René Redzepi gilt als Begründer der „Nordic Cuisine“. Der dänische Spitzenkoch belegte darüber hinaus mit seinem Restaurant Noma viermal den Spitzenplatz auf der Liste der „World´s 50 Best Restaurants“ und hält zwei Michelin-Sterne. Der französische Filmemacher Pierre Deschamps begleitete Redzepi über drei Jahre mit der Kamera, tauchte in das kulinarische Universum des Spitzenkochs ein und zeichnet nun eindrucksvoll das Auf und Ab in der Spitzengastronomie nach.
Der offizielle Trailer
Vor dem Filmstart traf entertainweb den Protagonisten des Films, René Redzepi, zum Gespräch. Im Interview erklärt er, warum Köche in der digitalisierten Welt immer größere Stars werden.
René, Sie stecken mitten in einem Interview-Marathon zum Noma-Film, der am 9. Februar in den deutschen Kinos startet. Ist das anstrengender als die Arbeit in der Küche?
René Redzepi: Zugegeben, ich bin ein wenig müde. Heute ist Sonntag, das Noma hat geschlossen und ich nutze diesen Tag normalerweise, um auszuspannen. Heute ging es aber sehr früh in den Flieger zum Interview hier in München.
Sie sagten einmal, es war ein langer, harter Prozess, die „Nordic Cuisine“ zu dem zu machen, was sie heute ist. Sind Sie auch müde, was die nordische Küche angeht?
René Redzepi: Nein, ganz im Gegenteil. Es macht mehr Spaß denn je. Wir planen ja gerade den Umzug in das neue Noma und ich hoffe, dass ich dort für den Rest meines Lebens arbeiten werde. Dort habe ich nämlich alles, was ich für meine Idee der nordischen Küche benötige.
Mit knapp 40 Jahren hätten Sie dann Ihr Ziel bereits erreicht?
René Redzepi: Ich hoffe es. Es ist eine Art Neustart und ich bin noch jung genug, diesen Schritt jetzt zu gehen. Ich möchte dort am neuen Standort all das endgültig perfektionieren, wofür wir in den vergangenen 13 Jahren im Noma geübt haben.
Werden Sie das alte Restaurant nicht vermissen?
René Redzepi: Nein, absolut nicht. Damit bin ich durch und ich hege keinerlei nostalgische Gefühle. Im Ernst, 13 erfolgreiche Jahre dort sind genug. Das Problem mit anhaltendem Erfolg ist, dass er Routinen erzeugt. Aus diesen Routinen will ich nun wieder ausbrechen.
Haben Sie keine Sorge, dass dieses Experiment schief gehen könnte?
René Redzepi: Doch, natürlich. Es ging uns gut im alten Noma und es gab eigentlich keinen Grund, daran etwas zu ändern. Das Team funktioniert so perfekt, dass ich auch mal drei Wochen abwesend sein könnte, ohne, dass etwas passiert. Das alte Restaurant war immer ausgebucht und nun stehen wir wahrscheinlich für zwei Jahrzehnte bei der Bank in der Kreide. Andererseits entwickelt man sich nur so wirklich weiter, man muss seine Komfortzone verlassen, um den nächsten Schritt zu machen. Und ich bin auch der Meinung, dass wir uns bestmöglich auf das neue Noma vorbereitet haben.
Welche Küche kochen und genießen Sie denn privat? Abgesehen natürlich von der Nordic Cuisine…
René Redzepi: Ich würde nicht sagen, dass ich die nordeuropäische Küche am liebsten mag (lacht). Zumindest nicht als alltägliches Essen. Ich mag natürlich die Küche aus der Heimat meines Vaters, aus Mazedonien. Die Menschen dort essen so gut, obwohl sie sehr wenig Geld haben. Ich mag auch die italienische Küche, viel mehr, als die eigentliche dänische. Die besteht nämlich aus einen Steak oder Wurst mit Kartoffeln und bietet fast keinerlei Abwechslung. Am meisten beeindrucken mich aber japanische Rezepte und die mexikanische Küche. Tacos finde ich göttlich.
Kochen Sie in den eigenen vier Wänden?
René Redzepi: Weil ich so viel arbeite, komme ich zu Hause nicht sehr oft dazu, zu kochen. Ich mag es aber auch sehr, bekocht zu werden und ich habe das Glück, dass sowohl meine Frau als auch ihre Mutter, die bei uns lebt, hervorragend kochen können.
Manche Köche, unter anderem auch Sie, sind heute regelrechte Superstars. Haben Sie abschließend eine Erklärung für dieses Phänomen?
René Redzepi: Ich schätze, dass Köche zukünftig die neuen Cristiano Ronaldos werden. Im Ernst. Das liegt auch an unserer digitalisierten Welt, in der Essen eine einzigartige analoge Erfahrung bleiben wird, die wir alle teilen. Unsere Handys können wir nun einmal nicht essen. Deshalb glaube auch nicht, dass der Hype um Köche oder Kochshows bald enden wird und das ist auch gut für unseren gesamten Berufsstand, der eine Aufwertung dringend benötigt. Ich hoffe nur, dass diese Köche dann nicht so enden wie manche Fußballer und nur noch mit dicken Karren durch die Gegend fahren.
Hier findet ihr alle Infos zum Film „Noma“
Pierre Deschamps -- Alle Bilder stammen aus dem Film "Noma"
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31.01.2017
- Derk Hoberg
Interview zum Filmstart
René Redzepi kommt ins Kino – Interview zum Filmstart von Noma
Am 9. Februar startet die Dokumentation "Noma" über das gleichnamige Kopenhagener Spitzenrestaurant „Noma“ in den deutschen Lichtspielhäusern. Wir haben vorab mit dessen Chef René Redzepi über seine Erfolge und die neuen Pläne für das Noma gesprochen.