Die Spezialisten unterwegs
Was haben Serien wie Miami Vice, Baywatch, Catweazle oder Knight Rider gemeinsam? Sie behielten auch in der deutschen Lokalisation ihren Originaltitel. Das hätten auch der US-Serie Misfits Of Science gut getan, denn der hierzulande verwendete Titel Die Spezialisten unterwegs würde heute keinen mehr vom Hocker reißen und klang selbst in den guten alten Achtziger Jahren schon etwas sperrig. Frei übersetzt hieße die Serie Außenseiter der Wissenschaft, was die Sache zugegebenermaßen kaum besser gemacht hätte.
Die Serie, die am 29. August 1988 auf RTL ausgestrahlt wurde, ist das, was vermutlich herauskommen würde, wenn man eine humorvolle Arztserie wie Scrubs mit einem Marvel-Comic in den Genre-Mixer wirft: Die Wissenschaftler Dr. Billy Hayes und Dr. El Lincoln vom Humanidyne Institut in L.A. stellen ein Team aus Menschen mit übermenschlichen Fähigkeiten zusammen. Während Dr. Hayes (gespielt von Dean Paul Martin, dem Sohn des Sängers Dean Martin) besondere Fähigkeit ist, Tequila zu trinken, kann sich Dr. Lincoln (Kevin Peter Hall) dank eines Serums auf Spielzeugpuppen-Größe schrumpfen lassen.
Der Rockmusiker Johnny B, alias John Bukowski, kann seit einem Stromschlag bei einem Konzert Blitze schießen und sich blitzschnell bewegen. Gloria Dinallo dagegen wurde bereits mit telekinetischen Fähigkeiten geboren. Der Direktor der Forschungseinrichtung, Richard „Dick“ Stetmeyer, wird von Max Wright gespielt, besser bekannt als Willie Tanner aus der Serie Alf. Dass es lediglich 16 Folgen gab, mag daran liegen, dass in den USA zur gleichen Zeit der Denver Clan ausgestrahlt wurde – mit fatalen Folgen für die Darsteller.
Kurios: Beide Hauptdarsteller ereilte ein tragischer Tod im Alter von 35 Jahren: Dean Paul Martin starb bei einem Flugzeugabsturz, Peter Hall (übrigens: schlüpfte in die Haut des Aliens in Predator (1987) mit Arnold Schwarzenegger) durch eine Aids-infizierte Blutkonserve.
Der Mann aus Atlantis
Die Geschichte von der Meerjungfrau mal anders herum: Der Meeresbiologin Dr. Elizabeth Merrill wird bei einem Strandspaziergang ein geheimnisvoller Mann vor die Füße gespült. Wie sich herausstellt, ist Mark Harris der letzte Überlebende des sagenumwobenen Atlantis – was erklärt, warum er mit Schwimmhäuten ausgestattet ist. Die US-Regierung ist begeistert von den Kräften des Meerjungmannes und setzt ihn in diversen Missionen ein. Auch ein Millionär im Stil eines James-Bond-Bösewichts zeigt Interesse am menschlichen Flipper.
Obwohl die Serie, auch bekannt als Der Mann aus dem Meer bereits 1977 und 1978 gedreht wurde, strahlte die ARD sie hierzulande erst 1982 aus. Vielleicht, weil der Hauptdarsteller bei uns dank einer ganz anderen Rolle populär war: Eigentlich kam „der Mann aus Atlantis“ aus Dallas. Zumindest aus der gleichnamigen Erfolgsserie Dallas. Patrick Duffy feierte nämlich Erfolge in der Rolle des Bobby Ewing.
Immer wirrere Storys (inklusive Begegnungen mit Aliens) schreckten viele Zuschauer ab (vor allem die, die keine Drogen nahmen), so dass nach einer Staffel Schluss war. Dennoch: Den eigenwilligen Schwimmstil von Patrick Duffy nachzuahmen, wurde seinerzeit zu einer der Hauptbeschäftigungen in öffentlichen Schwimmbädern.
Mork vom Ork
Schon zehn Jahre vor Alf beanspruchten die Abenteuer eines Außerirdischen auf unserem Planeten die Lachmuskeln. Kein geringerer als Robin Williams mimte das Alien vom Planeten Ork, das seinem Vorgesetzten Orson über seine Infiltration der menschlichen Rasse berichten sollte. Wie später Alf kam Mork bei einer Kleinstadtfamilie unter. Und ebenfalls wie bei Alf entstand die Komik vor allem dadurch, dass der Gast aus dem All mit seiner Unkenntnis der menschlichen Sitten sich immer wieder auffällig anders benahm. Auch der Umstand, dass er telekinetische Begabungen hatte, im Kopfstand schlief, mit den Fingern trinken konnte und „Nano Nano“ für eine adäquate Begrüßungsformel hielt, machte ihn zu einem schrägeren Serienstar als spätere schrullige Typen wie Monk und Dr. Perry Cox aus Scrubs zusammen.
Die Serie, die in Deutschland erstmals 1979 im ZDF ausgestrahlt wurde, brachte es auf stolze 95 Episoden, wurde im selben Jahr mit dem People´s Choice Award ausgezeichnet und Robin Williams erhielt für den Mork einen Golden Globe. Pam Dawber, die Darstellerin der jungen Dame Mindy, die Mork mit den menschlichen Gebräuchen vertraut macht, ist heute übrigens mit Mark Harmon verheiratet – besser bekannt als Special Agent Gibbs aus Navy CIS.
Shogun
Was George Clooney heute für Damen jeden Alters ist, war für viele Anfang der 80er Richard Chaberlain – der Frauenschwarm schlechthin. Ein Jahr bevor er als Pater in Liebesnöten in Die Dornenvögel die Herzen des zarten Geschlechts eroberte, mimte er 1982 im ZDF den auch für männliche Zuschauer interessanten Navigationsoffizier John Blackthorne in der auf einem Roman basierenden Kurzserie Shogun (= Anführer der Samurai). Blackthorne, dessen Schiff Anfang des 17. Jahrhunderts durch einen Sturm an die japanische Küste gelangt, gewinnt die Gunst des Fürsten Toranaga und wird zu einer bedeutenden Figur im Machtkampf mehrerer Feudalherren im Land.
Eine Besonderheit war, dass auf eine Synchronisation der japanischen Dialoge verzichtet wurde, damit der Zuschauer sich in die Rolle eines Fremden in einem fernen Land versetzen konnte. Die Musik komponierte der Franzose Maurice Jarre, von dem auch die weltbekannte Melodie von Doktor Schiwago stammt. Jarre war der Vater des Elektro-Mucke-Pioniers Jean Michel Jarre.
Street Hawk
„Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht“, heißt es im Vorspann von Knight Rider. Ähnliches gilt für Street Hawk, abgesehen davon, dass der Protagonist nicht auf vier, sondern nur auf zwei Rädern unterwegs ist: Hinter dem Geheimprojekt Street Hawk steckt ein 500 km/h schnelles Supermotorrad, entwickelt von einem Tüftler und Computer-Nerd des FBI. Der Retter-Ritter, der das Stahlross einreiten darf ist Jesse Mach, gespielt von Rex Smith. Der führt wie Batman, Spiderman, Superman und Co. ein Doppelleben: Der ehemalige Motorrad-Cop wird nach einer Knieverletzung zur Schreibtischarbeit in der Presseabteilung verdonnert, doch Nachts schwingt er sich auf Street Hawk, um die Straßen von Verbrechern zu reinigen. Abgesehen von seinem Sprachdefizit konnte das stumme Superbike durchaus mit K.I.T.T. konkurrieren.
Dass Fans von temporeichen Verfolgungsjagden bei der Serie auf ihre Kosten kamen, verriet bereits der Nachname des Helden – Mach erinnert sicher nicht zufällig an die gleichnamige Geschwindigkeitsangabe.
Die deutsche Erstausstrahlung sendete RTL im Dezember 1986. Nach 13 Episoden war der Motorrad-Trip zu Ende, wurde aber von 1995 bis 1998 erneut auf Super RTL gezeigt. Für Fans von Soundtracks interessant: Mit der Band Tangerine Dream steuerten keine Unbekannten die Titelmelodie bei.