Auch wenn der Tasmanische Tiger offiziell als ausgestorben gilt, so muss er in The Hunter doch als Feindbild herhalten. Willem Dafoe wird in der Rolle des Söldners Martin David von einem Biotech-Konzern mit dem Auftrag betraut, in die tasmanische Wildnis zu reisen. Das Ziel: Den letzten lebenden Tasmanischen Tiger finden, ihn erlegen und Genproben mit nach Hause bringen. Ein unkonventioneller Auftrag für Martin, verdient der Killer seine Brötchen sonst eher mit dem bezahlten Ausradieren menschlicher Zielobjekte. Aber Geld ist nun mal Geld, also nimmt er den Auftrag an. Doch bevor er seine Jagd beginnen kann, muss eine Bleibe her. Auf der Suche nach einer Unterkunft lernt er die kürzlich verwitwete Lucy Armstrong (Frances O‘Connor) kennen, die ihm ein Zimmer bei sich anbietet.
Abenteuer & Drama
Wenngleich die Ausgangssituation der auf Julia Leighs Romanvorlage (Sleeping Beauty) basierenden Handlung einen astreinen Überlebensthriller vermuten lässt, wagt Regie-Debütant Daniel Nettheim auch Genre-Exkurse. Durch verschiedene Handlungsstränge verlässt der Film immer wieder das Thriller-Genre und es mischen sich typische Elemente des Abenteuerfilms und Familiendramas in sein Werk.
Natürlich liegt der Fokus auf den zahlreichen Außensequenzen, die Martin auf der Pirsch zeigen. Dazwischen lässt Nettheim jedoch eine gewisse Bindung zwischen Martin und Lucy und ihren Kindern entstehen. Martin verbringt viel Zeit mit den Sprösslingen, erledigt Hausarbeiten und kommt bald auch Lucy etwas näher. Kurzum: Er wirft seine eigenbrötlerische Art zunehmend über Bord. Genug Spielraum für Charakterdarsteller Willem Dafoe, der in seiner Rolle mal wieder aufgeht. Das dramaturgische Herzstück bilden jedoch vor allem die Szenen, in denen der Jäger auf der Lauer liegt. In eben diesen ruhigen Momenten stellt Dafoe sein ganzes Können unter Beweis. Erstaunlich, schließlich fehlt in besagten Szenen jegliche schauspielerische Unterstützung. Da reichen nur wenige Kollegen heran.
Die Handlung: langatmig und doch spannend
Bis die Handlung das erste Mal richtig Fahrt kommt, vergeht beinahe die Hälfte des Films. Auch der vermeintliche Höhepunkt, die Situation, in der Martin das erste Mal auf den Tiger trifft, lässt angesichts dieser Langatmigkeit etwas zu wünschen übrig. Zu schal wirkt die Begegnung von Jäger und Beute – was letzten Endes wohl auch des vergleichsweise niedrigen Budgets geschuldet ist.
Am Ende merkt man dem Regisseur seine Unerfahrenheit noch stellenweise an. Doch sei hier erwähnt, dass sich The Hunter trotz kleinerer Makel zu einem starken Film mit spannender Handlung und interessanten Charakteren entwickelt – wenn man ihm die Zeit dazu gibt.