Dark Souls 2: Der spielgewordene Tod Bild: Namco Bandai

Test

Dark Souls 2: Der spielgewordene Tod

Entwickler From Software hat den Masochisten unter den Spielern wieder etwas Schönes mitgebracht: Dark Souls 2. So schlägt sich das Extrem-Rollenspiel im Test.
Keine Reihe löst beim Spieler derartigen Frust aus wie die Souls-Reihe. Demon’s Souls aus dem Jahr 2010 pfiff im großen Stil auf Mainstream-Elemente und konfrontierte die Spieler mit einem unfassbaren, fast unverschämten Schwierigkeitsgrad. Der Nachfolger Dark Souls trieb das Konzept auf die Spitze und auch der aktuelle Auswuchs Dark Souls 2 macht da keine Ausnahme. Mehr als einmal löst das Game das Verlangen aus, das Spiel samt PS3 oder Xbox 360 aus dem Fenster zu werfen und die Überreste verbrennen zu wollen. Dabei startet das Rollenspiel so friedlich.

In der Zwischenwelt von Leben zu Tod begegnet der Spieler drei alten Damen, die ihn nach Personenangaben wie Namen und seiner Klasse fragen. Krieger, Ritter und Schwertkämpfer haben sich der direkten Auseinandersetzung verschrieben, während der Bandit als gewiefter Schütze daherkommt und Kleriker und Zauberer mit besonderen magischen Fähigkeiten aufwarten. Jede der Klassen erhält andere Attribute und Items zum Start. Einzige Ausnahme: Der Bettler. Der kommt ganz ohne Starthilfe in Form von Rüstung und Waffen und zielt auf die härtesten Spieler ab.

Ist dieses typische RPG-Prozedere überstanden, geht’s rein in das Königreich Drangleic, wo der Protagonist als Untoter landet. Er ist verflucht und setzt alles daran, nicht zur sogenannten Hülle zu werden. Die Dark Souls-Veteranen merken: Das liest sich wie die Story des Erstlings. Ist aber auch völlig egal, denn darum geht’s in dem Spiel nicht primär. Wer dennoch mehr erfahren will, muss mit NPCs sprechen, die allerdings oft ziemlich kryptische Dampfplauderei absondern.


Dark Souls 2 – Warum tut man sich das an?

Das Dorf Majula – eine Art Basis, zu der der Spieler immer wieder zurückkehrt – hält als Ausgangspunkt her. Von hier an gilt: Die Karte erkunden, Gegner auslöschen, deren Seelen aufsammeln und diese investieren; In neue Waffen und Ausrüstung oder Attribute wie Stärke und Intelligenz. Das alles klingt nach einem schön seichten, wochenendtauglichen Rollenspiel, das man mal zwischendurch spielen kann – stimmt, würde man nicht am laufenden Band abnippeln und die hart erkämpften Seelen verlieren. Eigentlich steht bereits im optional spielbaren Tutorial fest, dass Wochenend-Gamer nichts in Drangleic zu suchen haben. Alle anderen gewöhnen sich an kontinuierlich auftretende Sterbebildschirme. Aber: Selbst wenn das Spiel bockschwer ist, richtig unfair ist es nie. Wer die nötige Zeit investiert, den Mix aus Blocken, Angreifen, Kontern verinnerlicht, der schafft den fiesen Bossgegner nach ein paar Anläufen und fühlt sich schließlich richtig mächtig – ein Gefühl, das viel zu viele Mainstream-Games nicht im Ansatz aufkommen lassen.


Dark Souls 2 – Die Neuerungen

Ihr seht, am grundlegenden Konzept hat der Entwickler nicht viel verändert, allerdings gibt’s ein paar kleinere Verbesserungen. Das Inventar wirkt zwar immer noch unübersichtlich, allerdings etwas aufgeräumter als im Vorgänger. Außerdem darf der Spieler zwischen allen bereits entdeckten Lagerfeuern per Schnellreisefunktion hin und her wechseln. Wer ein Lagerfeuer entdeckt, erhält sämtliche Heiltränke, sogenannte Estus-Flakons, zurück, zwei ab Werk. Wer seinen Vorrat permanent aufstocken will, muss entsprechende Estus-Flakon-Scherben finden. Alternativ sorgen die neu eingeführten Lebenssteine für Heilung. Diese laden die Lebensenergie zwar nur langsam auf, allerdings muss der Charakter zur Einnahme nicht stehen bleiben und kratzt im Eifer des Gefechts nicht beim Heiltrank-Kippen ab. Apropos Lebensenergie: Der Maximalwert der Energieleiste verringert sich bei jedem Ableben, bis sie irgendwann nur noch bei 50 Prozent liegt. Diesem Phänomen entgegensteuern lässt sich nur, indem man Menschlichkeits-Power-Ups findet. Wendet man so eines an, mutiert man vom Untoten zum Menschen. Beim nächsten Bildschirmtod steckt man aber wieder im Zombiekörper und das Spielchen beginnt von vorn.


Sterbehilfe

Eine adäquate Option zu überleben ist, einen Kumpel ins Boot zu holen. Einen echten Mehrspielermodus gibt’s wie bei den Vorgängern auch in Dark Souls 2 nicht. Andere Spieler können sich aber ins Geschehen anderer Dark Souls-Gamer einklinken – und ihnen entweder helfen oder das Leben zur Hölle machen.

Auch wenn das Spiel richtig Laune macht - was sich trotz aller Gaudi nicht von der Hand weisen lässt: Die Grafikengine ist ziemlich veraltet, das Gegnerdesign wurde im Vergleich zum ersten Dark Souls nicht großartig verbessert und im Vorfeld groß angekündigte Features wie zerstörbare Umgebungen kommen nur selten zum Einsatz. Unsinnigerweise lassen sich neue Talent-Punkte zudem nicht mehr an jedem Lagerfeuer verteilen, sondern nur noch an einem bestimmten Ort in Majula. Macht nichts, es gibt ja eine Schnellreise-Funktion, richtig? Falsch, denn die Ladezeiten fallen ordentlich lange aus.


Fazit

Zugegeben: Spielerisch hat sich bei Dark Souls 2 im Vergleich zum Vorgänger nicht viel getan und Anfänger sollten ohnehin einen großen Bogen um dieses Game machen. Trotzdem schafft es Form Software, das Verhältnis zwischen Härte und Motivation stets im Gleichgewicht zu halten. Wer die Vorgänger gemocht hat, wird Dark Souls 2 lieben – und verfluchen.



Details

  • Titel: Dark Souls 2
  • System: PC, PS3, Xbox 360
  • Genre: RPG
  • USK: Ab 16 Jahren
  • Spieler: 1
  • Release: 14.03.2014 (Xbox 360, PS3) /25.04.2014 (PC)
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