An der Zeit gedreht
War Mafia noch in einer von New York inspirierten Metropole namens Lost Heaven in den 1930er Jahren angesiedelt, entschieden sich die Produzenten von 2K Czech, übrigens besteht das Team aus ehemaligen Illusion Softworks-Designern, bei Teil 2 für einen namentlich neuen Schauplatz. In den 1940er und 50er Jahren landet der Protagonist Vito nach dem Krieg in Europa in der Großstadt Empire City. In den Vereinigten Staaten erhofft er sich das große Glück, wie so viele andere Leute auch. Sein bester Kumpel Joe hat für den sympathischen Vito ein Angebot, das er offenbar nicht ablehnen kann: Er wird in die Kreise der Mafia eingeführt. Was nach einer strahlenden Zukunft aussieht, entpuppt sich schnell als gefährlicher Aufstieg der kriminellen Karriereleiter. Und diesen dürfen Spieler am eigenen Leib erfahren.
Dass Mafia 2 ein vollständig neues Abenteuer ist, welches keine Kenntnisse über den Vorgänger erfordert, war eine gute Entscheidung. Dadurch werden Neulinge nicht unnötig abgeschreckt, einzig eine Vorliebe für offene Spielewelten wie GTA und Co. sollte man mitbringen, um Spaß mit dem Titel zu haben. Offensichtlichste Besonderheit von Mafia 2 ist der erstklassige, nein herausragende Stil. Das fiktive Empire City sieht grandios aus und versprüht jede Menge Authentizität. In bisher keinem anderen PC- bzw. Videospiel durfte man eine solch schön gestaltete und riesige Stadt besuchen, die in den aufregendsten Dekaden des 20. Jahrhunderts spielt. Ja, so stellt sich jemand im 21. Jahrhundert wohl die Vergangenheit der USA vor, auch erinnert vieles zurecht und verständlicherweise an die kultigen Der Pate-Kinofilme. Untermalt werden die unzähligen Missionen und Nebenaufträge durch über 120 original lizenzierten Musikstücke, sogar Elvis Presley und Frank Sinatra sind mit von der Partie.
Konventionell
Dabei ist Mafia 2 inhaltlich gar nicht mal so außergewöhnlich. Als Vito erlebt man 20 Jahre in Empire City, wodurch sich das Game sicher von GTA IV abhebt, das quasi nur in einer festen Zeit stattfand. Sonst aber orientierten sich die Entwickler sowohl am Vorgänger als auch an den beliebten Kreationen von Rockstar Games: Durch das Erfüllen der facettenreichen Aufträge treibt man die wendungsreiche Handlung voran und gewinnt an Ruhm und zweifelhafter Ehre. Wer sich auffällig und aggressiv durch die absolut stimmig inszenierte Stadt pilgert, ruft die Gesetzeshüter auf den Plan, was das Erfüllen der Aufgaben erschwert. Und um flott von A nach B zu gelangen, kann man Autos klauen oder sie auf anderem Wege organisieren. Sehr gelungenen sind die liebevoll dargestellten Vehikel der Vergangenheit, über 50 Wagen haben den Weg in Mafia 2 gefunden - sogar riesige Busse oder flotte, kleine Mini-Flitzer sind mit von der Partie. Hier könnte man höchstens die etwas gewöhnungsbedürftige Fahrphysik bemängeln, die ein wenig Einarbeitungszeit erfordert.
Spielenswertes Epos
Mafia 2 ist ein vorzügliches Epos für Action-Freunde und all diejenigen, die sich mit dem Mafioso-Thema anfreunden können. Die Geschichte ist überraschend facettenreich und fordernd. So manche Möglichkeiten in Empire City zeigen, dass die Entwickler nicht nur bei den Kollegen von Rockstar abgeschaut haben, sondern auch viele und stimmige Ideen in ihr Werk integrieren konnten. Den Verzicht auf einen Mehrspieler-Modus sollte man übrigens als positiv ansehen, denn man merkt ganz klar, dass sich 2K Czech komplett auf die Ausgestaltung der Solo-Kampagne konzentriert und viel Leidenschaft in ihr Projekt gesteckt hat. Das sieht man aber auch, denn grafisch ist Mafia 2 auf dem Stand der Zeit, einzig die PS3-Version fällt technisch etwas ab und die Xbox 360-Variante ruckelt gelegentlich - ähnlich wie GTA IV auf der Microsoft-Konsole.