Wie der Name schon andeutet, ist der Name hier Programm. Protagonist Bryce Boltzmann ist unsterblich. Nachdem der kernige Dämonenjäger vor rund 100 Jahren versucht hatte, den König der Dämonen zu töten, verfluchte ihn dieser mit 500 Jahren Unsterblichkeit. Ein abgehackter Arm ist für Bryce also nicht der Untergang der Welt. Ja, ganz recht. Der Star von NeverDead verliert regelmäßig Arme, Beine und was sonst noch so an lebensnotwendigen Dingen aus dem menschlichen Körper ragt. Hat unser Held ein Bein verloren, springt er auf einem weiter. Verliert er das andere, kriecht er eben – solange eine Hand die Knarre halten kann, ist alles in Ordnung. Hektisch wird’s erst, wenn nur noch der Kopf übrig ist – was im Eifer des Gefechts gegen sämtliche Art von Höllenbrut schon einmal vorkommen kann. Dann hilft nur noch über den Boden rollen und die Gliedmaßen wieder einsammeln.
Lass’ den Kopf nicht hängen!
So sehr Bryce sein Schicksal hasst, gelegentlich kommt ihm seine besondere Fähigkeit auch zugute. Zum Beispiel wenn er in ein bestimmtes Gebäude muss, dessen Tore aber verschlossen sind. Lösung: Kopf abtrennen, durchs Fenster werfen und drinnen angekommen regenerieren, sodass der restliche Körper folgt. Cool! Dabei sei erwähnt, dass Bryce nicht von Haus aus über derartige Fähigkeiten verfügt. Viel eher muss sich der Spieler im Kampf mühevoll Punkte verdienen, die er dann im jederzeit aufrufbaren Fertigkeitsmenü gegen neue Moves, Fertigkeiten und Verbesserungen eintauschen kann. Nojiri hierzu: „Man muss sich die Rosinen rauspicken. Alle Fähigkeiten zu erwerben, ist zumindest in einem Durchgang nicht möglich“. Coole Idee, allerdings wirkt die Steuerung teils überladen. Denn Bryce hält stets zwei Knarren in den Händen (Schultertasten) und schwingt obendrein auf Wunsch noch ein übermächtiges Schwert (rechter Analogstick) durch die gegnerischen Monsterkörper. Da nicht den Kopf zu verlieren, gelingt erst nach einiger Eingewöhnungszeit. Ist der Einstieg geschafft, freut man sich abseits typischer Third-Person-Shooter-Mechaniken über interaktive Umgebungen, die sich nach Belieben zerbröseln und so im Kampf zum Spielervorteil nutzen lassen.
Keine Arme, keine Kekse
Bryce ist also unsterblich. Ist das Spiel deshalb für den harten Kern zu einfach? Definitiv nein. Denn: Bryce befindet sich in steter Begleitung der Reporterin Arcadia. Anfangs nicht sehr gut aufeinander zu sprechen, entwickeln die Beiden im Laufe des Abenteuers eine Art Beziehung. Doch keine Angst: Eine Romanze wird’s nicht geben, wie Produzent Nojiri im Interview verrät.
Grafisch kann sich NeverDead absolut sehen lassen. Scharfe Texturen, schöne Animationen und authentisch gestaltete Charaktermodelle gehen hier Hand in Hand – auch wenn das hier nicht mit Uncharted 3 & Co. mithalten kann. Ohnehin steht die optische Darbietung hier nicht im Vordergrund. Viel mehr lebt das Spielprinzip von seinem schrägen Humor, seiner Andersartigkeit und seinen innovativen Ideen. Gut so, schließlich kann das Third-Person-Shooter-Genre schon lange eine Brise frischen Wind vertragen. Ob das Spielprinzip auch der USK gefallen wird? Anscheinend ja, denn die Prüfung ist durch und NeverDead kommt am 2. Februar 2012 ohne Schnitte nach Deutschland.