Große Namen, holprige Story
Besagten Job übte bereits Russells Vater aus und auch seinem Bruder Rodney (Casey Affleck) legt er nahe, seinen Lebensunterhalt im örtlichen Werk zu bestreiten. Der war einst Soldat, pflegte seinen Sold aber schon früher bei Pferdewetten zu verzocken und hat den Absprung aus der Illegalität auch als Irak-Veteran nicht geschafft. Allerdings setzt er jetzt nicht mehr auf Vollblüter, sondern lässt als illegaler Straßenkämpfer die Fäuste sprechen. Als die Situation schließlich eskaliert und Rodney plötzlich von der Bildfläche verschwindet, nimmt Russell die Sache auch wegen unzureichender Ermittlungsarbeit der örtlichen Polizei selbst in die Hand.Die Handlung von Auge um Auge wirkt auf dem Papier wie eine klassische Rachestory. Regisseur Scott Cooper, der Jeff Bridges zu einem Oscar für seine Hauptrolle in Crazy Heart verhalf, verlässt sich dabei aber nicht auf eine klassische Inszenierung. Stattdessen nimmt er sich gut die erste Hälfte des Films Zeit, um die Hintergründe zu erläutern und den Zusammenbruch der Stahlindustrie in Kleinstädten wie dem als Handlungsort dienenden Braddock in Pennsylvania zu thematisieren. Dieser alternative Aufbau steht stark im Kontrast zu herkömmlichen Erzählstrukturen, was theoretisch begrüßenswert ist, in der Praxis aber eine gewisse Langatmigkeit nach sich zieht. Top in jedem Fall: Die ordentliche Besetzung, die erst durch Coopers Crazy Heart möglich wurde.
Willem Dafoe nimmt die Rolle des gewieften Buchmachers John Petty ein, während Woody Harrelson als Harlan DeGroat durch eine völlig irre Darstellung den Schauder über den Rücken jagt. Forest Whitaker und Zoe Saldana sind ebenfalls an Bord – und jeder der genannten Schauspieler kriegt genug Screentime. Folglich stattet der Regisseur Auge um Auge mit allerhand Nebenhandlungen aus, die zwar nicht ins Leere laufen, aber nicht detailliert genug ausgeführt wurden. Die Konsequenz: Cooper bringt seinen Film auf Schlingerkurs irgendwo zwischen Thriller, Sozialdrama und klassischer Rachestory.