Alles aus einer Design-Familie
Der aktuelle Konsolenzyklus ist noch nicht vorbei, neue Hardware gibt’s trotzdem. Ein Update quasi, das die anspruchsvollen Konsolenspieler bedienen soll. Diejenigen also, denen die Leistung von PS4 und Xbox One nach drei Jahren nicht mehr reicht, aber auch nicht ins PC-Lager wechseln wollen. Und zwar in Form der PS4 Pro.In Sachen Design wirkt das Gerät wie aus einem Guss mit der PS4 Slim. Nur dass die Pro noch eine Schicht drauflegt. Und das wörtlich, denn die Pro besteht aus drei statt zwei Ebenen und wirkt damit wie die große Schwester der Slim mit etwas wuchtigeren Maßen.
Damit misst das Teil 295x327x55 mm und ist ein klein wenig größer als die Ur-PS4 mit ihren 275x305x53 mm und natürlich deutlich größer als die Slim. Dafür bringt die Konsole aber auch einen Toslink-Ausgang für optische Audiokabel sowie einen dritten USB-3.0-Port mit, der sich an der Rückseite der Konsole befindet. Das ist vor allem für PSVR-Besitzer praktisch, da so die zwei Anschlüsse an der Front freibleiben und das ganze so aufgeräumter wirkt. Vorne bleibt im Prinzip alles beim Alten. Nur bietet die Pro statt kapazitiver nun mechanische Tasten. Die Festplatte lässt sich traditionell mit wenigen Handgriffen tauschen und anders als im Vorfeld berichtet, ist die Pro nun doch mit einer SATA-3-Schnittstelle ausgestattet. Zwar verbaut Sony nur eine normale HDD, der Umstieg auf eine SSHD oder gar SSD hat sich allerdings nie mehr gelohnt, da die Schnittstelle durch die höheren Übertragungsraten dann weniger zum Flaschenhals wird.
Königsdisziplin 4K
Bis hierhin sind’s lediglich Komfort-Anpassungen, die die Pro von der normalen PS4 und der Slim unterscheiden. Die wirklich wichtigen Dinge schlummern unter der Haube. Dank erhöhter Hardware-Power mit 4,2 statt 1,84 Teraflops gibt die PS4 – den passenden Fernseher vorausgesetzt – 4K-Bilder samt High Dynamic Range über den HDMI-2.0-Ausgang aus. Und das nicht nur bei Video, sondern auch bei Spielen. Letztere allerdings in der Regel nicht nativ – was sich in der Praxis erstaunlicherweise aber kaum bemerkbar macht. Sony setzt hier verstärkt auf Checkerboard-Rendering sowie einige andere Techniken. Und die liefern Ergebnisse, die kaum von nativem Material zu unterscheiden sind. Hut ab dafür. Square Enix liefert mit dem via Checkerboarding aufgepimpte Rise of the Tomb Raider eines der Vorzeige-Beispiele. Deus Ex: Mankind Divided sieht ähnlich fantastisch aus, die Entwickler verwenden hier aber zusätzlich eine dynamische Auflösung zwischen 1800p und 2160p. Naughty Dog skaliert Uncharted 4 von 1440p-Auflösung hoch, trotzdem merkt man dem Ergebnis seine relativ niedrige Ausgangs-Auflösung kaum an. Wie bei so vielen Punkten bei der PS4 Pro gilt aber: Sony legt die Entscheidung über die technischen Anpassungen in die Entwicklerhände. Deshalb können die einzelnen Studios unterschiedliche Verfahren nutzen.
Die Full-HD-Performance der PS4 Pro
Wer keinen 4K-Fernseher hat, darf sich trotzdem über Verbesserungen freuen, wenn auch eher kleiner Natur. Denn: Über einen Full-HD-Fernseher kann die PS4 Pro die höhere Auflösung als Supersampling-Kantenglättung ausgeben oder die Games mit einem höheren Detailgrad versorgen. Die Effekte unterscheiden sich allerdings von Spiel zu Spiel und nicht jedes Game lässt einen zwischen den Grafik-Optionen wählen. Prinzipiell sind aber folgende Konfigurationen drin: höherer Detailgrad bei 30 Frames pro Sekunde und normaler Detailgrad bei erhöhter Framerate. Schöne Beispiele für die 1080p-Optimierungen sind Rise of the Tomb Raider, das etwas geschmeidiger und mit besserer Kantenglättung daherkommt. Oder auch Skyrim, das mit besserer Weitsicht und optimierten Lichteffekten punktet. Ob die Verbesserungen in jedem Fall deutlich zu sehen sind? Nun, bei Battlefield 1 hatten wir Probleme, Unterschiede zur normalen Version auszumachen. Fest steht: Games, die die Entwickler nicht Pro-optimieren, sehen exakt so aus wie auf der normalen PS4. In jedem Fall sollte Sony die Gamesbibliothek auf der PS4 und auch eingelegten Games mit deutlichen Hinweisen ausstatten, ob und welche Pro-Features das jeweilige Spiel bietet. Aktuell muss man dafür noch Listen im Netz bemühen, was auf Dauer ziemlich nervig wäre.
Halten wir fest: Beim Full-HD-Betrieb bringt die PS4 Pro kleine Verbesserungen, während sie bei 4K aus dem Vollen schöpft. Und was fehlt jetzt noch? Genau, PlayStation VR. Hielt sich Sony lange Zeit bedeckt zum Zusammenspiel der neuen PS4 und der VR-Brille, stellt sich nun heraus: Auch hier hat die Konsole Potenzial und auch hier liegt es an den Entwicklern, dieses auch zu nutzen. Bei Until Dawn: Rush of Blood und Arkham VR beispielsweise konnten wir im Test trotz Patch keinerlei Verbesserungen erkennen, während andere Spiele wiederum deutlich von der Pro profitieren. Die Weitsicht bei Rigs: Mechanized Combat League kommt mit der Pro wesentlich schärfer daher und auch Robinson: The Journey performt besser, da Sichtweite, Texturfilterung und Detailgrad viel ausgeprägter ausfallen. Ausführliche Spielebesprechungen folgen in den kommenden Tagen.
Einen deutlichen Kritikpunkt in Sachen PlayStation VR gibt’s aber: Die Prozessorbox der VR-Brille ist nicht in der Lage, ein HDR-Signal durchzuschleifen. Was bedeutet: PSVR-Besitzer, die HDR auf der Glotze ausgeben wollen, müssen die PS4 direkt an den TV oder den AV-Receiver anschließen und PlayStation VR aus dem Setup entfernen – und sich mit nervigem Umstecken anfreunden.
Für wen sich die PS4 Pro lohnt
Sony bietet die PS4 Pro samt 1-TB-Festplatte zum Start für 399 Euro an. Also für 100 mehr als die PS4 Slim. Aber für wen lohnt sich das Teil denn jetzt? Nun, wer einen 4K-Fernseher besitzt, sollte definitiv über die Anschaffung nachdenken – egal ob er schon eine PS4 besitzt oder nicht. Für VR-Enthusiasten ist das Gerät definitiv auch spannend, nur bleibt hier abzuwarten, inwiefern die Entwickler die zusätzliche Power auch nutzen. Aktuell geht die Schere der VR-Spiele also noch weit auseinander. Wir sind aber zuversichtlich, dass sich da bei neuen Spielen ein Trend Richtung Pro abzeichnen wird.Full-HD-Gamer, die schon eine PS4 besitzen und in nächster Zeit keine 4K-TV-Anschaffung planen – denen sei ans Herz gelegt, erst mal abzuwarten und das Setup nach Möglichkeit bei Freunden oder im Elektromarkt auszutesten. Die Kosten wiegen die die vergleichsweise geringen Verbesserungen beim 1080p-Betrieb unserer Meinung nach nämlich noch nicht auf.