Ein neuer Rekord. Die unfassbaren Menschenmassen führten sogar dazu, dass einige am Samstag vor verschlossenen Toren stehen bleiben und von den Veranstaltern wieder nach Hause geschickt wurden, um einer massiven Überfüllung der Messehallen vorzubeugen. Verärgerung bei den Gelackmeierten. Für alle anderen hat sich der Besuch der dritten Gamescom in Köln aber in den meisten Fällen gelohnt, führten namhafte Publisher wie 2K, Activision, Electronic Arts, Konami und natürlich Sony sowie Microsoft ihre neueste Soft-, und Hardware vor.
Einzige Ausnahme: Nintendo. Zwar kündigten die Japaner auf der vergangenen E3 die Wii-Nachfolgerin Wii U an, brachten das gute Stück dann aber nicht mit nach Köln. Der Grund: „Sicherheitsbedenken“. Zwar wurden einige interessante 3DS-Titel wie Luigis Mansion, oder Mario Kart 3D vorgestellt, insgesamt wirkte Nintendos Auftritt dann aber doch eher fade. Da konnte auch ein Zelda: Skyward Sword nichts dran rütteln. Zum Glück bildeten die Japaner da eher die Ausnahme. Electronic Arts zum Beispiel, begeisterte die Fans mit abgetrennten Bereichen zu den jeweiligen Neuveröffentlichungen, die in gemütlicher Atmosphäre zum Zocken einluden. Highlights: Battlefield 3 und Fifa 12. Während die Fußballsimulation den Titel „Bestes Konsolenspiel“ einheimsen konnte, wurde das neue Battlefield mit dem Prädikat „Best of Gamescom“ versehen. Verdient, keine Frage. Nicht zuletzt, weil sich der Taktik-Shooter auch auf Konsole sehen lassen kann und mit extrem realistischen Kontrahenten sowie einem gelungenen Mehrspielermodus besticht. Den Preis für die beste Hardware konnte Sonys PS Vita abstauben.
Innovation? Nein, danke!
Zwar nahm Hersteller 2K, genau wie die vielversprechenden Rollenspiele Mass Effect 3 und The Elder Scross V: Skyrim keinen Preis mit nach Hause, das Line Up der Mafia-2-Macher konnte sich aber trotzdem sehen lassen. Mit Borderlands 2, The Darkness 2 und Bioshock Infinite gab’s gleich drei potenzielle Shooter-Hitkandidaten zu sehen, die vor allem atmosphärisch ordentlich auf das Gaspedal drücken zu scheinen. Es sieht ganz so aus, als hätte die Gamescom in diesem Jahr allgemein im Zeichen der Fortsetzungen, beziehungsweise Neuauflagen gestanden. Wirklich neue Marken wollte nämlich niemand so recht präsentieren. Konami bildete da mit Neverdead schon eher die Ausnahme. In dem humorvollen Zombie-Adventure setzt der Spieler seine Gliedmaßen zu seinem Vorteil ein, um neue Wege freizuschaufeln.
Wenig innovativ, doch trotzdem heiß ersehnt: Silent Hill – Downpour. Wurden die vergangenen Ableger der Horror-Reihe mit Kritik übersäht, besinnt sich Konami mit dem achten Teil der Reihe nun auf alte Stärken. Und in der Tat, das erste Anspielmaterial weiß zu überzeugen – grafisch sowie spielerisch, als auch atmosphärisch. Das bisher unbekannte Entwicklerteam Vatra Games könnte sich mit der Veröffentlichung von Downpour am 15. November einen echten Namen als Studio machen. Ansonsten: Fifa-Konkurrent PES 12, die PS3-exklusive Metal Gear Solid HD Collection sowie das 3DS-Remake von Metal Gear Solid – Snake Eater. Die Originale dürfte mittlerweile jeder kennen, die Neuauflagen bestechen mit scharfer Optik und angepasster Steuerung. Wer die Dinger noch immer nicht gespielt hat: zugreifen!
Traditionell
Wie jedes Jahr, durfte natürlich auch in diesem ein neues Call of Duty nicht fehlen. Mit Modern Warfare 3 will Activision der Welt einmal mehr zeigen, wer der Platzhirsch auf dem Kriegs-Shooter-Terrain ist. In Anbetracht der hochkarätigen Konkurrenz aus dem Hause EA scheint dieses Vorhaben gar nicht so einfach. Möglicherweise setzen die Herrschaften um Bobby Kotick deshalb auf Innovation in Form von Social-Network-Dienst Call of Duty: Elite. Wer das Rennen letztendlich macht, wird sich wohl erst auf längere Sicht herauskristallisieren. Fest steht: Beide Seiten haben ihre Fans.Weniger Konkurrenzkampf herrscht da bei den First-Party-Herstellern. Sony verspricht mit Uncharted 3 und Resistance 3, zwei Action-Perlen auf den Markt zu werfen, die das Rad zwar nicht neu erfinden, die Stärken aber hervorheben und so eine noch bessere Spielerfahrung schaffen.
Insgesamt hat die Gamescom 2011 überwiegend positive Eindrücke hinterlassen. Viele neue potenzielle Hochkaräter im Softwarebereich sowie eine echte Revolution im Handheld-Sektor machen Lust auf mehr. Echte Innovationen blieben mal wieder aus und auch die langen Anstehzeiten von teils über sieben (!) Stunden dürften dem ein oder anderen Besucher den Spaß verdorben haben. Genau wie die Tatsache, dass am Samstag Hunderte vor verschlossenen Pforten standen, war das Messegelände zu dem Zeitpunkt bereits überfüllt. Wenn die Veranstalter da nachbessern, dann erwartet uns vom 15. bis 19. August 2012 auch im nächsten Jahr wieder eine coole Veranstaltung mit coolen und auch ein wenig verrückten Menschen.