Wir haben da ein paar Fragen...
Erst mal entscheidet ihr euch, ob ihr als Frau oder Mann spielen wollt. Als nächstes steht euch schon ein gewisser Dr. Bragg gegenüber, Leiter der Anstalt, und fragt euch ein Loch in den Bauch. Problem: Euer Hirn wird von Erinnerungslücken geplagt und mit jeder Frage des Kerls erlebt eure Figur Flashbacks. Diese Art von Multiple-Choice-Fragen zieht sich wie ein roter Faden durch The Inpatient. Und weil das Spiel wie das Original-Until Dawn auf den Butterfly Effect setzt, kann sich jede Antwort auf den Spielverlauf auswirken. Cool: Das Game bietet eine Sprachsteuerung. Statt die Antworten anzuklicken, könnt ihr auch einfach losplappern. Das funktioniert richtig gut und steigert das Mittendrin-Gefühl deutlich.Immer im Hinterkopf, dass sich jede Entscheidung auf den Handlungsverlauf auswirken könnte, erkundet ihr erst mal die kleine Zelle, erlebt, wie sich Traum und Wirklichkeit mischen und lasst euch vom Pfleger die Move-Steuerung erklären: Die Move-Taste des linken Controllers setzt euch in Gang, die Richtung wechselt ihr, indem ihr mit dem rechten Move-Controller zeigt und die Move-Taste drückt. Freilich nehmt ihr so auch Objekte auf. Die Move-Steuerung geht in Ordnung, allerdings merkt man der Peripherie ihr Alter zunehmend an, was in umständlichen Wendungen mündet. Zum Glück gibt’s die Dualshock-4-Steuerung als Alternative.
Pazifist im Horror-Game
Je weiter das Spiel voranschreitet, desto abgefahrener wird’s und irgendwann haben die Besuche des Pflegepersonals ein Ende und das Essen wird knapp. Stattdessen dringen jetzt beunruhigende Laute durch die Stahltür. Ganz klar: Hier stimmt was nicht. Natürlich spielt sich nicht das komplette Game in diesem einen Raum ab. Irgendwann dürft ihr auch raus, allerdings erlaubt euch The Inpatient dennoch nicht, das Sanatorium wirklich frei zu erkunden und auch die Interaktionspunkte sind eher rar. Stattdessen folgt ihr eher passiv einer linearen, aber verwirrenden Geschichte, die dem Until Dawn-Universum etwas mehr Kontext verleiht. Das Problem: Die Spielzeit mit ihren maximal vier Stunden lässt kaum Zeit für vielschichte Charaktere. Die Figuren bleiben allesamt eher blass. Auch wenn man ihnen das äußerlich nicht anmerkt. Technisch ist The Inpatient nämlich fein gemacht. Das Sanatorium als Schauplatz ist wunderbar getroffen, die Charaktermodelle und vor allem ihre Gesichtsanimationen sind erstklassig, die Soundeffekte richtig verstörend und dann ist das Spiel auch noch komplett eingedeutscht. Alles Dinge, die zur Gruselatmosphäre beitragen. Dennoch verschenkt Supermassive hier eben einfach Potenzial, das aus The Inpatient den besten VR-Horror-Titel seit Resident Evil 7 hätte machen können. Eine Gemeinsamkeit gibt’s aber: Auch hier drohen immer wieder Jump Scares, die euch das Fürchten lehren. Nur richtig bedrohlich wird’s nie, weil es in The Inpatient keine Kämpfe gibt.