Tyrant: Die Pilotfolge im Check Bild: 20th Century Fox Home Entertainment

Polit-Thriller im Stil von Homeland

Tyrant: Die Pilotfolge im Check

Der US-Sender FX lässt wieder neue Serien auf die Zuschauer los. Nach Guillermo del Toros The Strain haben wir uns nun die Pilotfolge des Polit-Dramas Tyrant angesehen.
Tyrant wurde von Gideon Raff, dem Erfinder der israelischen Homeland-Vorlage Hatufim, und dem Homeland- und 24-Produzent Howard Gordon ersonnen und umgesetzt. Entsprechend nah an der Handlung Homelands bewegt sich auch der Plot von Tyrant.


Ein Besuch beim Diktator

Bassam Al-Fayeed (Adam Rayner) alias Barry flieht bereits als Teenager aus dem fiktionalen Staat Abbudin im nahen Osten in die USA, um seinem unbarmherzigen Vater und Präsidenten Khaled (Nasser Faris) zu entgehen. Nach Dekaden in Amerika muss der Kinder- und Jugendarzt schließlich doch nochmal zurück in seine verhasste Heimat. Sein Neffe heiratet und da sollen Bassam samt Frau Molly (Jennifer Finnigan), Tochter Emma (Anne Winters) und Sohn Sammy (Noah Silver) nicht fehlen. Während sein Anhang sich vom ausschweifenden Lebensstil der Verwandten mitreißen lässt, würde Barry am liebsten auf dem Absatz kehrtmachen und wieder nach Hause fliegen. Warum, wird in Rückblenden erklärt, die teils erschütternde Szenen über Barrys Kindheit parat halten.

Wie dem auch sei. Bis nach der Trauungsfeier wird er schon durchhalten. Allerdings mit der selbst auferlegten Bürde, nicht von den verbotenen Früchten des präsidentiellen Wohlstands zu naschen. Barry fliegt deshalb zweiter Klasse nach Abbudin, obwohl sein Vater den kompletten Flieger für seinen Sprössling reserviert hat. Und geschlafen wird im Hotel, nicht im Präsidentenpalast. An dieser Stelle hat’s dann auch der Plot-resistenteste Zuschauer verstanden: Barry ist der Gute. Und der Böse sein älterer Bruder Jamal (Ashraf Barhom), der als mordender und vergewaltigender Unruhestifter charakterisiert wird.

Während die Kritiken mit jeder Homeland-Staffel schlechter werden, besitzt Tyrant noch das Potenzial, zum neuen Platzhirsch im Polit-Thriller-Segment zu werden. Das heißt: Wenn sich die Handlung ein Stück weit von Klischees befreit. Von der verschachtelten Katz-und-Maus-Erzählweise Homelands ist Tyrant nämlich noch meilenweit entfernt. Stattdessen bestimmt eine kontrastreiche Schwarz-Weiß-Malerei das Bild, die lediglich gegen Ende der Folge mit einer Szene aufgebrochen wird, in der Barry beim Verüben einer Gräueltat gezeigt wird, vor der sein Bruder zurückschreckte.


Ein Engländer als Araber

Hauptdarsteller Adam Rayner wurde schon vor der Ausstrahlung der ersten Tyrant-Episode als unpassender Protagonist gehandelt. Einerseits verständlich, schließlich ist Rayner Engländer. Warum also nicht einfach einen arabisch-stämmigen Mimen nehmen? Wüssten wir auch gern. Dennoch macht er seinen Job gut, was die teils vernichtenden Vorab-Kritiken als heiße Luft verdampfen lässt. Bei allem Wohlwollen reicht das aber nicht, um in der Pilotfolge von Tyrant eine runde Story erkennen zu können. Zu viel Schwarz, zu viel Weiß, zu wenig dazwischen. Und auch eine genaue Genre-Zuordnung fällt zum aktuellen Zeitpunkt schwer. Was will Tyrant sein? Familiendrama, Diktatoren-Story, Polit-Thriller? Das wird sich dann mit den nächsten Folgen zeigen. Potenzial hat der Hintergrund der Aufstände des arabischen Frühlings schließlich.

Details

  • Titel: Tyrant
  • System: Digital
  • Land/Jahr: USA 2014
  • Genre: Drama, Thriller
  • Regie: David Yates
  • Darsteller: Adam Rayner, Jennifer Finnigan, Anne Winters
  • Release: Bereits erhältlich
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