Handlung? Fehlanzeige!
Schon zu Beginn folgt die kleine Enttäuschung. Eine Story? Die gibt es schlichtweg nicht. Vielmehr gilt es, in 30 Missionen nach und nach Zombies in überschaubaren Schauplätzen abzuknallen. Stets im Nacken: die Zeit. Denn für das Absolvieren der recht einfach gestrickten Aufträge stehen im besten Fall nur ein paar Minuten zur Verfügung, die durch spezielle Zeitbonus-Objekte in den Level erhöht werden dürfen. Dass auf eine echte Geschichte verzichtet wurde, ist ärgerlich. Denn so fehlt es dem Titel an etwas Tiefgang, wie man es von einem Resident Evil eigentlich gewohnt ist.
Stattdessen reduziert Capcom das Spielkonzept auf Ballerei im Stil von Resident Evil 5. Folglich legt man unter anderem in staubigen Ortschaften Afrikas los, um dort erstaunlich hochwertig animierte Untote mit ihren Spaten, Motorsägen und Äxten zu erlegen. Sogar der Executioner oder die legendäre Fledermaus aus Resi 5 sind mit von der Partie. Es stehen verschiedene Charaktere zur Verfügung, genau genommen Serienstar Chris Redfield, aber auch Claire Redfield, Hunk und Krauser. Sie verfügen über dezent unterschiedliche Fähigkeiten, vor dem Beginn einer Mission entscheidet man sich für einen Helden.
Das Kämpfen selbst geht relativ flott von der Hand: Mit der Analogstickscheibe steuert man seinen Protagonisten, mit R wird anvisiert und mit Y gefeuert. Auf dem Touchscreen ist übersichtlich das Inventar zu sehen, dort heilt man sich in Windeseile, lädt nach oder wählt neben einer Pistole andere neckische Spielzeuge wie eine Schrotflinte, ein Scharfschützengewehr oder ein MG aus. Ein paar Granatenarten dürfen natürlich nicht fehlen.
Für Taktik sorgen beispielsweise herumstehende und explosive Fässer, ebenfalls kann man in den Gebieten von höher gelegenen Orten die Umgebung erkunden und überlegt Zombies in die ewigen Jagdgründe schicken. Ähnlich wie bei Resident Evil 5 sind die Kontrahenten recht aggressiv, bleiben aber gerne mal dümmlich in der Botanik stehen und warten darauf, einen Kopfschuss spendiert zu bekommen. Richtig ausgewogen ist die KI also nicht. Es bereitet dennoch Spaß, Untoten bei Nahkämpfen ins Gesicht zu treten oder ihnen aus der Entfernung die Köpfe vom Hals zu knallen. Ja, The Mercenaries 3D ist kein Spiel für Kids, sondern ungewöhnlich brutal - vor allem für einen Titel, der von Nintendo in den Handel gebracht wird.
Stupide Ballerei unter Zeitdruck
Resident Evil: The Mercenaries 3D ist tatsächlich recht einfältig und auf Dauer auch eintönig - obwohl sich die Aufträge unter Zeitdruck hier und da etwas verändern bzw. andere Charaktere wählbar sind. Dennoch besitzt der 3rd-Person-Kopfgeldjäger-Shooter, der seinen Ursprung übrigens in einem gleichnamigen Mehrspieler-Modus von Resident Evil 5 hatte, einen gewissen Reiz. Auf Wunsch kann man mit einem Freund via Internet oder lokal in die Schlacht ziehen und im Team den letzten Lebenssaft aus den Gegnern pressen. Das sorgt vor allem dann für Spannung, wenn wieder ein fetter Henker auftritt und man im kleinen Trupp auf ihn einschießt. Was bleibt, ist das ungewöhnlich lieblose Missionsdesign. Zu sehr ist das Spiel auf Arcade getrimmt, was übrigens für Unmut sorgt: Speicherstände können nicht gelöscht werden. Was sich die Entwickler wohl hierbei gedacht haben?
Schaut man sich die Technik von The Mercenaries 3D an, kommt man ins Staunen. Hier lässt der 3DS wahrlich seine Muskeln spielen, visuell lehnten sich die Designer fast ohne ernstzunehmende Abstriche an Resident Evil 5 an. Feine Animationen, pompöse Explosionen, detailreiche Szenarien - sehr gut! Dazu gesellt sich ein wunderbar anzusehender 3D-Effekt, der auch bei längeren Schlachten nicht unangenehm auffällt. The Mercenaries 3D gehört fraglos zu den attraktivsten 3DS-Spielen derzeit!
Es ist bedauerlich, dass Resident Evil: The Mercenaries 3D eigentlich nur ein Spielmodus aus dem letzten großen Resi ist und keine Handlung zu bieten hat. Hier wird geballert, getötet, gelaufen - und das immer mit der Notwendigkeit, die Uhr im Auge zu behalten. Sensationell ist das nicht. Andererseits kommt fraglos Unterhaltung auf, denn dank der schnieken Grafik und des kooperativen Spielmodus wird man einige Zeit bei Laune gehalten. Schade aber, dass recht schnell die Luft raus ist. Da hilft auch das Verbessern und individuelle Auswählen der Charakterfähigkeiten nichts.
Kommentar:
Resident Evil: Anspruchsvolle Horrorkost mit tollen Schockeffekten, spannender Handlung und ansehnlicher Grafik. Mit diesen Zutaten konnte Capcom über die letzten Jahre ein enorm erfolgreiches Franchise aufbauen samt riesiger Fangemeinde. Mit The Mercenaries 3D bringt Capcom eher ein Resident Evil Light auf den Markt.
Hier dreht sich alles um einen Faktor: Action! Getreu dem Prinzip: "Ich schieße, Zombie tot", darf nach Herzenslust geballert werden bis der letzte Untote das Handtuch wirft. Auch technisch ist The Mercenaries 3D ein echter Gewinn für das Spielesortiment des 3DS. Dennoch: Bei all der ansehnlichen Ballerei im Resident-Evil-5-Look kommt recht schnell Langeweile auf. Die sehr linear gestalteten Missionen sind schnell abgeschlossen, die KI der Gegner teilweise mies und zu allem Überfluss liefert man sich ständig einen Wettlauf mit der Zeit. Und das nervt extrem!
Als kleinen Bonus spendierte Capcom eine spielbare Demo von Resident Evil: Revelations. Die Betonung liegt hier auf kurz! Nach knapp zwei Minuten und drei erledigten Kreaturen ist auch schon Schluss. Die schicke Grafik sowie das Setting machen Lust auf mehr.
Wem also die hirnlose Actionkost knapp 40 Euro wert ist, kann bedenkenlos zugreifen. Anspruchsvolleres erwartet den echten Resi-Fan dann hoffentlich mit Resident Evil: Revelations.
Marcos Placias
(Editor in Chief entertainweb)