Seit Duke Nukem 1991 das Licht der Computerwelt erblickt hat, steht der King für drei Dinge: übertriebene Gewalt, (halb)nackte Frauen und schlechte Sprüche. Das Konzept hatte Erfolg, und der Duke scharte schnell eine riesige Fangruppe um sich, die lange auf die neuen Abenteuer des wild um sich ballernden Freunds von Stripperinnen und Dosenbiers warteten.
Warum also am Konzept was ändern, dachten sich die Entwickler von Gearbox, die das ins Stocken geratene Projekt 2009 übernahmen. Der Duke ist schließlich der Duke und soll auch immer der Duke bleiben. Also kehrt der King 2011 zurück. Und obwohl der Duke mittlerweile 20 Jahre auf dem Buckel hat, ist er in Duke Nukem Forever in Top-Form.
Bier und Bräute sind Story genug
Zugegeben, für die Handlung werden die Entwickler keine großen Preise absahnen. Wieder einmal geht es darum, mit einem riesigen Arsenal an Waffen Schweinebullen und anderes Getier aus dem Weltraum genau dorthin zurückzubefordern, wo sie hergekommen sind. Eigentlich soll der Duke in einer TV-Show nur über seine vergangenen Abenteuer berichten, als die Nachricht ins Studio flattert, dass die Aliens zurück sind. Doch obwohl die Außerirdischen offiziell in Frieden kommen, ist schnell klar, dass sie anderes im Sinn haben. Wie gewohnt sind sie gelandet, um die Erde zu erobern. Dafür brauchen sie unsere Erden-Frauen, um mit ihnen eine riesige Alien-Armee zu züchten. Aber nicht mit dem Duke. Was bleibt dem armen Kerl anderes übrig, als sich die Sonnenbrille aufzusetzen, ein Bier aufzumachen und sich wieder ins Kampfgetümmel zu stürzen.
So heißt es für Mr. Nukem wieder, die Welt und heiße Bräute vor den Aliens zu beschützen, die sich für ihre Rettung auch überaus dankbar zeigen. Doch im Vergleich zu Duke Nukem 3D hat man viel mehr Möglichkeiten, auch mit der interaktiven Umwelt zu agieren. Beim Basketball ein paar Körbe werfen, Gewichte stemmen oder Flipper spielen sind nur einige mögliche Features. Und auch der für den Duke obligatorische Gang aus Klo öffnet dem Spieler im Vergleich zu anderen Ego-Shootern ungeahnte Möglichkeiten.
Wer dem Duke vorwerfen will, er sei ein selbstverliebter Egomane, der hat recht. Doch es geschieht aus gutem Grund. Denn jedes Mal, wenn der Duke sein Ego oder sein Machismo raushängen lässt, füllt sich die Energie-Leiste, die ihm als Schild dient. Also sollte man so oft es geht Autogramme schreiben, im Stehen pinkeln oder sich selber im Spiegel bewundern. Also alle Dinge tun, die einem die Freundin zuhause wahrscheinlich verbieten wird.
Ballern statt denken
Während andere neue Games dem Spieler nahezu komplette Handlungsfreiheit bieten, seinen Charakter nach eigenen Vorstellungen zu entwickeln und die Geschichte nach eigenem Gusto voran zu bringen, sind bei Duke Nukem Forever die Story und die Levelentwicklung strikt linear. Schließlich muss man sich um die Mädels kümmern und hat keine Zeit, sich mit so Nebensächlichkeiten wie einer interaktiven Handlung auseinander zu setzen. Doch die Story besteht nicht nur aus Ballern. Aufgelockert wird Duke Nukem Forever beispielsweise durch kleine Geschicklichkeitsspiele. So muss man ein ferngesteuertes Auto durch einen Parcours lenken, um an den sonst unerreichbaren Reaktorraum zu gelangen. Kurz darauf wird man selber Opfer einer Schrumpfkanone und muss sich selber hinter das Steuer setzen, um als Mini-Duke den Aliens mit coolen Sprüchen auf den Lippen über die Füße zu fahren, um den Vergrößerungsstrahl zu erreichen.
Duke vs. Duke
Ob man sich nun mit den Alien-Horden, den Schweinebullen oder monströsen Endbossen herumschlagen möchte oder sich doch lieber mit den zahlreich vorhandenen Mädels beschäftigt, bleibt jedem selbst überlassen. Im Single-Player ist tagelanger Spielspaß garantiert. Auch der Multiplayer-Modus hat den typisch selbstironischen Duke-Humor. So kann man den Gegner schrumpfen und ihn wie eine lästige Wanze zertreten. Und eine an den Rücken geklebte Rohrbombe hat noch nie ihren Zweck verfehlt.
Blasphemie! Kritik am Duke
Was dem Spiel an High-End Grafik fehlt, machen die Testosteron-triefenden Sprüche und derben Witze des Dukes mehr als wett. Und dem wahren Fan sind ein paar eckige Gesichter oder pixelige Gestalten egal, solange der Duke endlich wieder ins Rampenlicht tritt.
Schon vor seinem Erscheinen hat der Duke – wen wundert’s – für viel Kritik vor allem bei US-Feministinnen gesorgt. Sie wehren sich gegen den offensichtlichen Sexismus und die angedeuteten Oralsexszenen des Dukes. Doch mal ehrlich: Ist es nicht das, was alle Fans vom Duke auch erwarten?
Duke Nukem Forever wird bestimmt kein Meilenstein, was Grafik, Gameplay, Handlung oder Genre angeht. Doch es vergeht kaum eine Minute ohne blöden Spruch, sexistische Anspielung oder dass man ein Alien auf eine der unzähligen Möglichkeiten ins Jenseits befördert. Insofern werden alte und neue Fans des Duke auch beim neuesten Teil voll auf ihre Kosten kommen.
In diesem Sinne: Hail to the King!