Wie gewohnt, gibt’s auch beim dritten Teil der Serie wieder eine gesunde Mischung aus Shooter- und Rollenspielkost aus der Ego-Perspektive. Zur Ausgangssituation: Es ist das Jahr 2027 und Protagonist Adam Jensen wird bei einem Anschlag auf seinen Arbeitgeber, Sarif Industries, schwer verletzt. Lediglich sogenannte Augmentierungen (Körper-Modifikationen) verhindern seinen Tod und hauchen ihm neues Leben ein. Fortan beginnt der ehemalige SWAT-Commander den Kampf gegen die Drahtzieher des Anschlags. Während Jensen nach außen hin den coolen Typen gibt, hat er innerlich mit dem Verlust seiner durch den Anschlag umgekommene Freundin zu kämpfen. Dabei rutscht der Anti-Held immer weiter in ein Netz aus Intrigen und Lügen und reist um den kompletten Globus um eine handfeste Verschwörung aufzudecken. Human Revolution erzählt also die Vorgeschichte der ersten beiden Deus-Ex-Teile.
Jensen von hinten
Während der rund 35 Stunden dauernden Kampagne, spielt der Spieler Jensen die meiste Zeit aus der Ego-Perspektive. Einzige Ausnahme: Im Schleichmodus. Schmiegt man sich an eine Wand, Kiste oder sonstwelche Objekte, dann wechselt die Kamera in die Third-Person-Ansicht. Das ist vor allem für diejenigen interessant, die gewaltlos vorgehen wollen. Pazifisten spielen Human Revolution sogar durch, ohne auch nur einen einzigen Gegner auszuknipsen. Wer’s gerne rabiater hat, lädt das Gewehr und mäht einfach alles nieder, was ihm vor die Flinte rennt. Allgemein lässt einem das Spiel das Meiste selbst entscheiden, bietet mehrere Lösungswege und Pfade. Eine Beispielsituation: Der Spieler muss für den Story-Fortschritt in einen bestimmten Raum gelangen. Doch wie durch die Computer-gesteuerte Tür? Nun, da sticht einem die große Kiste neben dem Terminal ins Auge. Haudegen packen das Ding kurzerhand und werfen es durch das geschlossene Fenster. Das geht zwar schnell, ruft aber einige Wachen auf den Plan. Die elegantere Methode: Terminal hacken und auf leisen Sohlen hineinschleichen.
Drei Schwierigkeitsgrade bieten sowohl für Neulinge, als auch Serien-Veteranen und alles dazwischen die richtigen Rahmenbedingungen. Zumindest diejenigen, die den Grad gerne etwas knackiger wählen, stechen bei häufigem Ableben aber leider teils extrem lange Ladezeiten ins Auge. Vor allem für Perfektionisten, die den Spielstand immer wieder laden, ein echtes Problem.
Schön anzusehen
Für die Augen hält Deus Ex: Human Revolution ein schönes, wenn auch kein perfektes Bild parat. Während die Umgebungen allesamt lebendig wirken und vor Details nur so strotzen, verhält es sich mit den Charakteren eher dezent. Oft wirken die NPCs steif und unrealistisch, sprechen so gut wie nie Lippensynchron. Die Konversationen an sich sind dagegen hochspannend. Die deutschen Sprecher, wie auch die Soundeffekte und Musikuntermalung wissen zudem vollends zu überzeugen und sorgen zu jeder Zeit für zum Schneiden dichte Atmosphäre. Nur zum besseren Verständnis: Das hier ist Jammern auf hohem Niveau. Human Revolution spielt sich nämlich wie eine Eins und macht auch sonst recht wenig verkehrt.
Die verschiedenen Spielelemente gehen Hand in Hand, wirken zu keiner Zeit überladen oder unhandlich und sorgen so für ein einzigartiges Spielvergnügen, das seinem Vorgänger aus dem Jahre 2003 einen riesen Schritt voraus ist. Die Steuerung ist zwar nicht frei konfigurierbar, jedoch logisch belegt, sodass selbst Anfänger binnen Minuten zurecht kommen. So muss das sein! Am Ende bleibt ein Paradebeispiel in Sachen Spieltiefe, Freiheit, Atmosphäre und Intrigen-Story, die sowohl Veteranen als auch Serien-Neulinge vollends in ihren Bann ziehen dürfte. Wer intensive Spielerfahrungen dem schnellen Spielvergnügen vorzieht: Kaufen!