Eine Familie und ein dunkles Geheimnis
Zu Beginn von Hereditary - Das Vermächtnis sehen wir Künstlerin Annie Graham (Toni Collette) in ihrem Haus am Waldrand, in dem sie mit ihrer Familie wohnt, bestehend aus dem stoischen Ehemann Steve (Gabriel Byrne), dem dauer-kiffenden Teenager-Sohn Peter (Alex Wolff) und der verstörten dreizehnjährigen Tochter Charlie (Milly Shapiro), die ständig wie manisch in ihrem Notizbuch kritzelt. Annie ist Künstlerin. Momentan arbeitet sie verbissen an der Fertigstellung einer Ausstellung von Dioramas. Es scheint, als würden die Miniatur-Szenen den Alltag ihrer eigenen Familie abbilden, aber auch Rückschlüsse auf das Innenleben der Künstlerin zulassen. Und dort sieht es aufgewühlt aus – auch wenn Gefühle zeigen im Hause Graham verpönt ist.
Der Tod ihrer Mutter, einer rauen Matriarchin wie sie im Buche steht, hat sie mitgenommen. Das Verhältnis der beiden war schwierig. Annies Mutter war keine einfache Person, aber eine Person mit vielen Geheimnissen. Dunklen Geheimnissen. Die sich der anfangs nichts ahnenden Familie nach und nach offenbaren. Und den Zusehern das Blut in den Adern gefrieren lassen.
Mehr wollen wir zur Handlung auch gar nicht verraten, wir halten es hier mit dem berühmten amerikanischen Filmkritiker Roger Ebert, der über den Film sagte: „Unfassbar furchteinflößend, ist Hereditary einer dieser Filme, die man gar nicht im Detail beschreiben sollte. Wenn man es doch tut, wird man nicht nur die Überraschungen ruinieren, sondern die Zuhörer werden sich auch fragen, ob man den Film gesehen oder doch nur geträumt hat“.
Kritiker-Liebling beim Sundance Film Festival
Hereditary ist der Debut-Film des jungen Filmemachers Ari Aster und wurde produziert vom amerikanischen Indie-Produktionshaus A24, das sich vor allem im Horror-Genre als immer mehr als wegweisend positioniert (It Comes at Night oder The Witch), aber auch bereits hochgelobte Dramen (Moonlight, Ex Machina) und schräge schwarze Komödien (Lady Bird, The Lobster) produziert hat. Der junge Regisseur selbst hat sich bislang in Kurzfilmen (The Strange Thing About the Johnsons, Munchhausen) ausgetobt, die alle eine Gemeinsamkeit aufweisen: Sie zeigen Asters Vorliebe für das Erzählen dunkler Familienabgründe.
Am 21. Januare feierte Hereditary – Das Vermächtnis Premiere auf dem angesehenen Sundance Film Festival, wo der Film Kritiker und Publikum sofort erobern und gleichzeitig in Angst und Schrecken versetzen konnte. Fans von Jumpscare-Filmen wird Hereditary vielleicht unbeeindruckt lassen, denn der Film, der zeitweise eher als Drama als als klassischer Horror-Streifen funktioniert, arbeitet mit anderen Mittel. Er packt die Zuseher bei den eigenen Emotionen, denen es kein Entrinnen gibt, so bedrückend und luftabschnürend sie auch sein mögen. Inspirieren lassen hat sich Regisseur Aster dabei von den Elementen ausgemachter Klassiker vergangener Jahrzehnte, wie z.B. The Shining, hat es aber geschafft, Hereditary in einem moderneren Licht erscheinen zu lassen. Kein Wunder, dass Kritiker meinen, der Film hätte das Potential, DER Horror-Film seiner Zeit zu werden.