Aber vorher: Basics lernen. Zu Beginn entlässt euch das neue Zelda erst einmal auf das verlassene Plateau – die Tutorial-Spielwiese, wenn man so will, die Link erst später mit einem bestimmten Gegenstand verlassen kann. Bis dahin lernt ihr, wie die Kampfsteuerung funktioniert, wie das Waffeninventar aufgebaut ist, wie man Bäume fällt und wie man gefundene oder erbeutete Zutaten zu Lebensmitteln verarbeitet, die verlorene Herzen auffüllen. All das klappt völlig organisch. Man legt einfach los, probiert aus und kriegt hin und wieder einen Schubser in die richtige Richtung. Keine nervigen Einführungstexte.
Königsdisziplin: Balancing
Und das gilt auch für das gesamte Spiel. Freilich haben sich die kreativen Köpfe bei Nintendo eine spannende Geschichte ausgedacht. Und wie immer dreht sich die Story um bekannte Figuren wie Prinzessin Zelda, Bösewicht Ganon und die Helferin Impa. Nur verläuft die Handlung diesmal nicht linear. Nach dem Plateau entlässt euch Breath of the Wild in die richtige Spielwelt. Die mit Geheimnissen, Rätseln, Schreinen, Dörfern gespickt ist und mit allerhand fiesen Monstern aufwartet. Überall gibt es was zu entdecken, zu jagen oder sonst etwas zu tun, das euch von der Handlung wegführt, nur um euch dann wieder charmant auf den Weg zur Hauptquest zu bringen. Was hier besonders gefällt: Nintendo stopft die Spielwelt nicht unnötig mit Quests voll und lässt den Spieler ins Aufgabenabhaken verfallen, sondern kriegt die optimale Balance aus Aufgaben und Erkundung hin.Egal, wohin ihr Link auch steuert, immer wieder gibt es Schreine zu entdecken – Mini-Dungeons. Davon gibt’s in Breath of the Wild insgesamt 100. Im Inneren warten verschiedenste Aufgaben. Einmal muss Link beispielsweise einen besonders harten Brocken von Gegner besiegen. Ein anderes Mal eine Kugel via Controller-Kipp-und-Neige-Bewegungen durch ein Labyrinth manövrieren. Nintendo pflegt hier schön die Switch-Hardware-Eigenheiten ins Spiel ein. Genau wie man beispielsweise beim Bogenschießen über Neigung des Controllers oder des Switch-Tablets zielen kann. Meistens dauern die Aufgaben dann fünf bis zehn Minuten, selten etwas länger. Auch wenn kein Schrein dem anderen gleicht und die Aufgaben immer wieder überraschend und spannend sind, so haben sie alle ein paar Dinge gemeinsam: Es gibt immer eine versteckte Schatztruhe und am Ende wartet ein Zeichen der Bewährung, das sich im Viererpack gegen einen Herzcontainer oder einen Ausdauerausbau investieren lässt. Netter Nebeneffekt: Nach getaner Arbeit könnt ihr euch zu den Schreinen teleportieren und euch so den Ritt sparen.
Dungeons und Moblins
Aber keine Angst, klassische Dungeons wie beispielsweise in Ocarina of Time gibt’s freilich auch. Nur deutlich weniger und nicht ganz so umfangreich. Aber dafür warten nach dem Boss auch coole Items. Insgesamt ist Breath of the Wild ein wahres Item-Paradies. Ständig findet man Waffen wie Schwerter, Lanzen, Bögen samt verschiedenen Pfeilen, Hämmer, Speere und sogar Zauberstäbe. Allerdings übertreibt es das Spiel mit den Loot-Eskapaden etwas. Viele Waffen gehen schnell kaputt, was gerade in Bosskämpfen nerven kann. Zumal die Lernkurve vor allem bei den Scharmützeln recht steil ausfällt und die verschiedenen Monster ein gewisses Maß an Taktik abverlangen. Was hingegen gefällt: Bei jedem Kampf lässt sich auch die Umgebung miteinbeziehen. Sitzen etwa ein paar Moblins in ihrer Höhle, lässt sich die Laterne mit einem gezielten Schuss aus der Halterung lösen, sodass sie auf die Gegner herunterfällt und sie so in Brand setzt. Oder ihr scheucht sie aus ihrem Loch und stellt eine Falle, indem ihr einen Feuerpfeil ins hohe Gras jagt. Auch Anschleichen und Überwältigen geht. Einziger Nervfaktor dabei: Das Waffeninventar ist recht klein geraten und lässt sich nur mühevoll ausbauen.Immer im Gepäck: der Shiekah-Stein, den Link mit neuen Modulen füllt und so Bomben werfen, Eisblöcke erschaffen, Objekte einfrieren und magnetisieren kann. Außerdem aktiviert er die über ganz Hyrule verstreuten Türme, die nach erfolgreicher Klettereinlage nicht nur als Schnellreisepunkte herhalten, sondern immer auch einen Teil der Karte freischalten. Es lohnt sich auch, dort oben das Fernglas zu zücken und die Gegend nach wichtigen Punkten abzusuchen – die sich direkt markieren lassen, damit man nicht die Orientierung verliert. Außerdem hat man von hier oben den besten Blick auf die schöne und riesige Spielwelt.
Zugegeben, das neue Zelda ist nicht der Grafikhammer des Jahres. Weil die Switch weniger Grafikpower liefert als PS4 und Xbox One, wäre das auch gar nicht drin. Entsprechend ist die Weitsicht nicht so toll und auch über matschige Texturen stolpert Link hin und wieder. Aber die grafische Pracht hängt eben nicht nur von hoher Auflösung und Detailgrad ab, sondern auch vom Art-Design. Nintendo mischt hier Cel-Shading-hafte Figuren mit etwas realistischerer Umgebung und erweitert das Spektrum mit schönen Partikeleffekten und einer richtig guten Physik-Engine. Das Ergebnis ist stets ansehnlich und wirkt vor allem im Handheld-Modus sehr schön. Zu jeder Zeit hält das Spiel den richtigen Orchester-Soundtrack parat. Mal opulent, mal filigran, immer Zelda-typisch, immer auf den Punkt. So geht Atmosphäre. Nur fragt sich, warum Nintendo nur die wichtigsten Cutscenes vertont hat und beim Rest auf Bildschirmtexte setzt. Sei’s drum. Inszenatorisch ist Breath of the Wild trotzdem das bisher beste Zelda.