Aus der Ego-Perspektive erkundet der Spieler eine albtraumhafte, verquere Welt, in der an jeder Ecke Bedrohungen lauern. Eine Welt, die in Schwarz-Weiß gehalten ist und diese Tristesse nur in wenigen Momenten aufbricht – dann aber in starkem Kontrast. Spielerisch ist Here They Lie keine Herausforderung. Eigentlich besteht das Game nur aus Erkunden, Schleichen und Schockmomenten. Man bewegt sich durch die Spielwelt, sammelt Papierfetzen auf und liest die Textschnipsel darauf – und lässt sich dazwischen von Jump-Scares erschrecken und haut vor Widersachern ab. Wehren kann man sich in Here They Lie nicht. Das gehört wie zum Beispiel auch in Outlast zum Konzept und macht das Spiel noch auf einer weiteren Ebene spannend. Falls man in der Zwischenzeit doch mal den virtuellen Löffel abgibt: Halb so wild, denn die Rücksetzpunkte fallen sehr fair aus.
Motion Sickness im U-Bahn-Schacht
Oder man nutzt das Ableben für eine Pause, denn am besten genießt man das Spiel in kleinen Häppchen. Und hier sind wir beim größten Kritikpunkt: Motion Sickness. Here They Lie kann für Kopfschmerzen und Übelkeit sorgen. Und zwar heftig. Warum das so ist: wohl wegen der Steuerung. Will man sich in Here They Lie umsehen, erfolgt das nicht mit einer normalen Drehung wie man sie aus jedem Ego-Shooter kennt. Nein, beim Manövrieren mit dem rechten Analogstick blendet das Spiel die tatsächliche Drehung aus und setzt nach einem Cut an der neuen Position wieder ein. Laut den Entwicklern soll das vermeiden, dass einem allzu schlecht wird. Wiederholt man das ein paarmal, merkt man's trotzdem schnell in der Magengegend. Und wenn dann noch fehlendes Kollisionsfeedback mit Objekten dazukommt, wird’s schwierig.Schade eigentlich. Denn abseits davon geben sich die Entwickler sichtlich Mühe, die Spielerfahrung so angenehm wie möglich zu halten. Die Routen sind schön linear, nur selten gibt’s Abzweigungen zu alternativen Wegen, die Spielfigur bewegt sich langsam. Alles sehr simpel. Allerdings reicht das auch schon, denn hier geht’s eher um die Spielerfahrung und die kryptische Story. Man fragt sich: Wer ist dieser riesige Anzugträger, der plötzlich aus einem Gemälde im U-Bahn-Schacht kommt und einem eine Heidenangst einjagt. Und wer ist die nette Dame vom Beginn und was will sie eigentlich? Nach gut zwei Stunden wisst ihr mehr, denn dann ist der Gruselspaß auch schon vorbei.