Stammhalter Takkar
So um die 10.000 Jahre vor den Ereignissen aus den bisherigen Far Cry-Teilen beginnt Takkar, das Urzeittal Oros zu erforschen, um seine alten Stammesmitglieder aufzuspüren und zu einen – was nicht so einfach ist. Die sind nämlich in alle Richtungen verstreut und haben gar nicht so viel Lust darauf. Und davon abgesehen wimmelt es in der unzivilisierten Gegend vor wilden Tieren und feindlichen Stämmen, die Takkar an den Lendenschurz wollen. Aber der Urzeit-Held hat nicht nur Feinde.Mit den friedlich gesinnten Steinzeitgenossen kommuniziert Takkar via Fantasiesprache, die Ubisoft extra von einem Linguistenteam hat erfinden lassen. Diese Wenja-Mundart versteht natürlich kein PS4 oder Xbox One spielender Digital Native, weshalb das Spiel die spärlichen Dialoge auch mit Untertiteln entschlüsselt. Das Faszinierende: Wer aufpasst, kann fast an der Mimik deuten, was die digitalen Urzeitmenschen da von sich geben. Das geht aber auch nur, weil die Story sehr simpel gehalten ist: Statt kantigen Charakteren wie Vaas Montenegro aus Far Cry 3 bietet Primal eben maximal eine Randgeschichte, die nicht mehr als ein authentischer Gameplay-Rahmen ist und lediglich das Steinzeit-Setting unterstreicht.
Aber auch abseits der Gesichter macht Far Cry Primal grafisch kaum ein anderes Game etwas vor. Die Spielwelt ist mit ihrer Flora und Fauna, den Licht- und Wettereffekten sowie den Schauplätzen – von grünen Wiesen bis hin zur Tundra – ganz großes Kino. Überall streifen wilde Tiere durchs Dickicht, ab und an wird ein NPC von einem Wolf angegriffen, während die Dämmerung einsetzt – herrlich.
Steinzeit-Shooter
Ja, Ubisoft hat eine authentische und unverbrauchte Welt erschaffen. Nur ist das Gameplay darin überwiegend Standardkost: kämpfen, aufklären, Aufträge erledigen. Nur dass das jetzt eben nicht mit schwerem Geschütz erledigt wird, sondern mit Bogen und Speer. Und dass Takkar nicht durchs Fernglas blickt, um Gegner zu markieren, sondern seine Eule losschickt. Und dass er keine Aussichtsposten erklimmt, sondern Leuchtfeuer entzündet. Dazwischen: Hier einen Bären erlegen, da das Dorf gegen Kannibalen verteidigen und dazwischen Ressourcen wie Blätter und Äste einsammeln, um das Eigenheim auf Vordermann zu bringen. Das reicht, um den Geschichtsfan unter den Spielern für 25 bis 35 Stunden bei Laune zu halten. Wer mit dem Setting nur bedingt glücklich ist, dürfte aber schnell die Lust verlieren.Immerhin sammelt Takkar durch jede Quest Erfahrungspunkte, die sich dann gegen Skills eintauschen lassen und auch das Feature, Tiere zu zähmen bringt Abwechslung. Takkar kann beispielsweise einen Wolf auf seine Gegner hetzen oder ein Mammut zum Reittier machen. Außerdem warnen die Viecher vor Gefahren und unterstützen Takkar bei Schleichmanövern. Der Rest: leicht angepasste Shooter-Mechaniken. Takkar verteilt aus der Ego-Perspektive ordentlich Ohrfeigen mit seiner Keule, sticht Gegner mit seinem Speer und feuert auch mal einen Pfeil ab. Neu fühlt sich das nicht an. Dafür sind die Kämpfe – wenn auch mit unverbrauchten Waffen – zu sehr Standardware. Immerhin: Ubisoft erweitert das primitive Arsenal um die Möglichkeit, jede Waffe mit Tierfett einzureiben und zu entzünden.