Neuer Entwickler, neues Glück
Auch der objektivste Videospiel-Enthusiast wird wohl beim Stichwort Entwicklerwechsel erst mal eine kritische Miene aufgesetzt haben. Zu Recht, hält sich die Qualität solcher übernommenen Projekte doch in der Regel eher in Grenzen. Die Jungs und Mädels von 343 Industries haben ihre Hausaufgaben aber gemacht, das steht fest. Halo 4 fängt genau da an, wo der dritte Teil aufhört. Auch Story-technisch. Nach knapp fünf Jahren Kälteschlaf wird der Master Chief von seiner treuen Begleiterin Cortana auf dem Raumschiff Forward Unto Dawn aus den Träumen gerissen. Nicht etwa weil es die digitale Dame nach Gesellschaft gelüstet, sondern weil der Menschheit mal wieder das Ende droht. Als der Master Chief erwacht, ist das Schiff schon randvoll mit Allianz-Aliens. „Hatten wir mit denen nicht mal einen Waffenstillstand?“, fragt der Protagonist noch kurz, bevor diese Gedanken ersten Bleisalven weichen. Fest steht: Für diese heikle Situation braucht’s einen Mann von Format, den Chief!Der Spieler übernimmt und schnell wird klar: So muss sich ein Ego-Shooter auf Konsole spielen. Rennen, springen, zielen, schießen – wer die Ringwelt bereits in früheren Teilen unsicher gemacht hat, findet sich binnen Sekunden zurecht. Während 343 die bewährte Gameplay-Komponente größtenteils unangetastet lässt, verhält es sich mit der Inszenierung anders.
Das Beste von damals, nur gereift
Nach dem ersten Showdown und dem Absturz der Forward Unto Dawn auf dem Planeten Requiem bringt die Dramaturgie dann auch schon etwas Licht ins Dunkel. Für den Angriff sind offenbar die sogenannten Blutsväter verantwortlich. Letztere fanden in vergangenen Halo-Teilen zwar bereits Erwähnung, rücken nun jedoch erstmals in den Fokus der Handlung. Neu: Zum ersten Mal in der Halo-Geschichte wird die Story mittels aufwändiger CGI-Zwischensequenzen vorangetrieben, was der Handlung spürbar zugutekommt. Dazu gesellen sich motivierte deutsche Sprecher, derbe Waffensounds und der typische orchestrale Halo-Soundtrack, der schon zu Combat Evolved-Zeiten aus den Boxen knallte – stilsicher.Eine Explosion für die Sinne
Der Sound ist definitiv ordentlich. Was der Spieler in Halo 4 allerdings auf die Augen kriegt, ist schlicht referenzverdächtig. 343 Industries holt aus der in die Jahre gekommenen Xbox 360 nochmal alles raus: scharfe Texturen, schöne Charaktere und Objekte, geschmeidige Animationen und ansehnliche Partikeleffekte. Die gesamte Spielwelt wirkt wie aus einem Guss und versprüht dabei eine ordentliche Portion Endzeitstimmung. Kritikpunkte: teilweise aufploppende Objekte und die Tatsache, dass die Kampagne nach sechs Stunden Bombastmomenten, derben Schießereien – auf Wahl mit bis zu drei Kumpels im Koop – dann auch schon wieder vorbei ist.Zum Glück wartet da noch der Multiplayer, der unter anderem den Modus Spartan Ops beherbergt. Letzterer stellt eine Art zweite Kampagne dar, die sich mit bis zu vier Leuten spielen lässt und in mehrere Akte aufgeteilt ist. Jede Woche kommen fünf neue kostenlose Missionen dazu, was dem Modus eine Art Staffelcharakter verleiht.
Der Versus-Multiplayer-Part ist hingegen größtenteils identisch mit dem, was man von den Vorgängern kennt. Eine der wenigen Neuerungen: ein Klassensystem, das den eigenen Spartan-Soldaten mit neuen Waffen und Spezialfähigkeiten ausstattet.