Erst in Krisenzeiten kommt der wahre Charakter eines Menschen zum Vorschein. So hätte der eher bieder anmutende College-Lehrer John Brennan (Russell Crowe) bestimmt nicht gedacht, dass er zum schießwütigen Ausbrecher-Helfer taugt. Doch genau zu dem muss er werden, wenn er seine unschuldig angeklagte Frau Lara (Elizabeth Banks) vom Gefängnis bewahren will.
Die Geschichte beginnt ganz harmlos am Frühstückstisch. Nachdem das idyllische Familienleben von John, Lara und dem gemeinsamen Sohn Luke auf Kamera festgehalten wurde, ändert sich die Szenerie dramatisch, als die Polizei in das Haus eindringt und Lara wegen Mordes an ihrer Chefin festnimmt. Sie soll ihren Boss mit dem Feuerlöscher erschlagen haben. Und die Beweise sind erdrückend. Fingerabdrücke, Motiv und Beweise lassen keinen Zweifel zu. Entsprechend lautet das Urteil vor Gericht auch 25 Jahre Gefängnis. Und die Familienidylle geht abrupt zu Ende.
Selbst ist der Mann
Auch wenn John an die Unschuld seiner Frau glaubt, bleibt ihm nichts übrig, als sich alleine um Luke zu kümmern. Denn sein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens wird abgelehnt. Daraufhin begeht Lara einen Selbstmordversuch und John weiß, dass er handeln muss, um seine Frau jemals wieder lebendig in Freiheit zu sehen. Ob es die schlaueste Idee ist, einen Ausbruchversuch zu starten, sei einmal dahin gestellt. Doch John hat keine andere Idee und schmiedet gemeinsam mit Ausbrecherkönig Damon Pennington (Liam Neeson) einen Plan, um Lara wieder nach Hause zu holen.
Dem Pädagogen bleibt keine andere Wahl, als selber zur Waffe zu greifen und die Justiz selber in die Hand zu nehmen. Das benötigte Geld für falsche Ausweise besorgt er sich durch einen Überfall einer Crystal Meth Küche. Dafür ist er auch bereit, über Leichen zu gehen. Doch er muss sich beeilen. Denn sein wohl ausgedachter Plan droht zu scheitern, weil seine Frau in drei Tagen in ein anderes Gefängnis verlegt werden soll. Es beginnt ein Lauf gegen die Zeit.
Gelungenes Remake
Die Idee, einen Unschuldigen aus dem Gefängnis zu holen ist ebenso wenig neu wie das Drehbuch 72 Stunden an sich. Der Film ist ein Remake des französischen Thrillers „Ohne Schuld“. Trotzdem gelingt es Oscar-Regisseur Paul Haggis (L.A. Crash) einen spannenden Thriller auf die Leinwand zu bannen, der nur etwas langsam in die Gänge kommt. Doch das Tempo und die Dramatik in der zweiten Filmhälfte machen dies mehr als wett.
Russell Crowe überzeugt dieses Mal nicht als muskelbepackter Kämpfer, sondern als besorgter Ehemann, der die Gewalt als letzten Ausweg sieht, um die geliebte Ehefrau zu retten. Ob ein eher unbeholfen anmutender Pädagoge mittleren Alters mit Bauchansatz wirklich in der Lage ist, ausgebildete Sicherheitskräfte an der Nase herum zu führen statt sich um seine Midlife-Crisis zu kümmern, sei einmal dahin gestellt. Doch wer nicht zu genau auf die logischen Zusammenhänge achtet, wird bei 72 Stunden vielleicht keine 3 Tage, aber zumindest zwei Stunden gut unterhalten werden.