Ein würdiger Nachfolger für Sex and the City
Es gibt so Serien, die hinterlassen einen prägenden Eindruck, und zwar nicht nur auf ein paar einzelne Menschen. Manche Serien prägen eine ganze Generation von Zuschauern. Sex and the City war zum Beispiel so eine. Und wenn wir sagen, die Serie über die Autorin Carrie Bradshaw und ihre New Yorker Frauen-Clique habe ihre Spuren in der Welt hinterlassen, meinen wir damit nicht nur (aber auch!) die modischen Trends, die aus der Serie ins echte Leben übergeschwappt sind. Dank der vier Hauptdarstellerinnen war es für eine ganze Generation von Frauen plötzlich ok, unverkrampft über Sex zu sprechen, als Frau einzufordern, was man verdient hat, sei es in der Liebe oder im Job, oder zur Not auch mal ohne Mann im Leben Zufriedenheit zu finden, nur durch die eigene Persönlichkeitsentwicklung, die Karriere und die besten Freundinnen als Rückhalt.Nach der letzten Staffel von Sex and the City 2004 kam dann lange keine Serie, die die Lücke, die Carrie, Miranda, Samantha und Charlotte hinterlassen hatten, einigermaßen füllen konnte. Bis Amazon Prime Video letztes Jahr The Bold Type brachte. Und da war es wieder, dieses beschwingende Gefühl, im Fernsehen diese Girls Squad zu haben, die einem emotional den Rücken stärkt und manchmal auch die Augen öffnet.
Ein fast normales Leben
Denn obwohl die Leben von Jane (Katie Stevens), Sutton (Meghann Fahy) und Kats (Aisha Dee), die alle in New York bei der glamourösen und progressiven Frauenzeitschrift Scarlett arbeiten, auf den ersten Blick ziemlich cool erscheinen, sind sie doch von den gleichen Sorgen geplagt, wie andere Twenty-Somethings der heutigen Generation. Zwar arbeiten die drei jungen Frauen bei einem Magazin, das für fortschrittliche, feministische Frauen gemacht ist, hinter den Kulissen müssen sie sich aber selbst ständig gegen einen übermächtigen, fast nur aus männlichen Anzugträgern bestehenden Vorstand verteidigen – Gender Gap und gläserne Decke gehören auch 2018 noch nicht der Vergangenheit an. Vor emotional aufwühlenden Themen schrecken die Autoren ebenfalls nicht zurück: Das Thema sexueller Missbrauch und das damit zusammenhängende gesellschaftliche Tabu wird ebenso aufgegriffen wie die Themen Krebsrisiko und Familienplanung bei jungen Frauen. Zusätzlich durchleben die drei Jobverluste, Geldsorgen, Identitätskrisen, Liebeskummer und all die anderen großen und kleinen Herausforderungen, die uns das Leben sonst so vor die Füße wirft.Und aus allen Herausforderungen kommen die drei unbeschadet oder zumindest weiser wieder raus. Der Grund dafür? Die ehrliche und tiefe Freundschaft zwischen den Frauen. Zickenkriege und Konkurrenzkämpfe gibt es hier nicht, stattdessen gute Ratschläge und bedingungslose Unterstützung, die mit besonderer Vorliebe in der Kleiderkammer des Magazins ausgeteilt werden.
Die dritte Staffel von The Bold Type, die auf dem Leben der früheren Cosmopolitan-Chefredakteurin Joanna Coles basiert, wird übrigens gerade gedreht.