Der Zweikampf schien ja längst entschieden. Nach vielen erfolgreichen Jahren auf der PS2 musste sich Konamis Edel-Fußballsimulation PES in letzter Zeit ständig dem Konkurrenten von Electronic Arts geschlagen geben. FIFA war zugänglicher und spektakulärer als das Rasenschach aus Japan. Besonders das letzte Jahr wird den eingefleischten PES-Fans schwer im Magen liegen. Das Passspiel war zu schwer, die Schiris zu doof und wieder einmal fehlte die wichtige FIFA-Lizenz.
Comeback des Jahres
Um es kurz zu machen: PES ist zurück! Die Japaner haben es offensichtlich satt, ständig als Verlierer vom Platz zu gehen und kommen frisch erholt aus dem Trainingslager zurück. Und, oh Wunder: Jetzt klappt's auch mit den Toren. Die Reihe war bisher bekannt für taktisch anspruchsvolles Ballgeschiebe im Mittelfeld und eine organisierte Defensive. Das gilt noch immer, aber jetzt sprinten die K.I.-Mitspieler endlich clever in die Lücken, lassen die Verteidiger stehen und hauen die Pille ins Netz. Vorausgesetzt natürlich, dass der tödliche Pass kommt, denn obwohl PES deutlich einstiegsfreundlicher ist, bleibt es eine anspruchsvolle Fußballsimulation.
Eine der wichtigsten Neuerungen ist die „Off-the-Ball“-Steuerung. Bei einem Freistoß oder einer Ecke wird ein Spieler im Strafraum ausgesucht und direkt gesteuert. So kann er entweder für Torgefahr sorgen oder brilliert als Passgeber. Daneben bietet das Spiel einen relativ komplexen Manager- und Karrieremodus, diverse Online-Modi und Trainingsherausforderungen um Standards und Dribblings zu üben. Dank der UEFA-Lizenz freut sich der Fan auf spannende Partien in der Champions- und Europa-League. Allerdings stehen nur der FC Bayern München und Bayer Leverkusen als deutsche Teams zur Verfügung. Ein kleiner Schönheitsfehler in einem nahezu perfekten Gesamtpaket.
Der Meister kontert
Der Abonnement-Meister von Electronic Arts spürt den Verfolger im Nacken und schlägt zurück. Allerdings nicht dort, wo man es erwarten würde. Die Macher haben den Zement angerührt und ein Abwehr-Bollwerk gebaut, dass nur schwer zu knacken ist. Mit dem „Taktischen Verteidigen“ wird die Abwehrarbeit nun deutlich effektiver, aber auch schwieriger zu beherrschen. Statt ständigem Tackling ist nun Timing gefragt. Räume können zugestellt werden und der Verteidiger muss auf den richtigen Moment warten. Das heißt natürlich nicht, dass aus FIFA plötzlich ein langweiliges Strategiespiel geworden ist. Im Gegenteil, hier geht es ordentlich zur Sache.
Dank der FIFA-Lizenzen können die Spieler unter mehr als 500 Vereinen und knapp 15.000 Spielern auswählen. Jede Partie bringt dank authentischer Stadionkulisse das Fußballspektakel „live“ auf die Heimkonsole und die Animationen wirken einen Tick besser als im Vorjahr. Der Onlinemodus präsentiert wieder einen echten „11 vs. 11“-Modus und mit „Ultimate Team“ wurde ein Sammelkartenspiel integriert. Im EA-Football-Club startet der Spieler sogar eine virtuelle Karriere und unterstützt seinen Lieblingsverein in einer großen Online-Liga.
Entscheidung im Elfmeterschießen
Es kann nur einen geben? Von wegen! 2012 wird einmal als einer der besten Fußballjahrgänge aller Zeiten eingehen. Die beiden Kontrahenten setzen auf ihre alten Stärken und schauen sich vom Gegner die besten Ideen ab. Während FIFA am Abwehrriegel feilt, stürzt sich PES in die Offensive. Eingefleischte Fans müssen deshalb umdenken und sich an die Neuerungen gewöhnen. Deshalb verzichtet FIFA aber nicht auf die Action und PES lässt die Fans weiter an der besten Taktik tüfteln. Trotz der leichteren Zugänglichkeit bleibt der Herausforderer aus Japan deshalb eher etwas für gewiefte Profis. Durch die FIFA-Lizenz und den umfangreicheren Online-Modus hat Electronic Arts auch dieses Jahr die Nase vorn. Allerdings muss FIFA aufpassen, denn der Vorsprung ist geschmolzen. Konsolenkicker haben nun die Qual der Wahl.