Und dennoch überzeugt der neue Pro Evolution Soccer-Teil. Es ist die beste Version der Fußballsimulation der vergangenen Jahre. Und das liegt vor allem an der aufpolierten Grafik, der neuen Engine – und dem Beibehalten bekannter Gameplay-Stärken.
Beim Aussehen der Spieler trifft Pro Evolution Soccer 2016 fast immer ins Schwarze, zumindest bei den großen Stars. Selten waren die Konsolenkicker ihren leibhaftigen Vorbildern so ähnlich. Eher unbekannte Kicker wie Lars Stindel oder Raffael lassen diese überzeugende Ähnlichkeit allerdings vermissen. Und auch in puncto Zuschauer hat Konami nachgebessert. Nur noch sehr selten gibt es schlecht animierte, hölzern wirkende Fans. Ein Kameraschwenk in die Menge ist realistischer denn je.
Physis und Physik
Und auch auf dem Platz hat das Spiel an Realismus gewonnen. Zwar war Pro Evolution Soccer seit jeher für seine taktischen und spielerischen Möglichkeiten bekannt, allerdings hat die neueste Version nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Die Eigenschaften der echten Spieler wurden auf den Platz übertragen. Wer einen Manuel Neuer im Tor hat, kann durchaus damit rechnen, dass dieser auch weit vor dem eigenen Sechzehner mal einen Ball klärt. Das kann manchmal nerven, ist aber eben auch in der Realität so und vereitelt auf diese Weise mal den ein oder anderen Konter des Gegners. Oder lässt eben eine Chance zu. Selbst die Spielstile einzelner Mannschaften bringt Konami gut auf den Platz. So muss man selbst seine Taktik stets an den Gegner anpassen. Entsprechend groß und vielfältig sind die Möglichkeiten.Nachgebessert haben die Japaner auch beim Dribbling und Zweikampf. Die physischen Voraussetzungen eines Spielers wiegen schwerer. So wird das Dribbling auch mit anderen Spielern als Messi und Ronaldo erleichtert, ganz ohne Tricks. Beispielsweise kann man sich etwa mit Robert Lewandowski auch mal durchtanken, ähnlich mit Jerome Boateng einen leichten Stürmer abdrängen. Das ist besser als noch letztes Jahr.
Ein abprallender Ball nach Latten- oder Pfostentreffer, Zusammenstöße der Spieler, Pressschläge – all das wird physikalisch extrem realistisch dargestellt. Die Folge: Der Zufall spielt eine größere Rolle, der Kampf um die zweiten Bälle kann situativ entscheidend sein, ob ein Konter eingeleitet wird oder doch noch eine Torchance entsteht. Apropos situativ: Bemerkenswert ist, dass sich auch die computergesteuerten Spieler schnell neuen Situationen anpassen. Das Umschalten von Angriff auf Abwehr beispielsweise ist fließend geworden, sich wiederholende Spielzüge: Fehlanzeige. Das Einzige, das sich wiederholt ist der – in unserer Testversion nur in englische Sprache vorhandene – Kommentar. Allerdings beschreibt er das Spielgeschehen meist treffend. Und das energische „Lewandowskiiiiii“, wenn der Münchner Stürmer einen Knaller aufs Tor loslässt, bringt eine ordentliche Portion Emotionen.