Die Emmy-Nominierungen 2018 Bild: Getty Images

Die Emmy-Nominierungen 2018

Zum ersten Mal in der Geschichte des TV-Preises entfallen mehr Nominierungen auf Streaming-Dienste als auf klassische TV-Sender

Netflix schubst HBO vom Thron

Zum ersten Mal in 17 Jahren hat der amerikanische Bezahlsender HBO bei den Emmy-Verleihungen nicht die meisten Nominierungen eingeheimst. Vom Thron geschubst wurde der klassische TV-Sender, der unter anderem für legendäre und gewagte Produktionen wie Sex and the City, Curb your Enthusiasm, Boardwalk Empire, Girls, The Sopranos und natürlich Game of Thrones verantwortlich ist, vom Streaming-Giganten Netflix. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass Netflix überhaupt erst 2013 damit begonnen hat, nicht nur die Produktionen klassischer TV-Sender und Filmstudios aufzukaufen, sondern auch eigene Produktionen, sogenannte Originals, umzusetzen.

181 der Nominierungen entfielen auf reine Streaming-Dienste, ganze 122 Nennungen davon auf Netflix. Der größte Konkurrent Amazon Prime Video schaffte es immerhin auf 23 Nominierungen. Der bisherige Branchen-Primus, Pay-TV-Sender HBO ging mit 108 Nominierungen hervor, während NBC mit 78 Nominierungen auf den dritten Platz kam und somit das beste Resultat aller frei empfangbaren Sender erreichte.

2013, als Netflix begann, mit Eigenproduktionen zu experimentieren, kamen die beiden einzigen bis dahin veröffentlichten Netflix-Shows House of Cards und Hemlock Grove auf bescheidene 13 Nominierungen. 2014 waren es schon 31, 2015 kam man auf 34 Nominierungen, 2016 auf 54 und 2017 stieg die Zahl auf 91. Der Grund für diesen rasanten Anstieg in nur fünf Jahren ist natürlich, dass der große Erfolg der Streaming-Dienste immer mehr Geld in die Kassen spült, das die Verantwortlichen postwendend in immer mehr und vor allem immer hochwertige, durchdachtere und aufregendere Produktionen investieren. So gelang es Netflix beispielsweise 2015, traditionsreiche Sender-Giganten wie BBC und ITV auszustechen, als die Rechte für „The Crown“, eine Drama-Serie über die britische Königsfamilie zum Verkauf standen. Berichten zufolge ließ sich Netflix die Serie mehr als 100 Millionen Pfund kosten. Die erste Staffel der Serie zählt damit zu den kostspieligsten Produktionen überhaupt.

Auch im Jahr 2018 ist der Netflix-Produktionskalender wieder prall gefüllt: Auf dem Programm stehen 31 Comedy- und Drama-Serien, 10 Spielfilme, 30 Kinderserien, 12 Dokumentationen und 10 Stand-up-Comedy-Specials, darunter auch viele regionale Produktionen. Der Streaming-Pionier hat ein jährliches Budget von 6 Milliarden Dollar und weltweit 93 Millionen Abonnenten.

Hulu und Amazon Prime Video sind noch nicht ganz auf dem Stand von Netflix, aber haben ebenfalls ein paar beachtliche Eigenproduktionen im Programm.

Streaming-Dienste sorgten für eine Revolution im Serienfach

Sogenannte Streaming on Demand Services haben den kommerziellen Serienmarkt ganz zweifellos revolutioniert. Die Produzenten müssen sich nicht länger an spezifische Sender-Vorgaben halten, was die zur Verfügung gestellte Programmzeit betrifft – die bei klassischen TV-Sendern wiederum stark von erlaubten Werbeunterbrechungen abhängt. Außerdem haben sich die Handlungsbögen verändert. Nachdem heutzutage viele Zuseher zum Binge Watching neigen, sind die früher allzu beliebten dramatischen Cliffhanger wesentlich weniger effektiv. Junge, artistische Drehbuchschreiber und Indie-Produzenten haben durch das Interesse der großen Streaming-Dienste ebenfalls leichteren Zugang zum Markt. Großartige Stories, die aus welchen Gründen immer nicht im Film-Business umgesetzt werden, kommen heutzutage einfach als Serien oder Spielfilme ins Fernsehen.

Die wichtigsten Nominierungen 2018

In der Kategorie Dramaserien gelten Game of Thrones (HBO) mit 22 Nominierungen, Westworld (Netflix) mit 21 Nominierungen und The Handmaid’s Tale (Hulu) mit 20 Nominierungen als die großen Favoriten. Außerdem nominiert sind The Americans (FX), The Crown (Netflix) und This is Us (NBC).

In der Kategorie Comedy bekam Atlanta (FX) mit 16 Stück die meisten Nominierungen. Dahinter landete The Marvelous Mrs. Maisel (Amazon Prime Video) mit 14 Nominierungen. Außerdem im Rennen sind Barry (HBO), black-ish (ABC), Curb Your Enthusiast (HBO), Glow (Netflix), Silicon Valley (HBO) und The Unbreakable Kimmy Schmidt (Netflix).

Die 70. Primetime Emmy Awards zu Ehren der besten US Prime Time TV-Programme wird am 17.September 2018 im Microsoft Theater in Downtown Los Angeles, Kalifornien stattfinden. In Deutschland wird die Verleihugn von TNT Serie übertragen.
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