Für den cleveren Gamer
Im Einheits-Ego-Shooter-Brei stechen Games wie Bioshock heraus. Das war schon beim Erstling aus dem Jahr 2007 so. Warum? Nun, Irrational Games’ Shooter war einfach cleverer als das, was das Genre sonst so hervorgebracht hat. Man erschuf eine eigene Ideologie, Charaktere und Eigenschaften, die mehr sind als bloße Rahmenhandlung für ausufernde Ballerorgien. Kurz: Man traute dem Spieler eine gewisse Intelligenz zu, die ihm sonst leider so oft abgesprochen wird. Der Nachfolger aus dem Jahr 2010 machte da keine Ausnahme und Infinite tut es noch weniger. Denn: Für den dritten Ableger wirft der Entwickler die bisher so prägenden Elemente wie Big Daddys, Little Sisters und die genetisch veränderten Verrückten, sogenannte Splicer, über Bord. Das erfordert Mut. Doch was zeichnet Bioshock denn dann eigentlich aus, wenn die vermeintlichen Markenzeichen außen vor gelassen werden? Den gemeinsamen Nenner bildet wohl eine dystopische Ausgangssituation, eine gescheiterte Vision, die erst zu schön klingt, um wahr zu sein, und dann auch genau das ist. Im Falle von Bioshock 1 und 2 manifestiert sich das in der Unterwasserstadt Rapture, in Infinite in der Himmelsstadt Columbia, im Jahre 1912.Der Spieler ist als Ex-Pinkerton-Agent Booker DeWitt mittendrin. Eben dieser soll eine gewisse Elizabeth finden und nach New York eskortieren. Warum? Das wird sich noch zeigen. Fest steht aber, dass in Columbia die rivalisierenden Parteien „Founder“ und „Populi“ gleichermaßen hinter der Dame her sind. Ein heiteres Katz-und-Maus-Spiel beginnt, denn die Schergen schrecken auch vor Mord nicht zurück. Klar, dass Booker sich wehren muss. Zu diesem Zweck stehen neben zwei Knarren gleichzeitig, auch sogenannte Vigor zur Verfügung, also Power-Ups für Kampf, Verteidigung und dergleichen. Im Prinzip dasselbe wie die Plasmide aus den ersten beiden Teilen. Spielerisch bleibt also alles größtenteils beim Alten. Bis auf die Tatsache, dass man jetzt noch einen Enterhaken zum Erklimmen höher gelegener Ziele mit sich herumträgt.
Wummen und Vigor
Die inneren Werte zeigen sich also schon mal vielversprechend. Die äußeren auch. Denn die Himmelsstadt Columbia kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Zwar könnte sich das Setting kaum mehr von dem der Vorgänger unterscheiden, trotzdem merkt man schon nach den ersten paar Minuten: Das hier stammt von den Bioshock-Machern. Die Weitsicht und der Bombast scheinen in Columbia keine Grenzen zu kennen. Genau wie der Detailreichtum auf der Straße. Das alles verpackt im stilsicher angedeuteten Comiclook verleiht der Himmelsstadt einen ganz besonderen Charme.Kurz: Die Spielwelt lädt förmlich dazu ein, den Hauptstrang einfach mal gut sein zu lassen und auf eigene Faust durch die vor Details nur so strotzenden Gassen zu wandern. Blöd nur, dass zumindest in der von uns angespielten Vorabfassung wenig mit freier Spielwelt los war. Klar, eine Wegabzweigung hier und da ist schon drin. Im fortschreitenden Spielverlauf darf der Weg aber gerne noch etwas breiter werden. Auch lässt sich die Qualität der Konsolenfassungen derzeit noch schwer abschätzen. Sofern sich das im weiteren Spielverlauf noch ändert, und PS3- und Xbox-360-Version nicht von Bugs geplagt werden, steht mit Bioshock Infinite ein hitverdächtiger Shooter ins Haus.