Los geht’s: Ein Asteroid Namens Apophis rauscht auf die Erde zu und droht alles zu zerstören. Ausgewählte Menschen wurden in sichere, unterirdische Archen verfrachtet. Das Ziel dieser Auserwählten: Die Erde irgendwann wieder neu aufbauen. Und so startet das Spiel. Als einer der Glücklichen erwacht der Spieler 106 Jahre nach der Katastrophe im Jahr 2036 aus seinem unfreiwilligen Schönheitsschlaf und ist kurz darauf auch schon mittendrin, im Ödland. Kaum draußen angekommen, will einem bereits der erste Mutant, genannt Ghost, an die Gurgel. Gut, dass Dan Hager in der Nähe ist und den Angreifer erledigt; den Spieler mit in die Menschenbasis nimmt, die die korrupte Regierung bekämpft. Kurz darauf versorgt einen Hager mit den ersten Aufträgen in der offen begehbaren Spielwelt. Dabei sei erwähnt, dass „offen“ hier nur bedingt zutrifft, denn wirkliche Freiheiten tun sich deshalb noch lange nicht auf.
Lang nicht gesehen, doch sofort wiedererkannt
In der Regel läuft es so ab: Der Spieler nimmt einen Auftrag an, fährt mit seiner Karre zum Auftragsort, führt seine Mission aus und tingelt anschließend wieder zurück zum Initiator. Dafür gibt’s dann Bargeld, das sogleich für neue Waffen und Munition verpulvert wird. Alle Aufträge werden schön übersichtlich im Pausenmenü aufgelistet, sodass man zu keiner Zeit den Überblick verliert. Vor allem im späteren Spiel wichtig, da man stets mehrere Aufgaben zu bewältigen hat.
Gelegentliche Minispiele, Nebenaufträge und das Bauen von explosiven Mini-Fahrzeugen lockern den Spielfluss zudem auf. Ihr seht: Rage beinhaltet auch einige kleinere Rollenspiel-Elemente, die allerdings nicht großartig ins Gewicht fallen. Denn: Rage ist ein astreiner Shooter der traditionellen Sorte. Das gilt nicht nur für den Großteil des Waffenarsenals, bestehend aus Schrotflinte, Pistole, Sturmgewehr und Armbrust (Lediglich der Wingstick bringt ein wenig Abwechslung ins Spiel). Auch das manuelle Speichersystem gibt sich eher antik. Zwar existiert eine Autosave-Funktion, die den Fortschritt jeweils am Missionsanfang speichert, während des Auftrages ist der Spieler selbst für seine Rücksetzpunkte verantwortlich. Und mit denen sollte man nicht sparen. Die Gegner sind gewieft, agieren intelligent und nehmen keine Gefangenen.
Harte Bandagen
Wer nicht genau zielt und schnell abdrückt, wird hier selbst auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad gnadenlos niedergemacht. Hat man doch mal eine Kugel zu viel abgekriegt, springt der Defibrilator an. Ein Minispiel startet, bei dem der Spieler im richtigen Moment die beiden Schultertasten drücken muss. Je präziser er das schafft, desto mehr Lebensenergie steht ihm beim zweiten Anlauf zur Verfügung. Bis sich die komplette Gesundheitsleiste wieder auflädt, vergehen allerdings sechs Minuten.
Cool, aber nicht perfekt
Ist der Spieler mal nicht in schön gestalteten Höhlen, Ruinen oder verlassenen Gebäuden unterwegs, staunt er über die gelungene deutsche Synchronisation und die scharfe Grafik – oder ärgert sich über die lasche Story und den fehlenden roten Faden. Denn während Rage optisch zwar nahezu alles richtig macht und auch für die Ohren dank klasse Soundtrack und Effekten ein echtes Fest darstellt, gewinnt die Dramaturgie keinen Innovationspreis.
Die böse Regierung bleibt als Feindbild stets gesichtslos, man lernt kaum richtig böse Strippenzieher kennen und fühlt sich auch sonst ein wenig von der Handlung links liegen gelassen. Da darf sich id beim nächsten Mal gerne mehr Mühe geben. Der Mehrspielermodus kommt mit speziell gestalteten Koop-Missionen sowie Buggy- und Bike-Rennen gegen bis zu fünf Kumpels. Deathmatch und dergleichen gibt's leider nicht - auch wenn die Jungs und Mädels von id besagten Modus erfunden haben.
Wer über besagte Mängel hinwegsieht, bekommt mit Rage allerdings einen Shooter erster Güteklasse, der spielerisch zwar kaum Neues bringt, den Rest aber verdammt richtig macht. Bei diesem Spiel wirkt einfach alles, wie aus einem Guss.