklungen einzuschlagen. Ein Phänomen, das schon in Staffel 6 seinen Anfang nahm. Wann genau haben Rick und Michonne (Danai Gurira) sich gleich nochmal ineinander verliebt? Und wann hat Carol (Melissa McBride) der Rappel gepackt, allein im Wald zu leben?Vorbei sind die Zeiten, in denen sich The Walking Dead die Zeit nahm, eine Gesellschaftsstudie inmitten der Zombie-Apokalypse zu sein, gleichzeitig Mut zum Kitsch bewies und mit brutalen Szenen schockierte – und mit dieser Kombination so schön unberechenbar war. Der Punkt ist vor allem deshalb ärgerlich, weil die Zombies als Bedrohung längst nicht mehr gefährlich genug sind und stattdessen Grabenkämpfe zwischen verfeindeten Menschengruppen in den Fokus rücken. Das macht prinzipiell auch durchaus Sinn. Gerade, wenn der Gegenspieler ein Badass wie Negan ist und dann noch vom grandiosen Jeffrey Dean Morgan verkörpert wird.
The Walking Dead hatte nie einen besseren Bösewicht. Aber irgendwann wird sich die Serie auch ihm entledigen und dann müssen sich die Macher die Frage gefallen lassen, ob das bekannte Schema noch eine Daseinsberechtigung hat. Oder ob Rick und seine Truppe mal wieder in einen vermeintlich sicheren Hafen einfahren, dort für Ärger sorgen und sich mit irgendeinem Fiesling anlegen, der die Gruppe dann zu zerstören droht, in letzter Minute aber den Löffel abgibt.